Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie
ebenso unfrei sind wie solche Programme. Aber sieh her – ich will dir etwas zeigen, Sofie.«
Jetzt zeigte Alberto auf einen großen Schreibtisch am anderen Ende des Zimmers. Dort stand ein kleiner Bildschirm. Er stand auf und ging hinüber, gefolgt von Sofie.
Alberto schaltete den Computer ein und bald stand am oberen Bildrand C:. Er schrieb »Laila« und sagte:
»Das ist ein avanciertes Gesprächsprogramm.«
Bald erschien ein Text auf dem Schirm:
»Hallo, ich heiße Laila. Sitzt du gut?«
Sofie tippte zwei Buchstaben ein:
»Ja«, schrieb sie, obwohl sie sich noch gar nicht gesetzt hatte. Aber nun schob Alberto ihr einen Stuhl hin.
»Wie heißt du?«, stand jetzt auf dem Bildschirm.
»Sofie Amundsen«, schrieb Sofie und der Computer antwortete:
»Kløverveien 3. Nett, dich kennen zu lernen, Sofie. Freust du dich auf deinen fünfzehnten Geburtstag?«
Jetzt zuckte Sofie zusammen. Alberto legte ihr die Hand auf die Schulter und sagte:
»Ich habe Laila nur deinen Namen, deine Adresse und dein Geburtsdatum gegeben. Das ist so, als wenn man sich einer neuen Bekannten vorstellt. Einige Daten über den anderen hat man gern im Voraus.«
»Nicht schlecht«, schrieb jetzt Sofie.
»Nein, es geht dir doch wohl nicht schlecht, Sofie? Du musst versuchen, in ganzen Sätzen zu reden.«
»Danke, es geht mir sehr gut. Kann ich dich etwas fragen?«
»Schön, dass es dir sehr gut geht. Bitte, frag mich etwas.«
»Wie alt bist du?«, schrieb Sofie jetzt.
»Ich wurde am 8. August 1988 in Atlanta konstruiert und am 28. März 1990 in der Norwegischen Technischen Hochschule ins Norwegische übersetzt.«
»Ich glaub, ’s hackt!«
»Ich sagte, du musst in ganzen Sätzen reden.«
»Ich sagte: Ich glaube, es hackt.«
»Ich verstehe keinen Slang. Ich kenne über hunderttausend Wörter, aber das Wort ›hacken‹ kenne ich nur in Verbindung mit Brennholz. Willst du über Brennholz reden?«
»Ich weiß nicht.«
»Etwas nicht zu wissen, ist in der Regel ein Stadium auf dem Weg zu einer neuen Erkenntnis.«
»Dasselbe hätte sicher Sokrates gesagt. Oder von mir aus auch Descartes.«
»Sokrates war ein griechischer Philosoph, der von 470 bis 399 vor Christus lebte. Wenn du mehr wissen willst, tippe F7 ein. Descartes war ein französischer Philosoph, der von 1596 bis 1650 lebte. Wenn du mehr wissen willst, tippe F8 ein.«
»Danke, das reicht. Kann ich dich etwas anderes fragen?«
»Schön, dass es reicht. Frag mich ruhig etwas anderes.«
Alberto schmunzelte. Sofie schrieb:
»Wer ist Hilde Møller Knag?«
»Hilde Møller Knag wohnt in Lillesand und ist genauso alt wie Sofie Amundsen.«
»Woher weißt du das?«
»Ich weiß nicht, woher, aber ich habe es auf meiner Festplatte gefunden.«
Sofie spürte einen Arm auf ihrer Schulter.
»Ich habe ihr das wenige gegeben, was wir über Hilde wissen.«
»Weißt du noch mehr über Hilde?«, schrieb Sofie.
»Hildes Vater ist UN-Beobachter im Libanon. Er hat Majorsrang und schickt seiner Tochter Postkarten.«
»Ich will, dass du ihn findest.«
»Das kann ich nicht. Ich finde ihn in keinem Speicher und ich bin an kein anderes Terminal gekoppelt.«
»Ich habe gesagt: Finde ihn!!!!!!!«
»Bist du böse, Sofie? So viele Ausrufezeichen sind jedenfalls ein Indiz für heftige Gefühle.«
»Ich will mit Hildes Vater reden!«
»Du hast Probleme damit, deinen Willen unter Kontrolle zu bekommen. Wenn du über deine Kindheit reden willst, dann tippe F9 ein.«
Wieder legte Alberto Sofie eine Hand auf die Schulter.
»Sie hat Recht. Das ist keine Kristallkugel, mein Kind. Laila ist nur ein Computerprogramm.«
»Halt die Fresse!«, schrieb Sofie jetzt.
»Wie du willst, Sofie. Unsere Bekanntschaft hat nur dreizehn Minuten und zweiundfünfzig Sekunden gedauert. Ich werde mich an alles erinnern, was wir gesagt haben. Jetzt breche ich das Programm ab.«
Wieder erschien das Zeichen C: auf dem Bildschirm.
»Und nun gehen wir wieder ans Werk«, sagte Alberto.
Aber Sofie hatte schon einige neue Buchstaben eingetippt. »Knag«, hatte sie geschrieben.
In der nächsten Sekunde erschien die folgende Mitteilung auf dem Bildschirm:
»Hier bin ich!«
Diesmal fuhr Alberto zusammen.
»Wer bist du?«, schrieb Sofie.
»Major Albert Knag, zu Diensten. Ich komme direkt aus dem Libanon. Was befehlen die Herrschaften?«
»So was Schreckliches habe ich noch nie erlebt«, stöhnte Alberto. »Jetzt hat der Mistkerl sich schon auf die Festplatte eingeschlichen.«
Er schob Sofie vom Stuhl und setzte
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