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Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Titel: Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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der große Feldherr. Er hatte ja alles, was er sich wünschte.
    Die Kyniker meinten, ein Mensch brauche sich keine Sorgen wegen seiner Gesundheit zu machen. Selbst Leiden und Tod sollten ihn nicht bekümmern. Und er solle sich auch nicht vom Kummer über die Leiden anderer quälen lassen. Wenn wir heute die Wörter »zynisch« und »Zynismus« benutzen, meinen wir meistens nur noch diesen Aspekt: die Gefühllosigkeit für das Leiden anderer.
Die Stoiker
    Die Kyniker waren von großer Bedeutung für die stoische Philosophie , die um das Jahr 300 v. Chr. in Athen aufkam. Ihr Begründer war Zenon , der ursprünglich aus Zypern kam, der sich aber nach einem Schiffbruch den Stoikern in Athen anschloss. Er versammelte seine Zuhörer in einem Säulengang. Der Name Stoiker kommt vom griechischen Wort für »Säulengang« (Stoa). Der Stoizismus sollte später für die römische Kultur große Bedeutung erlangen.
    Wie Heraklit meinten die Stoiker, dass alle Menschen an derselben Weltvernunft – oder am selben »Logos« – teilhätten. Sie hielten jeden Menschen für eine Welt im Miniaturformat, einen »Mikrokosmos«, der den »Makrokosmos« widerspiegelt.
    Das führte zu dem Gedanken an ein allgemein gültiges Recht, das so genannte Naturrecht . Das Naturrecht gründet auf der zeitlosen Vernunft des Menschen und des Universums und ändert sich deshalb nicht mit Zeit und Ort. Hier ergriffen sie also mit Sokrates Partei gegen die Sophisten.
    Das Naturrecht gilt für alle Menschen, auch für die Sklaven. Die Gesetzeswerke der verschiedenen Staaten galten den Stoikern als unvollständige Nachahmungen eines Rechtes, das in der Natur selber begründet liegt.
    Wie die Stoiker den Unterschied zwischen dem einzelnen Menschen und dem Universum auswischten, stritten sie auch einen Gegensatz zwischen »Geist« und »Stoff« ab. Es gibt nur eine Natur, meinten sie. Eine solche Auffassung nennen wir Monismus (im Gegensatz zum Beispiel zu Platons klarem Dualismus , der Zweiteilung der Wirklichkeit).
    Als echte Kinder ihrer Zeit waren die Stoiker ausgeprägte »Kosmopoliten«. Sie waren also offener für die zeitgenössische Kultur als die »Tonnenphilosophen« (die Kyniker). Sie wiesen auf die Gemeinschaft der Menschen hin, interessierten sich für Politik, und einige von ihnen waren aktive Staatsmänner, zum Beispiel der römische Kaiser Marc Aurel (121–180). Sie trugen dazu bei, in Rom griechische Kultur und Philosophie zu verbreiten, was besonders für den Redner, Philosophen und Politiker Cicero (106–43 v. Chr.) gilt. Er prägte den Begriff Humanismus für eine Weltanschauung, die den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt rückt. Der Stoiker Seneca (4 v. Chr. – 65 n. Chr.) schrieb einige Jahre später, der Mensch sei dem Menschen heilig. Das wurde für die Nachwelt zu einer Art Schlagwort des Humanismus.
    Außerdem betonten die Stoiker, dass alle Naturprozesse – zum Beispiel Krankheit und Tod – den unwandelbaren Gesetzen der Natur folgen. Der Mensch muss daher lernen, sich mit seinem Schicksal zu versöhnen. Nichts geschieht zufällig, meinten sie. Alles geschieht notwendigerweise und es hilft wenig, seine Not zu bejammern, wenn das Schicksal an die Tür klopft. Auch die glücklichen Umstände des Lebens muss der Mensch mit größter Ruhe hinnehmen. Hier sehen wir die Verwandtschaft mit den Kynikern, die alle Äußerlichkeiten für gleichgültig hielten. Noch heute sprechen wir von »stoischer Ruhe«, wenn sich ein Mensch nicht von seinen Gefühlen mitreißen lässt.
Die Epikureer
    Wie wir gesehen haben, wollte Sokrates herausfinden, wie der Mensch ein gutes Leben leben kann. Kyniker und Stoiker interpretierten ihn dahingehend, dass der Mensch sich vom materiellen Luxus befreien muss. Aber Sokrates hatte auch einen Schüler namens Aristippos . Aristippos hielt es für das Ziel des Lebens, soviel sinnlichen Genuss wie möglich zu erlangen. Das höchste Gut sei die Lust, sagte er, das größte Übel der Schmerz. Deshalb wollte er eine Lebenskunst entwickeln, die jeder Form von Schmerzen auswich. (Das Ziel von Kynikern und Stoikern war es, alle Formen von Schmerzen auszuhalten . Es ist etwas anderes, alles daranzusetzen, um Schmerzen aus dem Weg zu gehen .)
    Um das Jahr 300 v. Chr. begründete Epikur (341–270) in Athen eine philosophische Schule (die Epikureer ). Er entwickelte Aristippos’ Lustethik weiter und kombinierte sie mit Demokrits Atomlehre.
    Angeblich trafen sich die Epikureer in einem Garten. Deshalb wurden sie

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