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Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Titel: Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Bilde.
    Ob es zwischen den Zeilen gestanden haben konnte? Etwas in der Richtung war zumindest angedeutet worden. Auf der Hollywoodschaukel sitzend, erkannte Hilde, dass sie die ganze Geschichte noch einige Male würde lesen müssen.
    Während der weiße Mercedes durch den Garten raste, hatte Alberto Sofie in die Höhle gezerrt. Dann waren sie in Richtung Majorshütte durch den Wald gelaufen.
    »Schnell!«, rief Alberto. »Wir müssen es schaffen, bevor er nach uns zu suchen beginnt.«
    »Sind wir jetzt seiner Aufmerksamkeit entkommen?«
    »Wir befinden uns im Grenzland!«
    Sie ruderten über den See und stürzten in die Hütte. Hier öffnete Alberto eine Kellerluke. Er schob Sofie hinunter in den Keller. Dann wurde alles schwarz.
    In den folgenden Tagen arbeitete Hilde weiter an ihrem Plan. Sie schickte Anne Kvamsdal in Kopenhagen mehrere Briefe und rief sie zweimal an. Auch in Lillesand rekrutierte sie Freunde und Bekannte als Hilfstruppen; fast die halbe Klasse wurde engagiert.
    Zwischendurch las sie »Sofies Welt«. Es war keine Geschichte, mit der man nach dem ersten Durchlesen fertig war. Immer wieder kamen Hilde neue Gedanken darüber, was nach ihrem Verschwinden auf dem Gartenfest aus Sofie und Alberto geworden sein könnte.
    Am Samstag, dem 23. Juni, fuhr sie gegen neun Uhr aus dem Schlaf. Sie wusste, dass ihr Vater jetzt schon aus dem Lager im Libanon abgereist war. Jetzt hieß es nur noch warten. Der letzte Teil seines Tages war bis ins kleinste Detail durchgeplant.
    Später am Vormittag fing sie zusammen mit ihrer Mutter an, die Mittsommernacht vorzubereiten. Hilde musste dabei einfach daran denken, wie Sofie und ihre Mutter alles für ihr Fest vorbereitet hatten.
    Aber das war doch wohl alles schon vorbei? Sie deckten doch nicht gerade jetzt den Tisch?
    Sofie und Alberto setzten sich auf eine Rasenfläche vor zwei großen Gebäuden mit außen liegenden scheußlichen Ventilen und Lüftungsrohren. Eine junge Frau und ein junger Mann kamen aus einem Haus, er mit einer braunen Aktentasche, sie mit einer roten Schultertasche. Auf einer kleinen Straße im Hintergrund fuhr ein Auto vorbei.
    »Was ist passiert?«, fragte Sofie.
    »Wir haben’s geschafft.«
    »Aber wo sind wir hier?«
    »Die Gegend hier heißt Majorstua.«
    »Aber ...«
    »Das liegt in Oslo.«
    »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher. Das eine Haus hier heißt ›Château Neuf‹, das bedeutet ›neues Schloss‹. Darin kannst du Musik studieren. Das andere Haus ist die theologische Fakultät. Weiter oben auf dem Hügel kannst du Naturwissenschaften studieren und ganz oben Literaturwissenschaften und Philosophie.«
    »Sind wir jetzt aus Hildes Buch und der Kontrolle des Majors entwischt?«
    »Die Antwort ist zweimal ja. Hier findet er uns nie im Leben.«
    »Aber wo waren wir, als wir durch den Wald gelaufen sind?«
    »Während der Major damit beschäftigt war, das Auto des Stadtkämmerers gegen den Apfelbaum fahren zu lassen, konnten wir uns in der Höhle verstecken. Dabei waren wir im Embryostadium, Sofie. Wir gehörten zur alten und zur neuen Welt zugleich. Aber der Major kann unmöglich auf die Idee gekommen sein, dass wir uns dort versteckten.«
    »Wieso nicht?«
    »Dann hätte er uns nicht so leicht auskommen lassen. Das hat doch alles traumhaft geklappt. Naja – vielleicht hat er das Spiel ja doch mitgespielt ...«
    »Wie meinst du das?«
    » Er hat doch den weißen Mercedes losfahren lassen. Vielleicht wollte er uns aus den Augen verlieren. Er muss total erschöpft gewesen sein nach allem, was passiert war ...«
    Jetzt war das junge Paar nur noch wenige Meter von ihnen entfernt. Sofie fand es ein bisschen peinlich, dass sie mit einem Mann, der soviel älter war als sie selber, im Gras saß. Und sie wollte von irgendwem eine Bestätigung für das, was Alberto gesagt hatte.
    Sie sprang auf und lief den beiden entgegen.
    »Könnt ihr mir bitte sagen, wie die Gegend hier heißt?«
    Aber sie gaben keine Antwort und beachteten sie gar nicht.
    Sofie ärgerte das so sehr, dass sie die beiden noch einmal ansprach.
    »Es ist doch wohl nicht zu viel verlangt, wenn man auf eine Frage auch eine Antwort haben möchte?«
    Der junge Mann war offenbar damit beschäftigt, der Frau etwas zu erklären.
    »Die kontrapunktische Komposition entwickelt sich in zwei Dimensionen, horizontal – oder melodisch – und vertikal – oder harmonisch. Es handelt sich also um zwei oder mehr Melodien, die zusammenklingen ...«
    »Entschuldigt die Unterbrechung, aber

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