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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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verloren. Hunraken ist ein passenderer Name.« Er winkte mit der Hand. »Aber fahren Sie fort!«
    Wyatt fing wieder an. »Er wird vom Süden kommen und in die Santego Bay hereinstoßen; die Bucht ist seicht, und das Wasser wird sich aufstauen. Es entsteht eine Flutwelle, wie man es volkstümlich nennt.«
    Favel schnipste mit den Fingern. »Eine Karte! Wir wollen sehen, wie das auf einer Karte aussieht.«
    Eine große Karte wurde auf einem der Tische ausgebreitet, und alle versammelten sich um den Tisch. Causton hatte mit Interesse die Unterhaltung zwischen Favel und Wyatt verfolgt und schob sich näher heran. Manning war trotz seiner Ungläubigkeit fasziniert von der Größe der Tragödie, die Wyatt eben skizzierte, und hörte mit ebensoviel Interesse zu wie alle anderen. Der weniger intellektuelle Fuller stand leicht lächelnd dabei; für ihn war das einfach Wichtigtuerei – es wußte doch schließlich jeder, daß es auf San Fernandez keine Hurrikane gab.
    Favel legte seine Hand auf die Karte. »Diese Flutwelle – wie hoch wird der Wasserstand sein?«
    »Ich bin kein Hydrograph – das ist nicht mein Gebiet«, sagte Wyatt. »Aber ich kann Ihnen eine Schätzung geben. Der Unterdruck im Zentrum des Hurrikans wird das Wasser um, sagen wir, sechs bis acht Meter über den normalen Wasserstand anheben. Wenn diese Welle in die Mündung der Bucht hineinläuft und auf das seichte Wasser trifft, wird sie sich aufstauen. Der Wasserstand wird auch durch die Einengungen steigen – immer mehr Wasser wird auf einen immer engeren Raum zusammengedrängt, während die Welle weiter in die Bucht hineinläuft.« Er zögerte einen Augenblick und sagte dann: »Man kann mit einer Hauptwelle von fünfzehn Meter Höhe rechnen.«
    Jemand stieß zischend die Luft aus. Favel reichte Wyatt eine schwarze Kreide. »Zeichnen Sie bitte einmal an, welche Gebiete überflutet würden!«
    Wyatt stand mit dem Kreidestift über der Karte. »Der Wind wird das Wasser auch hereindrücken«, sagte er. »Flutgefahr besteht für alle Gebiete unter der Zwanzigmeter-Konturlinie um die ganze Bucht herum. Sicherheitshalber würde ich lieber fünfundzwanzig Meter sagen.« Er ließ die Hand sinken und zeichnete einen kühnen Bogen in die Karte. »Alles zwischen dieser Linie und der See wird überflutet werden.«
    Er machte eine Pause und tippte dann auf das Ende der Santego Bay. »Der Rio Negrito wird durch das in die Mündung drängende Wasser zurückgestaut werden. All das Wasser muß irgendwohin, und man muß im Negrito-Tal bis, sagen wir, fünfzehn Kilometer hinauf mit schweren Überflutungen rechnen. Der Hurrikan wird auch eine Menge Wasser in der Form von Regen bringen.«
    Favel studierte die Karte und nickte. »Genau wie damals«, sagte er. »Haben Sie den Hurrikan von 1910 studiert, Mr. Wyatt?«
    »Oberflächlich. Es gibt nicht viel statistisches Material darüber, nicht allzuviel zuverlässige Informationen.«
    Favel sagte: »Sechstausend Tote; ich betrachte das als eine sehr interessante Statistik.« Er wandte sich Manning zu. »Sehen Sie sich diese Linie an, Charles! Sie schließt das ganze Gebiet von Cap Sarrat ein, die ganze Ebene mit dem Flugplatz, bis zum Fuße des Mont Rambeau, die ganze Stadt St. Pierre und die Ebene bis hinauf zum Negrito-Tal. All das geht unter.«
    »Wenn Wyatt recht hat«, sagte Manning nachdrücklich.
    Favel neigte den Kopf. »Zugegeben.« Sein Blick ging in die Ferne, und er stand eine Weile tief in Gedanken versunken. Dann wandte er sich an Wyatt. »Der Mann bei St. Michel – hat er noch etwas anderes gesagt?«
    Wyatt dachte angestrengt nach. »Nicht viel. Oh, er sagte, da würde noch ein anderer Sturm kommen, vielleicht schlimmer als der Hurrikan. Er sagte, daß Favel aus den Bergen herunterkomme.«
    Favel lächelte traurig. »Hält mein Volk mich für eine zerstörerische Macht? Ich glaube kaum, daß ich schlimmer bin als ein Hurrikan.« Er wandte sich zu Manning um. »Ich werde handeln, als ob dieser Hurrikan eine feststehende Tatsache wäre. Ich kann nicht anders handeln. Wir werden dementsprechend planen.«
    »Julio, wir führen einen Krieg!« sagte Manning erschrocken. »Sie können sich nicht auf das Risiko einlassen.«
    »Ich muß«, sagte Favel. »Dies ist mein Volk, Charles. Es wohnen sechzigtausend in dieser Stadt, und diese Stadt wird vielleicht zerstört.«
    »Herr Jesus!« sagte Manning und sah Wyatt böse an. »Julio, wir können nicht gegen Rocambeau und Serrurier kämpfen und dann auch noch gegen einen

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