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Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie

Titel: Sofies Welt - Roman über die Geschichte der Philosophie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Trennlinien immer mehr verwischt wurden, empfanden viele Zweifel und Unsicherheit in Bezug auf ihre Lebenssicht. Die Spätantike war überhaupt von religiösen Zweifeln, kultureller Auflösung und Pessimismus geprägt. »Die Welt ist alt«, hieß es.
    Die neuen Religionen, die nun entstanden, hatten die Gemeinsamkeit, dass sie oft lehrten, wie der Mensch vom Tode erlöst werden kann. Viele dieser Lehren wurden geheim gehalten. Durch die Mitgliedschaft in Geheimbünden und durch die Teilnahme an bestimmten Ritualen konnte der Mensch die Unsterblichkeit der Seele und ein ewiges Leben erhoffen. Ein bestimmter Einblick in die wahre Natur des Universums konnte dabei ebenso wichtig für die Rettung der Seele sein wie die Rituale.
    Allgemein können wir sagen, dass die Philosophie des Hellenismus nicht besonders originell war. Es tauchte kein neuer Platon oder Aristoteles auf. Statt dessen wurden die drei großen Athener Philosophen zu einer wichtigen Inspirationsquelle für verschiedene philosophische Strömungen, die ich dir kurz skizzieren werde.
    Auch die Wissenschaft des Hellenismus war geprägt von der Vermischung der verschiedenen kulturellen Erfahrungen. Hier spielte die Stadt Alexandria in Ägypten eine Schlüsselrolle als Treffpunkt von Osten und Westen. Während Athen mit den von Platon und Aristoteles hinterlassenen philosophischen Schulen die Hauptstadt der Philosophie blieb, wurde Alexandria zur Metropole der Wissenschaft. Mit ihrer großen Bibliothek wurde diese Stadt zum Zentrum von Mathematik, Astronomie, Biologie und Medizin.
    Die hellenistische Kultur lässt sich gut mit der Welt von heute vergleichen. Auch das 20. Jahrhundert wird durch eine immer offenere internationale Gemeinschaft gekennzeichnet. Auch in unserer Zeit hat das in Religion und Lebenssicht zu großen Umwälzungen geführt. Wie man zu Beginn unserer Zeitrechnung in Rom auf griechische, ägyptische und orientalische Gottesvorstellungen stoßen konnte, können wir am Ende des 20. Jahrhunderts in allen europäischen Städten von einer gewissen Größe religiöse Vorstellungen aus allen Erdteilen antreffen.
    Auch in unserer Zeit sehen wir, wie ein Sammelsurium von alter und neuer Religion, Philosophie und Wissenschaft die Grundlage für neue Angebote auf dem »Weltanschauungsmarkt« bilden kann.
    Sehr viel von diesem »neuen Wissen« ist in Wirklichkeit altes Gedankengut – dessen Wurzeln unter anderem in den Hellenismus zurückreichen.
    Wie schon erwähnt, arbeitete die hellenistische Philosophie weiter an den Problemen, die von Sokrates, Platon und Aristoteles aufgeworfen worden waren. Ihnen gemeinsam war der Wunsch, die Frage zu beantworten, wie der Mensch am besten leben und sterben solle. Auf diese Weise wurde also die Ethik auf die Tagesordnung gesetzt. Sie wurde zum wichtigsten philosophischen Projekt der neuen internationalen Gemeinschaft. Die Frage war, worin das wirkliche Glück besteht, und wie es erreicht werden kann.
    Wir werden uns vier von diesen philosophischen Strömungen ansehen.
Die Kyniker
    Über Sokrates heißt es, dass er einst vor einer Marktbude stehen blieb, in der viele Waren ausgestellt waren. Schließlich rief er aus: »Sieh nur, wie viele Dinge die Athener zum Leben brauchen!« Er meinte damit natürlich, dass er selbst diese Dinge nicht brauche.
    Von dieser Haltung des Sokrates nimmt die kynische Philosophie ihren Ausgang, die um das Jahr 400 v. Chr. in Athen von Antisthenes begründet wurde. Er war Schüler des Sokrates gewesen.
    Die Kyniker betonten, dass wirkliches Glück nicht von Äußerlichkeiten wie materiellem Luxus, politischer Macht und guter Gesundheit abhänge. Wirkliches Glück bedeute, sich nicht von solchen zufälligen und vergänglichen Dingen abhängig zu machen. Gerade weil es nicht darauf beruhe, könne es von allen erlangt werden. Und es könne nicht wieder verloren werden, wenn es erst einmal erreicht worden sei.
    Der bekannteste Kyniker war Diogenes , ein Schüler des Antisthenes. Von ihm heißt es, dass er in einer Tonne wohnte und nichts weiter besaß als einen Umhang, einen Stock und einen Brotbeutel. (Da war es nicht leicht, ihm sein Glück zu nehmen!) Einst sonnte er sich gerade vor seiner Tonne, als er Besuch von Alexander dem Großen bekam. Alexander trat vor den Weisen hin und fragte ihn, ob er sich etwas wünsche, er werde ihm den Wunsch sofort erfüllen. Und Diogenes antwortete, Alexander möge ihm aus der Sonne gehen. So zeigte Diogenes, dass er reicher und glücklicher war als

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