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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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sagte etwas zu seinem Fahrer, und der Lastwagen reihte sich in die dünner werdende Flüchtlingskolonne ein.
    »Lassen Sie uns zu Dawson gehen«, sagte Causton. »Wir haben unser Heim dort drüben aufgeschlagen.«
    Er führte ihn von der Straße herunter und den rückwärtigen Hang hinab, bis zu der Stelle, wo Dawson mit gekreuzten Beinen neben einem großen Deckungsloch saß. Er freute sich, als er Wyatt sah, und sagte: »Hallo! Ich dachte schon, man hätte Sie wieder eingesperrt.«
    Wyatt sah sich das Loch an. Es hatte einen Abflußgraben am hinteren Ende, der offensichtlich nicht ausreichen würde. »Der muß vertieft werden – und wir müssen zwei haben. Ist da irgendwo ein Spaten?«
    »Spaten sind zur Zeit knapp«, sagte Dawson. »Aber ich will sehen, was ich finden kann.«
    Wyatt blickte den Hang entlang und sah überall Männer, eine lange, dünne Kette von Männern, die sich in die Erde einwühlten wie Maulwürfe. Oben auf dem Kamm, von wo aus man die Stadt überblickte, waren andere damit beschäftigt, Maschinengewehre in Stellung zu bringen und ebenfalls Löcher zu graben, die aber als Deckung gegen feindliches Feuer und weniger gegen Sturm dienen sollten. Sie hielten die Stadt sorgfältig unter Beobachtung für den Fall, daß Serruriers Leute durchbrechen sollten. Causton sagte: »Ich hoffe, Sie behalten recht in bezug auf die Flut. Wenn sie nicht eintrifft, bricht die Hölle los. Favel hat seine Artillerie zurückgelassen – er konnte nicht die Flüchtlinge und auch noch die Geschütze herausbringen.«
    Wyatt sagte: »Mabel trifft uns frontal. Das gibt Überflutungen.«
    »Wir wollen es hoffen. Militärisch ist Serrurier obenauf. Ich wette, er frohlockt jetzt.«
    »Das wird er nicht, wenn er zurückblickt – auf die See.«
    Dawson kam mit einem dünnen Stück Blech unter dem Arm zurück. »Keine Spaten da; aber das wird vielleicht auch gehen.«
    Causton und Wyatt vertieften den Abflußgraben und hoben einen zweiten aus, während Dawson ihnen zusah. Wyatt sah auf: »Wie geht's Ihren Händen?«
    »Gut«, sagte Dawson. »Ein Arzt hat sie behandelt.«
    »Weshalb bleiben Sie hier?« fragte Wyatt. »Sie sollten weiter hinauf ins Negrito-Tal gehen, solange Sie Gelegenheit haben.«
    Dawson schüttelte den Kopf. »Haben Sie diese Menschen gesehen? Ich habe nie eine niedergeschlagenere und mutlosere Menge gesehen. Ich habe Angst, wenn ich mich ihnen anschließe, werde ich auch so. Außerdem, vielleicht kann ich hier irgendwie helfen.«
    »Was meinen Sie denn, was Sie tun könnten?« fragte Causton. »Sie können Ihre Hände nicht gebrauchen, also können Sie weder schießen noch Löcher graben. Ich sehe keinen Sinn darin.«
    Dawson zuckte mit den Schultern. »Ich laufe nicht mehr weg«, sagte er störrisch. »Ich bin lange genug, viele Jahre lang, immer weggelaufen. Nun – ich bleibe hier auf dieser Anhöhe, basta.«
    Causton sah Wyatt an und zog seine Brauen hoch, dann lächelte er leicht und sagte nur: »Ich glaube, mehr können wir nicht tun. Lassen Sie uns nach oben gehen und sehen, was auf uns zukommt.«
    Die letzten Leute aus St. Pierre waren auf ihrem Weg ins Negrito-Tal vorbeigezogen, aber in der Ferne war die Straße noch schwarz von Gestalten, die sich müde dahinschleppten, um höheres Gelände zu erreichen. Das saftige Grün der Zuckerrohrfelder sah aus wie eine aufgewühlte See in dem zunehmenden Sturm, der Wellen in das elastische Rohr peitschte. Nur die Soldaten waren noch hier, und es waren sehr wenige in der dünnen Kette von Schützengräben, die die Anhöhe durchzogen, aber bald würden es mehr sein, wenn die bedrängte Armee in St. Pierre sich in diese Stellung zurückzog.
    Wyatt ging hinauf und legte sich neben einem Soldaten hin. Er fragte: »Was tut sich, Soldat?«
    Der Mann grinste breit. »Dort«, sagte er und zeigte mit dem Finger. »Sie kommen bald – vielleicht zehn Minuten.« Er prüfte das Schloß seines Gewehres und legte sich Munition zurecht.
    Wyatt sah den nackten Abhang zur Stadt hinunter. Die Schüsse, die man hörte, waren sehr nahe, und gelegentlich zwitscherte eine verirrte Kugel über sie hinweg. Bald sah er Bewegungen am Fuß des Hanges, und eine Gruppe von Männern kam herauf, ohne Hast, aber in gutem Tempo. Hinter ihm rief ein Offizier einen Befehl, und die drei Männer, die in etwa zehn Meter Entfernung an einem Maschinengewehr lagen, schwenkten das Gewehr in die von dem Offizier gezeigte Richtung.
    Die Männer, die den Hang heraufkamen, erreichten den Kamm und

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