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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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die Verbindung wartete, überflog er den Bericht noch einmal. Er wurde schlimmer, während er las. Es klickte im Hörer. »Lieutenant Moore … dienstfrei? … Wer spricht denn da? … All right, Fähnrich Jennings, was ist da mit dem Schlechtwettergebiet im Süden?«
    Er trommelte ungeduldig auf dem Tisch, während er sich anhörte, was Jennings ihm erzählte, knallte den Hörer hin und fühlte Schweißtropfen auf seiner Stirn. Wyatt hatte recht gehabt – Mabel hatte die Richtung geändert, um San Fernandez einen Besuch abzustatten. Sein Körper funktionierte einwandfrei, als er alle vorhandenen Informationen über Mabel zusammensuchte und die Blätter in einen Aktendeckel legte, aber im Hintergrund jammerte eine innere Stimme: Das ist nicht fair, verdammt; warum sollte Wyatt recht behalten mit einer unwissenschaftlichen Vermutung? Warum zum Donnerwetter hielt sich Mabel nicht an die Regeln? Herrgott, wie soll ich das Brooks erklären?
    Er stürzte außer Atem in den Radarraum, und ein Blick auf den Schirm sagte ihm genug. Er fuhr Jennings an: »Warum ist mir das nicht früher gemeldet worden?«
    »Lieutenant Moore hat einen Bericht an Ihre Dienststelle geschickt, Sir.«
    »Das war vor fast drei Stunden.« Er zeigte auf die sich verdickenden grünen Schlieren am unteren Rand des Radarschirms. »Wissen Sie, was das ist?«
    »Ja, Sir«, sagte Jennings. »Da zieht ein bißchen Schlechtwetter auf.«
    »Ein bißchen Schlechtwetter?« sagte Schelling beklommen. »Gehen Sie mir aus dem Weg, Sie Trottel!« Er schob sich an Jennings vorbei und stürzte in den sonnendurchfluteten Korridor hinaus. Er stand einen Augenblick unschlüssig da und biß sich auf seine trockenen Lippen. Dem Commodore mußte natürlich Meldung gemacht werden. Er verließ die Radarstelle wie ein Mann, der zu seiner eigenen Hinrichtung ging, und Jennings starrte verblüfft hinter ihm her.
    Der Offizier im Vorzimmer von Brooks war im Zweifel, ob er Schelling zum Commodore vorlassen sollte. Schelling beugte sich über den Schreibtisch und sagte bedächtig: »Wenn ich nicht innerhalb von zwei Minuten beim Commodore drin bin, ist Ihre Karriere zu Ende.« Ein Funke Genugtuung glimmte in ihm auf, als er sah, daß er diesen Offizier eingeschüchtert hatte, aber er erstickte schnell bei der Vorstellung, was Brooks zu ihm sagen würde.
    Der Schreibtisch sah so ordentlich aus wie immer, und Brooks selbst saß dahinter, als hätte er sich während der letzten zwei Tage nicht vom Fleck gerührt. Er sagte: »Well, Commander? Ich höre, Sie möchten mich dringend sprechen?«
    Schelling schluckte. »Äh … ja, Sir. Es ist wegen Mabel.«
    Brooks änderte nichts an seinem Tonfall, aber eine gewisse Spannung umgab ihn plötzlich, als er ruhig fragte: »Was ist mit Mabel?«
    Schelling sagte unsicher. »Er scheint seine vorausgesagte Richtung geändert zu haben.«
    »Scheint? Hat er, oder hat er nicht?«
    »Ja, Sir, er hat.«
    »Nun?«
    Schelling sah in die harten grauen Augen und schluckte. »Er kommt genau auf uns zu.« Die Unbeweglichkeit des Commodore alarmierte ihn, und seine Zunge löste sich. »Er hätte das nicht dürfen, Sir. Es ist gegen alle Theorie. Er hätte westlich von Kuba vorbeiziehen sollen. Ich weiß nicht, warum er die Richtung geändert hat, und ich könnte Ihnen auch keinen anderen Meteorologen nennen, der es erklären könnte. Es gibt so viele Dinge, die wir nicht …«
    Brooks rührte sich zum erstenmal. »Hören Sie auf zu quasseln, Schelling! Wie lange Zeit haben wir noch?«
    Schelling legte seinen Aktendeckel auf den Schreibtisch und öffnete ihn. »Er ist jetzt etwas über 270 Kilometer entfernt, und er zieht mit achtzehn Kilometer pro Stunde. Das läßt uns noch fünfzehn, vielleicht auch sechzehn Stunden.«
    Brooks sagte: »Ihre Überlegungen interessieren mich nicht – ich wollte nur eine Zeitangabe.« Er drehte sich in seinem Sessel um und griff zum Telefon. »Geben Sie mir den Einsatzoffizier … Commander Leary, bitte setzen Sie sofort Plan K in Kraft!« Er sah auf die Uhr. »Mit Wirkung von 8.31 Uhr. Ja, richtig … sofortige Evakuierung.«
    Er legte den Hörer hin und wandte sich Schelling wieder zu. »Ich würde das nicht zu tragisch nehmen, Commander. Es war meine Entscheidung hierzubleiben, nicht Ihre. Und Wyatt hatte keine tatsächlichen Anhaltspunkte – nur eine vage Intuition.«
    Aber Schelling sagte: »Vielleicht war ich zu starr in meiner Ansicht, Sir.«
    Brooks wischte das beiseite. »Ich bezog das auch in meine

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