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Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Titel: Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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erlangen, und er stellt als Erster klar, dass wir im Ausgangspunkt an allem zweifeln müssen. Er wollte sein philosophisches System nämlich nicht auf Sand errichten.«
    »Denn wenn das Fundament nachgibt, dann stürzt vielleicht das ganze Haus ein.«
    »Danke für diese Hilfe, Sofie. Nun hält Descartes es nicht für richtig, an allem zu zweifeln, aber im Prinzip können wir alles anzweifeln. Erstens ist es nicht so sicher, ob wir in unserer philosophischen Suche dadurch weiterkommen, dass wir Platon oder Aristoteles lesen. Vielleicht erweitern wir dabei unser historisches Wissen, aber wir erfahren nicht mehr über die Welt. Descartes fand es wichtig, altes Gedankengut über Bord zu werfen, ehe er mit seiner eigenen philosophischen Untersuchung begann.«
    »Er wollte alle alten Materialien vom Bauplatz entfernen, ehe er mit dem Bau des neuen Hauses anfing?«
    »Ja, um ganz sicher zu sein, dass das neue Gedankengebäude von Bestand war, wollte er nur neues und solides Baumaterial verwenden. Aber Descartes’ Zweifel reichen noch tiefer. Wir können nicht einmal dem vertrauen, was unsere Sinne uns erzählen, meinte er. Vielleicht werden wir von ihnen zum Narren gehalten.«
    »Wie sollte das denn möglich sein?«
    »Auch wenn wir träumen, glauben wir, etwas Wirkliches zu erleben. Und gibt es etwas, das unsere wachen Empfindungen von den geträumten unterscheidet? ›Wenn ich mir die Sache sorgfältig überlege, so finde ich nicht ein Merkmal, um das Wachen vom Schlaf sicher zu unterscheiden‹, schreibt Descartes. Und er fährt fort: ›So sehr gleichen sich beide, dass ich ganz und gar stutzig werde und nicht weiß, ob ich nicht in diesem Augenblick träume.‹«
    »Jeppe vom Berge glaubte ja auch, nur geträumt zu haben, dass er im Bett des Barons gelegen hatte.«
    »Und als er im Bett des Barons lag, hielt er sein Leben als armer Bauer für einen Traum. Und so bezweifelt Descartes schließlich alles. An diesem Punkt hatten auch schon vor ihm viele Philosophen ihre philosophischen Betrachtungen beendet.«
    »Dann sind sie aber nicht besonders weit gekommen.«
    »Aber Descartes versuchte, von diesem Nullpunkt aus weiterzuarbeiten. Er ist zu der Erkenntnis gekommen, dass er alles anzweifelt und dass das das Einzige ist, dessen er sich ganz sicher sein kann. Und dann geht ihm etwas auf: Es gibt eine Tatsache, deren er sich ganz sicher sein kann, nämlich: dass er zweifelt. Aber wenn er zweifelt, muss auch feststehen, dass er denkt, und wenn er denkt, dann muss feststehen, dass er ein denkendes Wesen ist. Oder, wie er selber sagt: ›Cogito, ergo sum.‹«
    »Und das bedeutet?«
    »Ich denke, also bin ich.«
    »Es überrascht mich gar nicht besonders, dass er zu diesem Schluss gekommen ist.«
    »Das schon. Aber vergiss nicht, mit welcher intuitiven Sicherheit er sich plötzlich als ein denkendes Ich begreift. Vielleicht weißt du noch, dass Platon das, was wir mit der Vernunft erfassen, für wirklicher existierend hielt als das, was wir mit unseren Sinnen erfassen. Descartes erging es genauso. Er begreift nicht nur, dass er ein denkendes Ich ist, er versteht zugleich, dass dieses denkende Ich wirklicher ist als die physische Welt, die wir mit den Sinnen wahrnehmen. Und von hier aus macht er weiter, Sofie. Er ist durchaus noch nicht mit seiner philosophischen Untersuchung fertig.«
    »Mach du nur ruhig auch weiter.«
    »Descartes fragt sich nun, ob er mit derselben intuitiven Sicherheit noch mehr erkennt, außer der Tatsache, dass er ein menschliches Wesen ist. Er erkennt, dass er auch eine klare und deutliche Vorstellung eines vollkommenen Wesens hat. Diese Vorstellung hat er immer schon gehabt und für Descartes ist es selbstverständlich, dass eine solche Vorstellung nicht von ihm selber stammen kann. Die Vorstellung eines vollkommenen Wesens kann nicht von etwas herstammen, das selber unvollkommen ist, behauptet er. Also muss die Vorstellung eines vollkommenen Wesens von diesem vollkommenen Wesen selber herstammen – mit anderen Worten: von Gott. Dass es einen Gott gibt, ist deshalb genauso unmittelbar einleuchtend für Descartes wie die Tatsache, dass jemand, der denkt, ein denkendes Ich sein muss.«
    »Jetzt finde ich, er überstürzt seine Schlussfolgerungen ein wenig. Und dabei war er anfangs doch so vorsichtig!«
    »Ja, viele haben das als Descartes’ schwächsten Punkt bezeichnet. Aber du sprichst von Schlussfolgerungen. Eigentlich ist hier nicht die Rede von einem Beweis. Descartes meinte nur, dass wir alle

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