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Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Titel: Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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als Menschen zu sein – und dass kein Mensch seinem Schicksal entrinnen konnte.
    Unter den Griechen wurden viele Geschichten über Menschen erzählt, die von ihrem Schicksal eingeholt wurden. Im Laufe der Zeit wurden auch eine Reihe von Schauspielen – Tragödien – über diese »tragischen« Personen verfasst. Das berühmteste Beispiel ist die Geschichte von König Ödipus , der seinem Schicksal entfliehen wollte und ihm gerade dadurch in die Arme lief.
Geschichtswissenschaft und Medizin
    Nicht nur das Leben der einzelnen Menschen wurde nach Meinung der frühen Griechen vom Schicksal bestimmt. Sie meinten auch, dass der gesamte Lauf der Welt vom Schicksal gelenkt werde. So glaubten sie zum Beispiel, dass der Ausgang eines Krieges auf göttliches Eingreifen zurückgeführt werden könne. Auch heute glauben viele, dass Gott oder andere mystische Kräfte die geschichtlichen Ereignisse lenken.
    Doch während die griechischen Philosophen versuchten, natürliche Erklärungen für die Naturprozesse zu finden, bildete sich nach und nach auch eine Wissenschaft von der Geschichte heraus, deren Ziel es war, ebenso natürliche Ursachen für den Lauf der Welt zu finden. Dass ein Staat einen Krieg verlor, wurde nun nicht länger auf die Rachegelüste der Götter zurückgeführt. Die bekanntesten griechischen Historiker waren Herodot (484– 424 v. Chr.) und Thukydides (460–400 v. Chr.).
    Die Griechen der frühen Zeit hatten auch für Krankheiten die Götter verantwortlich gemacht. So wurden ansteckende Krankheiten oft als Strafe der Götter betrachtet. Andererseits konnten die Götter Menschen gesund machen, wenn ihnen nur die richtigen Opfer dargebracht wurden.
    Diese Vorstellung ist absolut nichts typisch Griechisches. Ehe sich in neuerer Zeit die moderne medizinische Wissenschaft herausbildete, war die Ansicht vorherrschend, dass jede Krankheit eine übernatürliche Ursache habe. Das Wort »Influenza«, das wir heute noch verwenden, bedeutete ursprünglich, dass jemand unter dem schlechten »Einfluss« der Sterne stehe.
    Noch heute halten viele Menschen auf der ganzen Welt verschiedene Krankheiten – wie zum Beispiel AIDS! – für eine Strafe Gottes. Viele glauben außerdem, dass ein kranker Mensch auf »übernatürliche« Weise geheilt werden könne.
    Während sich die griechischen Philosophen in eine völlig neue gedankliche Richtung bewegten, entstand auch eine griechische ärztliche Wissenschaft, die versuchte, für Gesundheit und Krankheit natürliche Erklärungen zu finden. Diese griechische ärztliche Wissenschaft wurde angeblich von Hippokrates begründet, der um das Jahr 460 v. Chr. auf der Insel Kos geboren wurde.
    Der wichtigste Schutz vor Krankheit lag nach der hippokratischen Arzttradition in Mäßigkeit und gesundem Lebenswandel. Natürlich für einen Menschen ist es demzufolge, gesund zu sein. Wenn Krankheit entsteht, dann liegt das daran, dass die Natur aufgrund einer körperlichen oder seelischen Gleichgewichtsstörung »entgleist« ist. Der Weg zur Gesundheit für einen Menschen liegt in Mäßigung, Harmonie und »einer gesunden Seele in einem gesunden Körper«.
    Heute wird immer noch über »ärztliche Ethik« gesprochen. Das bedeutet, dass ein Arzt seinen Beruf nach bestimmten ethischen Richtlinien ausüben muss. Ein Arzt darf zum Beispiel gesunden Menschen keine Rezepte für Mittel verschreiben, die Rauschgifte enthalten. Ein Arzt unterliegt außerdem einer Schweigepflicht, die es ihm verbietet weiterzuerzählen, was ein Patient ihm über seine Krankheit mitgeteilt hat. Auch diese Vorstellungen lassen sich auf Hippokrates zurückführen. Er ließ seine Schüler einen Eid ablegen, den wir bis heute als den Hippokratischen Eid der Ärzte kennen:
    Ich schwöre bei Apollon, dem Arzt, und bei Asklepios, bei Hygieia und Panakeia und bei allen Göttern und Göttinnen, die ich zu Zeugen anrufe, dass ich nach bestem Vermögen und Urteil diesen Eid und diese Verpflichtung erfüllen werde: Ich werde den, der mich diese Kunst lehrt, meinen Eltern gleich achten, mit ihm den Lebensunterhalt teilen und ihn, wenn er Not leidet, mit versorgen, seine Nachkommen meinen eigenen Brüdern gleichstellen und sie die Heilkunst lehren, wie sie diese erlernen wollen, ohne Entgelt und ohne Vertrag. Ratschlag und Vorlesung und alle übrige Belehrung will ich an meine eigenen Söhne und an die meines Lehrers weitergeben, sonst aber nur an solche Schüler, die nach ärztlichem Brauch durch den Vertrag gebunden und durch den Eid

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