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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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durcheinander, aber er konnte Dawsons Stimme nicht heraushören. Ärgerlich rief er: »Taisez-vous!«, und die Rufe verstummten, bis auf einen schwachen Schrei vom Ende des Korridors. Er eilte hin und rief wieder: »Dawson! Sind Sie dort?«
    »Hier!« sagte eine schwache Stimme, und sie kam aus einem Raum neben Roseaus Büro. Er sah die Tür an – dies war keine Zelle, das würde nicht schwer sein. Er ergriff einen schweren Feuerlöscher und benutzte ihn als Rammbock. Bald gab das Schloß nach, und er brach in den Raum ein.
    Dawson lag im Bett, seinen Kopf und seine Hände verbunden. Beide Augen waren blau, und es schienen ihm einige Zähne zu fehlen, Wyatt sah ihn an. »Mein Gott! Was haben sie mit Ihnen gemacht?«
    Dawson sah ihn einige Sekunden an, ohne etwas zu sagen, und dann brachte er ein Grinsen zustande. »Haben Sie sich in letzter Zeit einmal selbst angesehen?« fragte er, mühsam mit geschwollenen Lippen sprechend.
    »Kommen Sie!« sagte Wyatt. »Wir müssen sehen, daß wir rauskommen.«
    »Ich kann nicht«, sagte Dawson mit verhaltener Wut. »Die Schweine haben mich festgeschnallt.«
    Wyatt trat näher heran und sah, daß es stimmte. Zwei breite Gurte gingen über Dawsons Körper, und die Schnallen waren so weit unter dem Bett, daß sie nicht zu erreichen waren. Er bückte sich unter das Bett und begann sie zu lösen. »Was geschah, nachdem man Sie zusammengeschlagen hatte?« fragte er.
    »Das ist das Komische«, sagte Dawson verwirrt. »Ich wachte hier drin auf und hatte diese Verbände um. Warum in Teufels Namen haben sie das getan?«
    »Ich habe Roseau Angst eingejagt«, sagte Wyatt. »Ich bin froh, daß es half.«
    »Sie wollten mich noch nicht verlieren, schätze ich«, sagte Dawson. »Deshalb haben sie mich festgeschnallt. Ich habe Höllenangst ausgestanden. Ständig rechnete ich damit, daß eine Granate durch die Decke kommen würde. Zweimal meinte ich, es wäre passiert.«
    »Zweimal? Ich meinte, da war nur ein Treffer.«
    Dawson stieg aus dem Bett. »Ich glaube, es waren zwei.« Er zeigte auf einen Stuhl. »Helfen Sie mir bitte mit meinen Hosen; ich glaube nicht, daß ich es allein kann – nicht mit diesen Händen. Oh, wie gern würde ich diesen Hundesohn Roseau treffen.«
    »Wie geht es mit Ihren Beinen?« fragte Wyatt, während er ihm beim Anziehen half.
    »Die sind in Ordnung.«
    »Wir haben eine kleine Kletterpartie vor uns; nicht weit, nur auf die Straße hinunter. Ich glaube, Sie schaffen es.«
    Sie gingen in den Korridor hinaus. »Da ist eine Zelle etwas weiter hinten, die ist gut gelüftet«, sagte Wyatt. »Dort ist unser Ausgang.«
    Ein Schuß hallte schrecklich laut durch den Korridor, und eine Kugel bewarf Wyatt mit Steinsplittern, als sie neben seinem Kopf von der Wand abprallte. Er bückte sich schnell und drehte sich um. Roseau verfolgte sie wankend durch den Korridor. Er war in einer schrecklichen Verfassung. Seine Uniform hing in Fetzen an ihm, und sein rechter Arm hing schlaff herab, als wäre er gebrochen. Er hielt einen Revolver in der linken Hand, und das war es vielleicht, was Wyatt rettete. Der nächste Schuß ging weit fehl.
    Er schrie: »Die Zelle dort!« und schob Dawson kräftig. Dawson rannte die paar Meter zur Tür, hastete hindurch und hielt erschrocken an. Er verlor fast das Gleichgewicht bei dem Versuch, nicht in den unerwarteten Abgrund zu fallen. Wyatt zog sich langsamer zurück und ließ die Augen nicht von Roseau, der den Gang entlanggerannt kam. Roseau sagte kein Wort; er wischte sich mit dem Rücken der Hand, in der er den Revolver hielt, das Blut aus seinen fanatischen Augen, und sein Kiefer bewegte sich, als er unsicher wieder zielte. Wyatt sprang durch die Zellentür, als der Schuß losging, und hörte einen deutlichen Knall, als die Kugel sich in den Türpfosten grub.
    »Hier herüber!« schrie Dawson, und Wyatt schritt eilig über die Trümmer und auf den schmalen Sims. »Wenn dieser verrückte Hund herauskommt, müssen wir wohl springen.«
    »Es gibt kaum eine bessere Methode, sich die Beine zu brechen«, sagte Wyatt. Er fühlte mit seiner Hand etwas Loses, und seine Finger krümmten sich um einen faustgroßen Stein.
    »Hier kommt er«, sagte Dawson.
    Roseau schlurfte durch die Tür und schien den Abgrund vor seinen Füßen gar nicht zu bemerken. Er schwankte vorwärts, seinen Blick auf Wyatt geheftet, bis seine Stiefelspitzen über dem Leeren hingen, und hob mit zitternder Hand seinen Revolver.
    Wyatt warf den Stein und traf Roseau seitlich am Kopf.

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