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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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betrachtete nachdenklich seine behelfsmäßige Brechstange. Eine Brechstange ist ein Hebel, oder vielmehr Teil eines Hebels – der andere Teil ist ein Widerlager, und er hatte kein Widerlager. Er nahm das Fußende des Bettes und lehnte es an die Wand; es ließ sich als Widerlager verwenden, aber nicht dort, wo er das Loch gekratzt hatte. Er würde von vorn beginnen und ein neues Loch machen müssen.
    Wieder brauchte er eine lange Zeit dafür. Geduldig kratzte er an dem eisenharten Mörtel, hackte und pickte ihn auseinander, und als er fertig war, bluteten seine Knöchel, und seine Fingerkuppen fühlten sich an, als hätte sie jemand mit Sandpapier abgeschliffen. Er begann auch unter Durst zu leiden; er hatte die kleine Wasserkaraffe, die in der Zelle war, leer getrunken, und seit dieser letzten kolossalen Explosion war niemand in die Nähe gekommen – ein gutes Zeichen.
    Er setzte die Spitze seiner Brechstange in das neue Loch ein und drückte wieder. Wieder spürte er eine winzige Verschiebung in der Wand. Er nahm den Bettfuß, stellte ihn etwa zwei Handbreiten von der Wand entfernt auf und stieß seine Brechstange in das Loch. Sie ruhte gerade richtig auf der Oberkante des Metallrahmens. Dann holte er tief Luft und schwang sich mit seinem ganzen Gewicht auf die Brechstange. Etwas mußte nachgeben – die Brechstange, das Bett, die Wand – oder vielleicht Wyatt. Er hoffte, es würde die Wand sein.
    Er spürte, wie sich das Metallrohr der Brechstange unter seinem Gewicht bog, aber er hob seine Füße vom Boden und drückte weiter mit seinem ganzen Gewicht. Plötzlich gab es ein knirschendes Geräusch und eine Verschiebung des Druckes. Er landete abrupt auf dem Fußboden. Er drehte sich um und hustete und wedelte mit der Hand, um den Staub zu zerstreuen, der durch die Zelle wirbelte. Helles Sonnenlicht flutete durch das klaffende Loch herein, das er aufgerissen hatte.
    Er ruhte sich ein paar Minuten aus und ging dann hin, um sich den Schaden anzusehen. Nach seiner Berechnung konnte er lediglich in eine benachbarte Zelle durchgebrochen sein, und er hatte mit dem Risiko gerechnet, daß die Tür zu dieser Zelle abgeschlossen war. Aber zu seiner Überraschung sah er durch das Loch ein Stück des Platzes, zum Teil von einer ausgezackten Außenwand verdeckt.
    Die Granate hatte die nächste Zelle völlig zerstört, und er verdankte es nur den vergessenen tüchtigen Erbauern seines Gefängnisses, daß er nicht bis in den Himmel geblasen worden war.
    Er hatte nur zwei der schweren Quadratsteine herausgebrochen, aus denen die Wand gebaut war, und das Loch war eng, aber zum Glück war er schlank und schaffte es durchzukriechen. Er holte sich nur noch einige zusätzliche Schrammen dabei. Es war schwierig, auf der anderen Seite einen Halt für die Füße zu finden, denn der halbe Fußboden war weggerissen worden, und über dem Büro im Erdgeschoß war nur noch Himmel. Ein Mann sah mit erschrockenen braunen Augen von dort unten zu ihm herauf – aber er war tot. Er lag auf dem Rücken, und sein Oberkörper war von einem Block Mauerwerk zerschmettert.
    Wyatt balancierte auf dem fußbreiten Sims, der seine ganze Standfläche war, und hielt sich mit den Händen fest, während er Ausschau hielt. Der Platz war verlassen und unbelebt – bis auf die Hunderte von Leichen, die verstreut herumlagen, Leichen in der hellblauen Uniform der Regierungstruppen. Es bewegte sich nichts, außer dem Rauch von etwa einem Dutzend heftig brennender Armeelastwagen, die dort standen, wo einst der Mittelpunkt des Platzes gewesen war – das heroische Standbild Serruriers. Aber die Statue war weg, durch das Stahlgewitter von ihrem Sockel gefegt.
    Er sah hinunter. Es würde ganz leicht sein, abzusteigen und als freier Mann davonzugehen. Aber dann sah er hinüber zur Tür der zerstörten Zelle, die nur an einer Angel hing, und obwohl er zögerte, wußte er doch, was er zu tun hatte. Er mußte Dawson suchen.
    Er schob sich vorsichtig auf dem schmalen Sims entlang, bis er auf einen breiteren und sichereren Teil bei der Tür gelangte. Von dort aus war es leicht, und in einer halben Minute war er im Korridor des Zellenblocks. Es war merkwürdig; außer der dicken Staubschicht, die auf allem lag, deutete nichts darauf hin, daß das Gebäude getroffen wurde.
    Als er durch den Korridor ging, rief er: »Dawson!« und war erstaunt, daß nur ein Krächzen herauskam. Er räusperte sich und rief lauter: »Dawson! Dawson!«
    Von den Zellen in der Nähe rief es

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