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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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einem freien Platz aufgereiht, und Causton versuchte nach einem schnellen Blick wieder unterzutauchen. Aber es war zu spät. Ein Arm packte ihn, zog ihn aus der Menge heraus und stieß ihn zu den anderen hinüber. Serrurier war damit beschäftigt, seine sich auflösende Armee wieder zusammenzusuchen.
    Er betrachtete die Männer, unter die er geraten war. Sie waren alle Soldaten und alle unverwundet, und sie standen mit gesenkten Blicken da. Causton ließ seine Schultern nach vorn fallen, senkte den Kopf und mischte sich unauffällig unter sie, wobei er versuchte, soweit wie möglich nach hinten zu kommen. Nach einer Weile kam ein Offizier und hielt eine Ansprache. Causton verstand kein Wort, aber er erfaßte die allgemeine Bedeutung. Sie waren Deserteure, Feiglinge vor dem Feind, die eigentlich erschossen werden müßten, im Morgengrauen, oder lieber noch früher. Sie hatten nur eine Möglichkeit, am Leben zu bleiben, nämlich zurück an die Front zu gehen und sich Favels Kanonen zu stellen, zum Ruhm von San Fernandez und Präsident Serrurier.
    Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, schritt der Offizier an der ersten Reihe entlang und wählte willkürlich sechs Mann aus. Sie wurden an die gegenüberliegende Hauswand geführt – arme, verwirrte, verständnislose Schafe –, und plötzlich schoß ein Maschinengewehr, und die kleine Gruppe wankte und purzelte in dem Kugelhagel durcheinander. Der Offizier ging ruhig hinüber und schoß einem armen Teufel, der noch schrie, eine Kugel in den Kopf. Dann drehte er sich um und gab ein scharfes Kommando.
    Wie elektrisiert kamen die Deserteure in Bewegung. Unter dem lauten Gebell von Unteroffizieren bildeten sie eine unordentliche Kolonne und marschierten durch die Seitenstraße davon, Causton mit ihnen. Er sah im Vorbeimarschieren zu dem Erschießungskommando auf dem Lastwagen hinüber und dann zu den sechs toten Männern. Pour encourager les autres, dachte er.
    Causton war in Serruriers Armee eingezogen worden.
    ***
    Dawson wunderte sich über sich selbst.
    Sein ganzes Leben hatte er als ein zivilisiertes Mitglied der nordamerikanischen Volksgemeinschaft gelebt und daher nie Gelegenheit gehabt, sich klarzuwerden, wie er sich verhalten würde, wenn er einmal in echte Schwierigkeiten geraten sollte. Wie die meisten modernen zivilisierten Menschen hatte er Schwierigkeiten dieser Art noch nie erlebt; er wurde verhätschelt und beschützt von der Gemeinschaft und zahlte seine Steuern, wie es sich gehörte, auf daß dieser Schutz bestehen bliebe und immer jemand zwischen ihm und primitiven Realitäten wie Tod durch eine Kugel oder Folter stünde.
    Obzwar sein Image das eines sorglosen, kernamerikanischen Supermanns war und er schon in Gefahr kam, die Zeitungsausschnitte über sich selbst zu glauben, war ihm in den hintersten Winkeln seiner Seele irgendwie bewußt, daß dieses Image ein Betrug war, und er dachte von Zeit zu Zeit vage darüber nach, was für ein Mann er wohl wirklich war. Er hatte solche Gedanken zurückgedrängt, sobald er sie bewußt formulierte, weil er das ungute Gefühl hatte, daß er möglicherweise wirklich ein Schwächling sein könnte und dieser Gedanke beunruhigte ihn zutiefst. Das öffentliche Image, das er sich geschaffen hatte, war der Mann, der er zu sein wünschte, und er konnte den Gedanken nicht ertragen, daß er vielleicht nicht dergleichen war. Und er hatte keine Möglichkeit, das eine oder das andere zu beweisen – er war nie auf die Probe gestellt worden.
    Wyatts kaum verhohlene Verachtung hatte einen Stachel hinterlassen, und er verspürte so etwas wie Scham wegen des Versuchs, den Wagen zu stehlen – das war doch nicht die Handlungsweise eines Mannes. So kam es, daß, als seine Prüfung kam, etwas tief in seinem Innern ihn dazu brachte, seine Schultern zurückzuwerfen und Sous-Inspecteur Roseau zu sagen, er solle sich zum Teufel scheren, und das recht flott.
    Nun, da er im Bett lag und rings um ihn die Hölle einzustürzen schien, wunderte er sich also über sich selbst. Er hatte solche körperlichen Schmerzen ertragen, wie er nie für möglich gehalten hätte, und er war stolz, daß er als letztes vor dem Verlust des Bewußtseins in Roseaus Büro das unerbittliche Gesicht vor ihm angesehen und gestammelt hatte: »Ich sage es immer noch – scheren Sie sich zum Teufel, Sie Schwein!«
    Als er aus der Bewußtlosigkeit erwachte, lag er in einem sauberen Bett, und seine Hände waren verbunden und seine Wunden versorgt. Warum das so war,

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