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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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lange, bis Sie Ihre Strafe haben.«
    Wyatt sah ihn erstaunt an. »Das brauchen Sie nicht«, sagte er freundlich.
    »Das weiß ich«, antwortete Dawson. »Aber ich bleibe eben. Vielleicht hatte Causton keine schlechte Idee – vielleicht ist hier der Stoff für ein gutes Buch.« Er warf Wyatt einen Seitenblick zu, halb spöttisch, halb ernst. »Sie würden einen guten Helden abgeben.«
    »Lassen Sie mich aus dem Spiel, wenn Sie etwas schreiben!« warnte ihn Wyatt.
    »Ach, wieso?« sagte Dawson. »Ein toter Held kann mich nichtverklagen.«
    »Und ein toter Schriftsteller kann keine Bücher schreiben, Sie sollten lieber sehen, daß Sie wegkommen.«
    »Ich bleibe«, sage Dawson. Er fühlte sich bei Wyatt in der Schuld. Er hatte ihm etwas zu vergelten; vielleicht würde sich eine Möglichkeit ergeben, wenn er in seiner Nähe blieb.
    »Wie Sie wünschen«, sagte Wyatt gleichgültig und ging zur Tür.
    »Warten Sie einen Augenblick!« sagte Dawson. »Wir wollen nicht sofort erschossen werden. Lassen Sie uns überlegen, was vor sich geht. Woraus schließen Sie, daß Favel durchbricht?«
    »Wir hatten noch vor kurzem schweren Artilleriebeschuß – jetzt hat er aufgehört.«
    »Aufgehört? Mir kommt vor, es ist noch immer dasselbe.«
    »Hören Sie genau hin!« sagte Wyatt. »Die Kanonen, die man jetzt hört, sind im Osten und im Westen – in der Mitte ist nichts zu hören.«
    Dawson hielt seinen Kopf schief. »Sie haben recht. Glauben Sie, Favel ist in der Mitte durchgebrochen?«
    »Vielleicht.«
    Dawson setzte sich hin. »Dann brauchen wir nicht mehr zu tun, als hier sitzenzubleiben, und Favel wird zu uns kommen. Machen Sie's sich bequem, Wyatt!«
    Wyatt sah durch ein glasloses Fenster. »Sie könnten recht haben; die Straße ist jetzt verlassen – keine Menschenseele zu sehen.«
    »Diese Leute haben Verstand«, sagte Dawson. »Niemand läßt sich gern von einer vorrückenden Armee erwischen, nicht einmal von Favels. Vielleicht ist er so vernünftig, wie Sie sagen, aber hinter einer Gewehrmündung ist Vernunft schwer zu erkennen. Es ist klüger, hier abzuwarten, was als nächstes passiert.«
    Wyatt begann in der Halle auf und ab zu laufen, und Dawson beobachtete ihn und sah, wie er immer gereizter wurde. Er sagte plötzlich: »Haben Sie eine Zigarette? Meine haben mir die Polizisten weggenommen.«
    »Meine haben sie mir auch abgenommen.« Wyatt hielt in seinem ruhelosen Laufen inne. »Da müßten in der Bar welche zu finden sein.«
    Er ging in die Bar, fand ein Päckchen Zigaretten, steckte Dawson eine in den Mund und zündete sie an. Dawson zog kräftig daran und sagte dann: »Wann erwarten Sie diesen Hurrikan?«
    »Er könnte morgen hiersein; vielleicht auch erst übermorgen. Ich habe ja leider keine Informationsmöglichkeiten mehr.«
    »Zum Kuckuck, dann nehmen Sie es doch nicht so tragisch! Favel ist unterwegs, und Ihre Freundin ist in Sicherheit.« Um Dawsons Augen bildeten sich Fältchen, als Wyatts Kopf herumflog. »Nun, sie ist doch Ihre Freundin, oder nicht?«
    Wyatt sagte nichts, daher wechselte Dawson das Thema. »Was soll Favel Ihrer Meinung nach wegen des Hurrikans unternehmen? Der Mann ist doch mit dem Krieg beschäftigt.«
    »In zwei Tagen nicht mehr«, versprach Wyatt. »In zwei Tagen hat er keinen Krieg mehr, und wenn er in St. Pierre bleibt, hat er auch keine Armee mehr. Er muß auf mich hören.«
    »Ich hoffe gewiß, er tut es«, sagte Dawson philosophisch. »Denn wir haben sonst keine Hoffnung, hier heil herauszukommen.« Er hob seine linke Hand, um die Zigarette aus dem Mund zu nehmen, und stieß dabei gegen die Tischkante. Er zuckte zusammen, und ein unterdrückter Laut kam über seine Lippen.
    Wyatt sagte: »Wir müssen wohl lieber einmal nach Ihren Händen sehen.«
    »Die sind in Ordnung.«
    »Sie wollen doch nicht, daß sie brandig werden. Lassen Sie sehen!«
    »Sie sind in Ordnung, sage ich Ihnen doch«, protestierte Dawson.
    Wyatt sah Dawsons schmerzverzerrtes Gesicht. »Ich will sie sehen«, sagte er. »Was sonstwo in Ordnung sein mag, wird in den Tropen brandig.« Er begann einen der Verbände zu lösen, und sein Atem ging zischend, als er sah, was darunter war. »Guter Gott! Was haben sie mit Ihnen gemacht?«
    Die Hand war zu Brei geschlagen. Als er langsam den Verband abzog, kamen zu seinem Entsetzen zwei Fingernägel mit, und die Finger waren blau, wo sie nicht rot wie rohes Beefsteak aussahen.
    Dawson hatte sich in seinem Sessel zurückgelehnt. »Sie hielten mich fest und schlugen mir

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