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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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Geschütze abgefeuert wurde. Wieder hörte Causton dieses höllische Gezwitscher in der Luft und zog den Kopf ein. »Diese Schweine kennen keine Höflichkeit«, sagte er. »Die schießen zurück.«
    Die letzten von Favels Leuten wankten über den Kamm und fielen auf dem rückwärtigen Hang, in Sicherheit, erschöpft hin. Sie hatten einige von ihnen zurückgelassen – Wyatt sah drei kleine Häufchen in halber Höhe des Hanges, und er dachte daran, welche Opfer diese Männer gebracht haben mußten, um die Regierungstruppen zurückzuhalten, bis die Stadt evakuiert war. Die Männer ruhten sich aus und kamen wieder zu Atem, und nach einem Trunk Wasser und einem kleinen Imbiß, der für sie bereitgehalten worden war, reihten sie sich in die Verteidigungsfront ein.
    ***
    Es herrschte eine Pause. Von den Häusern kam vereinzeltes Feuer, das fast ohne jede Wirkung blieb, und die Rebellen schossen auf strengen Befehl ihrer Offiziere überhaupt nicht – es war nicht mehr so viel Munition vorhanden, daß man sie verschwenden konnte. Es war offensichtlich, daß der Regierungsgeneral seine Truppen im Schutze der Stadt für einen Sturm auf die Anhöhe formierte.
    Trotz der schnell fallenden Lufttemperatur schwitzte Causton ein wenig. Er sagte: »Ich flehe zu Gott, daß wir sie aufhalten können. Wenn der Angriff kommt, wird es ein schwerer sein. Wo bleibt Ihr verdammter Hurrikan, Wyatt?«
    Wyatts Blick hing am Horizont. »Er kommt«, sagte er ruhig. »Der Wind wird ständig stärker. Dort kommen schon die Regenwolken – der Nimbostratus und der Fraktonimbus. Die Kämpfe werden bald zu Ende sein. Kein Mensch kann in einem Hurrikan Krieg führen.«
    Der Wind hatte jetzt eine Geschwindigkeit von achtzig Kilometern pro Stunde, in Spitzen hundert, und die Rauchwolken über St. Pierre wurden zu einem trüben Schleier zerblasen. Das behinderte den Blick auf die See, aber Wyatt sah doch die weißen Schaumkronen, die noch stärkere Winde ankündigten.
    »Hier kommen sie«, sagte Causton und machte sich platt, als das Feuer von den Häusern plötzlich zu einem Crescendo anschwoll. Eine Welle von Soldaten in hellblauen Uniformen erschien am Fuß des Hanges und ging vor. Die Soldaten liefen im Zickzack und ständig die Richtung wechselnd, und gingen manchmal in die Knie, um zu schießen. Sie kamen schnell voran, und als sie hundert Meter zurückgelegt hatten, löste sich eine zweite Welle von den Häusern, um den Angriff zu unterstützen.
    »Herr Jesus!« sagte Dawson gepreßt. »Das müssen ja zweitausend sein. Warum schießen wir denn nicht?«
    Kein einziger Schuß kam von dem Höhenrücken, während die Flut von blauuniformierten Männern den Hang heraufbrandete. Der Wind war jetzt schon stark genug, um sie zu behindern, und Wyatt sah das Flattern ihrer Uniformen und zweimal einen schwarzen Punkt in der Luft, als eine schwarze Mütze wegflog. Einigen riß es die Füße weg, und sie verloren in den heftigen Böen das Gleichgewicht, aber sie stürmten weiter; leicht vorgebeugt rannten sie und kamen ständig höher herauf.
    Erst als die ersten schon im halben Hang waren, stieg eine Leuchtkugel von dem Höhenrücken auf und platzte über dem Hang zu roten Sternen auseinander. Sofort brach die Hölle los, als die Rebellen konzentriertes Feuer eröffneten. Die Gewehre knatterten, die Maschinengewehre hämmerten, und von weiter hinten kam das tiefere Bellen der wenigen Geschütze und Granatwerfer.
    Die anstürmende Welle von Soldaten kam ins Stocken und blieb dann liegen. Causton sah eine Schwade von ihnen wie Weizenhalme umsinken, als ein Maschinengewehr der Verteidiger schwenkte und sie mit einer Sense aus Kugeln abmähte, und überall auf der offenen Fläche fielen Männer, entweder tot, verwundet oder verzweifelt Deckung suchend, wo doch keine zu finden war. Er bemerkte, daß die Hälfte von Favels Maschinengewehren in feste Richtungen schoß, so daß die Angreifer in einem Netz von fliegenden Kugeln gefangen waren – sie mußten sterben, wenn sie vorgingen, und sie mußten sterben, wenn sie flohen, denn in jedem Fall liefen sie direkt in die Schußrichtungen der halb aus den Flanken schießenden Maschinengewehre.
    Granaten aus Geschützen und Werfern fielen zwischen die gefangenen Männer – Favel verschoß seine letzte Munition mit extravaganter Üppigkeit und setzte alles auf den kommenden Hurrikan. Die Erde bebte und ließ dunkel, blühende Bäume emporschießen, und die Qualmwolken wurden vom Sturm gepackt und weggefegt. Ein

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