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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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gegen die Skala, und die Nadel zitterte. »Dieses Ding sagt uns, was jetzt vorgeht, und das ist nicht sehr wichtig. Was ich wissen möchte, ist, was im Verlauf der letzten vierundzwanzig Stunden vorgegangen ist. Ich würde etwas dafür geben, einen Aneroidbarographen mit Aufzeichnungen für die letzten drei Tage zu haben.«
    »Dann ist dies hier nutzlos?«
    »Leider ja. Es zeigt wahrscheinlich sowieso falsch an. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sich jemand die Mühe gemacht hat, die nötigen Korrekturen für Temperatur, Breite und so weiter vorzunehmen.«
    Causton wurde sarkastisch. »Das ist ein Jammer mit den lieben Wissenschaftlern. Sie haben ihre Instrumente so weit entwickelt, daß sie jetzt von ihnen abhängig sind. Was haben Sie bloß gemacht, bevor Sie Ihre Satelliten und elektronischen Apparate hatten?«
    Wyatt sagte leise: »Wir waren auf Erfahrung und Instinkt angewiesen – so wie ich jetzt. Wenn man viele Hurrikane studiert hat – so viele wie ich –, entwickelt man einen sechsten Sinn, der einem sagt, was sie als nächstes tun werden. Nichts davon läßt sich an den Instrumenten ablesen, und es ist nichts, was man analysieren könnte. Ich möchte es die Stimme der Erfahrung nennen.«
    »Ich glaube Ihnen immer noch«, sagte Causton beschwichtigend. »Aber die Frage ist: Können wir Favel überzeugen?«
    »Das macht mir keine Sorgen«, sagte Wyatt. »Was mir Sorgen macht, ist, was wird Favel unternehmen, wenn wir ihn überzeugt haben? Er sitzt in der Klemme.«
    »Wir wollen sehen, ob er mit der Besprechung fertig ist«, sagte Causton. »Als Journalist bin ich daran interessiert, was Favel in diesem Augenblick tut.« Er wischte sich über die Stirn. »Wissen Sie, Sie haben recht; dieses Wetter ist wirklich unnatürlich.«
    ***
    Favel war immer noch nicht frei, und sie warteten in der Halle und beobachteten das Kommen und Gehen von Meldern durch die Tür des Speisesaales, in dem die Konferenz stattfand. Endlich kam Fuller heraus und winkte. »Jetzt sind Sie dran«, sagte er. »Machen Sie es so kurz wie möglich!« Er sah Wyatt aus ehrlichen blauen Augen an. »Persönlich halte ich das für Zeitverschwendung. Wir haben hier keine Hurrikane.«
    »Serrurier sagte mir das auch, mit fast denselben Worten«, sagte Wyatt. »Er ist auch kein Meteorologe.«
    Fuller schnaufte. »Well, kommen Sie! Damit die Sache erledigt wird.«
    Er begleitete sie in den Speisesaal. Die Tische waren zusammengeschoben und mit Landkarten bedeckt, und eine Gruppe von Männern unterhielt sich leise am Ende des Raumes. Es erinnerte Wyatt unwiderstehlich an den großen prunkvollen Raum, in dem Serrurier seine Besprechung vor der Schlacht gehalten hatte, aber da war ein feiner Unterschied. Hier gab es keine Goldtressen und keine Hysterie.
    Causton berührte seinen Ellbogen. »Das ist Manning«, sagte er und zeigte durch ein Kopfnicken auf einen großen Weißen. »Und der neben ihm ist Favel.«
    Favel war ein hagerer, drahtiger Mann von nicht einmal durchschnittlicher Körpergröße. Er hatte eine sehr helle Haut für einen San Fernandaner, und seine Augen waren, auffallenderweise, von einem stechenden Blau – etwas sehr Ungewöhnliches bei einem Mann mit Negerblut. Er trug eine saubere Khakihose mit einem offenen Hemd, aus dem der starke, sehnige Hals aufstieg. Als er sich umdrehte, um Wyatt zu begrüßen, vertieften sich die Krähenfüße an seinen Augen, und die Winkel seines beweglichen Mundes zuckten in einem Lächeln. »Ah, Mr. Wyatt«, sagte er. »Ich habe nach Ihnen gesucht. Ich möchte hören, was Sie mir zu berichten haben, aber ich fürchte – nach dem, was Mr. Causton mir erzählte –, es wird mir nicht gefallen.« Sein Englisch war flüssig und akzentfrei.
    »Es kommt ein Hurrikan«, sagte Wyatt prompt.
    Favels Ausdruck änderte sich nicht. Er sah Wyatt mit einem halb belustigten Zug um den Mund an und sagte: »Wahrhaftig!«
    Der große Weiße – Manning – sagte: »Das ist eine ziemlich kühne Behauptung, Wyatt. Wir haben seit 1910 keinen Hurrikan hier gehabt.«
    »Und ich bin allmählich müde davon, das immer wieder zu hören«, sagte Wyatt unwillig. »Ist da etwas Magisches an dem Jahr 1910? Kommen Hurrikane in Abständen von hundert Jahren, und dürfen wir deshalb den nächsten im Jahre 2010 erwarten?«
    Favel sagte ruhig: »Wenn nicht 2010, wann dürfen wir diesen Hurrikan erwarten?«
    »Innerhalb von vierundzwanzig Stunden«, sagte Wyatt. »Spätestens dann, würde ich sagen.«
    Manning machte ein

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