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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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Geräusch mit den Lippen, das Verachtung ausdrücken sollte, aber Favel hob die Hand. »Charles, ich weiß, daß Sie es nicht mögen, wenn etwas unseren Krieg stört, aber ich glaube, wir sollten uns anhören, was Mr. Wyatt zu sagen hat. Es könnte einen ziemlichen Einfluß auf unsere zukünftige Planung haben.« Er lehnte sich gegen den Tisch und zeigte mit seinem braunen Zeigefinger direkt auf Wyatt. »Nun, berichten Sie!«
    Wyatt holte tief Luft. Er mußte diesen schlanken braunen Mann, dessen Blicke plötzlich hart geworden waren, überzeugen. »Der Hurrikan wurde vor fünf Tagen von einem der Wettersatelliten entdeckt. Vor vier Tagen flog ich einen der üblichen Erkundungsflüge mit und stellte fest, daß es sich um einen besonders bösen Hurrikan handelte, einen der schlimmsten, die ich je angetroffen habe. Ich habe seine Zugrichtung beobachtet, und solange ich noch im Stützpunkt war, zog er auf dem vorhergesagten Kurs. Danach hatte ich keine Möglichkeit mehr, die Richtung zu verfolgen.«
    »Der vorhergesagte Kurs«, sagte Favel, »bringt der den Hurrikan nach San Fernandez?«
    »Nein«, gab Wyatt zu. »Aber es wäre keine große Richtungsänderung nötig, um ihn hierherzubringen, und Hurrikane ändern ihre Richtung oft ohne ersichtlichen Grund.«
    »Haben Sie Brooks darüber informiert?« fragte Manning schroff.
    »Ja.«
    »Nun, er hat Ihrer Geschichte nicht viel Gewicht beigemessen. Er sitzt immer noch dort drüben auf Cap Sarrat, und es sieht nicht danach aus, daß er ausziehen will.«
    Wyatt sagte vorsichtig, Favel dabei anblickend: »Commodore Brooks ist nicht sein eigener Herr. Er hat andere Dinge mit zu berücksichtigen, besonders den Krieg, den Sie hier führen. Er geht ein kalkuliertes Risiko ein.«
    Favel nickte. »So ist es. Ich kann mich in die Lage von Commodore Brooks versetzen – er möchte gewiß Cap Sarrat nicht gerade zu einem solchen Zeitpunkt räumen.« Er lächelte schelmisch. »Ich wäre auch gar nicht dafür, daß er den Stützpunkt jetzt räumte. Er hält durch sein Stillhalten Präsident Serrurier gebunden.«
    »Das hat nichts damit zu tun«, sagte Manning abrupt. »Wenn er so sicher wäre, daß dieser Hurrikan kommt, wie Wyatt zu sein scheint, würde er den Stützpunkt bestimmt evakuieren.«
    Favel beugte sich vor. »Sind Sie sicher, daß dieser Hurrikan kommt, Mr. Wyatt?«
    »Ja.«
    »Obwohl Sie nicht mehr an Ihre Instrumente konnten und nicht voll im Bilde sind?«
    »Ja«, sagte Wyatt. Er sah Favel in die Augen. »Ich sah einen Mann oben in den Bergen bei St. Michel – vor zwei Tagen, eben vor Ausbruch der Kämpfe. Er verzurrte das Dach seiner Hütte.«
    Favel nickte. »Auch ich habe einen Mann gesehen, der das tat. Ich fragte mich …«
    »Herrgott!« explodierte Manning. »Wir haben hier doch keine Zusammenkunft eines folkloristischen Vereins. Die Entscheidungen, die wir zu treffen haben, sind zu schwerwiegend, um auf etwas anderes als Tatsachen begründet zu werden.«
    »Still, Charles!« sagte Favel. »Ich bin Westinder, und Mr. Wyatt ist auch einer. Wir verstehen einander.« Er sah Wyatts Gesichtsausdruck und lachte laut. »O ja, ich weiß alles über Sie; ich habe eine Akte über jeden Ausländer auf der Insel.« Er wurde ernst. »Haben Sie mit ihm gesprochen – mit diesem Mann, der das Dach festmachte?«
    »Ja.«
    »Was sagte er?«
    »Er sagte, der große Wind komme. Er sagte, er wollte das Dach festmachen und dann seiner Familie zu einer Höhle in den Bergen folgen. Er sagte, der große Wind würde in zwei Tagen kommen.«
    »Wie stimmte das mit Ihren eigenen Kenntnissen über den Hurrikan überein?«
    »Es stimmte genau überein«, sagte Wyatt.
    Favel wandte sich an Manning. »Dieser Mann ist zu seiner Höhle gegangen und betet dort jetzt zu einem alten halbvergessenen Gott – älter sogar als die Götter, die mein Volk von Westafrika mitbrachte. Hunraken, der karibische Sturmgott.« Manning sah Favel fassungslos an, und Favel murmelte: »Tut nichts zur Sache.« Er wandte sich wieder Wyatt zu und sagte: »Ich habe großes Vertrauen in die Instinkte meines Volkes. Vielleicht – er wedelte mit seinem mageren braunen Zeigefinger, »aber nur vielleicht, kommt tatsächlich ein Hurrikan. Wir wollen einmal annehmen, der Hurrikan käme – was wäre die voraussichtliche Folge, wenn er uns hier erwischte, hier in St. Pierre?«
    »Mabel ist ein besonders schwerer …«, begann Wyatt.
    »Mabel?« Favel lachte kurz auf. »Ihr Wissenschaftler habt das Gefühl für Dramatik

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