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Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Titel: Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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losprustete. »Wer weiß, was richtig ist, wird auch das Richtige tun.«
    Hieß das, dass ein Bankräuber es nicht besser wusste, wenn er eine Bank überfiel? Das glaubte Sofie nicht. Statt dessen war sie davon überzeugt, dass sowohl Kinder als auch Erwachsene Dummheiten machen konnten – die sie später bereuten –, und dass sie die gerade wider besseres Wissen machten.
    Während sie noch so dasaß, hörte sie plötzlich auf der Seite der Hecke, die zum Wald hin gelegen war, trockene Zweige knacken. Ob das der Bote sein konnte? Sofie spürte, wie ihr Herz wieder einen Sprung machte. Noch größer aber war ihre Angst, als sie hörte, dass das, was da näher kam, schnaufte wie ein Tier.
    Im nächsten Moment drang von der Waldseite her ein großer Hund in die Höhle ein. Es musste ein Labrador sein. Im Mund hielt er einen großen gelben Umschlag, den er vor Sofies Füßen fallen ließ. Das Ganze passierte so schnell, dass Sofie nicht einmal reagieren konnte. Nach wenigen Sekunden hielt sie den großen Umschlag in der Hand – und der gelbe Hund war wieder im Wald verschwunden. Erst nachdem alles vorbei war, stellte sich der Schock ein. Sofie legte die Hände in den Schoß und weinte.
    Sie wusste nicht, wie lange sie so dagesessen hatte, aber nach einer Weile blickte sie wieder auf.
    Das war also der Bote! Sofie atmete auf. Deshalb waren die weißen Umschläge an den Rändern nass gewesen. Natürlich hatten sie deshalb auch die tiefen Kerben gehabt. Dass sie nicht schon längst auf diese Idee gekommen war! Und jetzt ergab es auch einen gewissen Sinn, dass sie ein süßes Plätzchen oder ein Stück Zucker in den Briefumschlag legen sollte, wenn sie an den Philosophen schreiben wollte.
    Sie dachte nicht immer so schnell, wie sie das gern gewollt hätte. Dass der Bote ein dressierter Hund war, war trotzdem etwas ganz Besonderes. Und damit konnte sie den Gedanken, dem Boten Alberto Knox’ Aufenthaltsort abzupressen, getrost zu den Akten legen.
    Sofie öffnete den großen Umschlag und fing an zu lesen.
Die Philosophie in Athen
    Liebe Sofie! Wenn du das hier liest, hast du vielleicht schon Hermes kennen gelernt. Sicherheitshalber muss ich noch hinzufügen, dass Hermes ein Hund ist. Aber deshalb brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Er ist sehr lieb – und außerdem hat er mehr Verstand als viele Menschen. Er versucht jedenfalls nicht, klüger zu wirken, als er in Wirklichkeit ist.
    Du kannst dir auch merken, dass sein Name kein Zufall ist. Hermes war der griechische Götterbote. Er war auch der Gott der Seefahrer, aber das kann uns so ziemlich egal sein, vorläufig jedenfalls. Wichtiger ist, dass von Hermes das Wort »hermetisch« kommt, und das bedeutet versteckt oder unzugänglich. Das passt recht gut, finde ich, da Hermes uns gewissermaßen voreinander versteckt hält.
    Damit ist der Bote vorgestellt. Er hört natürlich auf seinen Namen und ist überhaupt ziemlich wohlerzogen.
    Kehren wir zur Philosophie zurück. Die erste Abteilung haben wir bereits hinter uns. Ich denke an die Naturphilosophie, den eigentlichen Bruch mit dem mythischen Weltbild. Jetzt werden wir die drei größten antiken Philosophen kennen lernen. Sie heißen Sokrates, Platon und Aristoteles . Jeder dieser Philosophen hat auf seine Weise die europäische Zivilisation geprägt.
    Die Naturphilosophen werden oft auch als Vorsokratiker bezeichnet, da sie vor Sokrates gelebt haben. Zwar starb Demokrit einige Jahre nach Sokrates, aber sein ganzes Denken gehört dennoch der vorsokratischen Naturphilosophie an. Denn nicht nur zeitlich gesehen bedeutet Sokrates eine Trennlinie. Auch geographisch wechseln wir jetzt den Standort. Sokrates ist nämlich der erste in Athen geborene Philosoph, und sowohl er als auch seine beiden Nachfolger lebten und wirkten in Athen. Du erinnerst dich vielleicht daran, dass auch Anaxagoras einige Zeit in dieser Stadt gewohnt hat, dass er jedoch von dort vertrieben wurde, weil er die Sonne für eine Feuerkugel hielt. (Besser sollte es auch Sokrates nicht ergehen!)
    Von Sokrates’ Zeit an bildet Athen den Sammelpunkt der griechischen Kultur. Noch wichtiger ist es, sich zu merken, dass auch das gesamte philosophische Projekt sein Wesen ändert, wenn wir von den Naturphilosophen zu Sokrates überwechseln.
    Ehe wir aber Sokrates kennen lernen, wollen wir etwas über die so genannten Sophisten hören, die zu seiner Zeit Athens Stadtbild prägten.
    Vorhang auf, Sofie! Die Geschichte des Denkens ist ein Drama in vielen Akten.
Der

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