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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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Hurrikan. Ich glaube nicht, daß ein Hurrikan kommt, und ich werde es nicht glauben, solange Brooks nicht evakuiert. Wie können wir unter solchen Umständen eine Truppenaufstellung ausarbeiten?«
    Favel legte eine Hand auf seinen Arm. »Haben Sie je erlebt, daß ich etwas falsch beurteilt habe, Charles?«
    Manning stieß einen Seufzer aus, und es war, als hätte er vor Wut laut aufgeschrien. »Noch nicht«, sagte er hart. »Aber es gibt für alles ein erstes Mal. Und ich habe immer das Gefühl gehabt, Julio, – wenn Sie einmal einen Fehler machen, wird es ein verdammt großer sein.«
    »In diesem Fall werden wir alle tot sein, und dann macht es nichts mehr«, sagte Favel trocken. Er wandte sich an Wyatt. »Gibt es etwas, was Sie tun könnten, um uns Gewißheit zu verschaffen?«
    »Ich würde mir gern die See ansehen«, sagte Wyatt.
    Favel blinzelte, zum erstenmal überrascht. »Das ist eine Kleinigkeit. Das läßt sich leicht einrichten. Charles, ich möchte, daß Sie dafür sorgen, daß Mr. Wyatt bekommt, was er braucht; ich möchte, daß Sie sich persönlich um ihn kümmern.« Er sah auf die geschwungene schwarze Linie auf der Karte. »Ich habe eine Menge zu überdenken. Ich möchte gern allein sein.«
    »Gut«, sagte Manning resignierend. Er winkte Wyatt mit einer Kopfbewegung und schritt zur Tür. Wyatt und Causton folgten ihm in die Halle hinaus, wo Manning wütend auf Wyatt losging. Er packte ihn beim Hemd, knüllte es in seiner großen Hand zusammen und sagte wütend: »Sie verdammter Eierkopf! Sie haben uns alles vermasselt, oder etwa nicht?«
    »Nehmen Sie Ihre Hände von mir!« sagte Wyatt kalt.
    Manning war vielleicht gewarnt durch das Funkeln in Wyatts Augen. Er ließ ihn los und sagte: »Also gut. Aber ich warne Sie.« Er fuchtelte mit dem Zeigefinger unter Wyatts Nase. »Wenn nach alldem doch kein Hurrikan kommt, wird Favel die Sache fallenlassen – aber ich nicht. Und ich verspreche Ihnen, daß Sie ein toter Meteorologe sind, bevor weitere vierundzwanzig Stunden verstrichen sind.«
    Er trat zurück und sah Wyatt voll kalter Verachtung an. »Favel sagt, ich soll auf Sie aufpassen; dort draußen ist mein Wagen – ich fahre Sie, wohin Sie wollen.« Er drehte sich auf dem Absatz um und ging.
    Causton sah ihm nach. »Ich hoffe, daß Sie recht behalten, Wyatt«, murmelte er. »Das wünsche ich Ihnen. Wenn Mabel nicht zur angegebenen Zeit kommt, möchte ich nicht in Ihrer Haut stecken.«
    Wyatt war blaß. Er fragte: »Kommen Sie mit?«
    »Ich möchte mir um nichts in der Welt etwas davon entgehen lassen.«
    Manning sagte nichts, während er sie zum Hafen hinunterfuhr, an dem ausgeräumten Arsenal San Juan vorbei und auf die lange Mole. »Genügt Ihnen das?«
    »Ich würde gern bis ans Ende fahren«, sagte Wyatt. »Wenn das ohne Gefahr möglich ist.«
    Manning fuhr langsam weiter und hielt wenige Meter vor dem Ende der Mole. Wyatt stieg aus und betrachtete die ölige Dünung an der Mündung der Bucht und draußen auf der offenen See. Causton wischte sich über die Stirn und sagte zu Manning: »Gott, ist das heiß! Ist es oft so heiß am frühen Morgen?«
    Manning beantwortete diese Frage nicht. Statt dessen zeigte er mit einer Kopfbewegung auf Wyatt. »Wie zuverlässig ist der?«
    »Das kann ich nicht sagen«, antwortete Causton. »Ich habe ihn erst vor vier Tagen kennengelernt. Aber ich will Ihnen eines sagen – er ist der hartnäckigste Bursche, den ich je getroffen habe.«
    Manning pustete, sagte aber nichts weiter.
    Wyatt kam nach wenigen Minuten zurück und stieg in den Wagen. »Nun?« fragte Manning.
    Wyatt biß sich auf die Lippe. »Es gibt eine starke Strömung draußen, stark genug, um eine mächtige Dünung aufzuwerfen. Das ist alles, was ich sagen kann.«
    »Du guter Gott!« rief Manning aus. »Ist das alles?«
    »Machen Sie sich keine Sorgen!« sagte Wyatt. »Sie kriegen Ihren Sturm.« Er sah zum Himmel hinauf. »Wo ich mich auch befinden sollte, ich möchte beim ersten Anzeichen von Wolken oder Dunst benachrichtigt werden.«
    »In Ordnung«, sagte Manning und legte den Rückwärtsgang ein. Er wollte eben die Kupplung loslassen, als eine schwere Explosion über das Wasser herüberhallte und sein Kopf herumflog. »Teufel, was war das?«
    Es kam ein anderes ›Wumm‹, als das erste eben erst von den Bergen hinter St. Pierre widerhallte, und Causton sagte aufgeregt: »Da passiert was im Stützpunkt. Sehen Sie!«
    Sie hatten unbehinderte Sicht über die sechs Kilometer breite Wasserfläche

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