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Sog des Grauens

Titel: Sog des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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soweit wir dazu imstande sind, die Fünfundzwanzigmeter-Konturlinie halten.«
    »Sie könnten weiter zurückgehen«, sagte Wyatt hitzig. »Sie würden Ihnen auf das höhere Gelände folgen.«
    Favels Hand knallte hart auf den Tisch. »Ich habe keine Lust, noch weitere Schlachten zu schlagen. Es ist genug getötet worden. Die Arbeit kann der Hurrikan besorgen.«
    »Das ist Mord.«
    »Ein Krieg ist immer Mord«, sagte Favel und drehte Wyatt den Rücken zu. Causton kam herüber und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Machen Sie sich nicht den Kopf schwer, wegen der Handlungsweise der Großen!« riet er. »Das ist gefährlich.«
    »Das geht gegen alles, wofür ich bisher gearbeitet habe«, sagte Wyatt mit leiser Stimme. »Das habe ich nie beabsichtigt.«
    »Otto Hahn und Lise Meitner hatten auch nichts Böses im Sinn, als sie 1939 das Uranatom spalteten.« Causton zeigte mit einer Kopfbewegung zu Favel hinüber. »Wenn Sie eine Möglichkeit zur Steuerung von Hurrikanen finden, sind es Männer wie diese, die entscheiden, wie sie einzusetzen sind.«
    »Er könnte alle retten«, sagte Wyatt mit fester Stimme. »Das könnte er wirklich. Wenn er sich in die Berge zurückzöge, würden die Regierungstruppen folgen.«
    »Ich weiß«, sagte Causton.
    »Aber er tut es nicht. Er hält sie in St. Pierre fest.«
    Causton kratzte sich am Kopf. »Das wird vielleicht nicht so einfach sein, wie es sich anhört. Er muß Rocambeau und Serrurier aufhalten, bis die Evakuierung abgeschlossen ist, dann muß er eine planmäßige Absetzbewegung durchführen, ohne dabei zerschlagen zu werden. Dann muß er eine Verteidigungslinie entlang der Fünfundzwanzigmeterlinie aufbauen, und das ist eine höllisch lange Front für fünftausend Mann – minus denen, die er bei all dem verloren haben wird. Und dazu muß er sich noch gegen den Sturm eingraben.« Er schüttelte zweifelnd den Kopf. »Eine äußerst riskante Operation.«
    Wyatt sah Favel an. »Ich glaube, er ist genauso machtbesessen wie Serrurier.«
    »Hören Sie, mein Freund«, sagte Causton, »denken Sie einmal vernünftig darüber nach! Er tut, was er unter diesen Umständen tun muß. Er hat etwas angefangen und muß es zu Ende führen, und in der heiklen Lage, in der er sich jetzt befindet, wird er jede greifbare Waffe einsetzen – auch einen Hurrikan.« Er machte eine nachdenkliche Pause. »Vielleicht ist er doch nicht so schlecht, wie ich dachte. Als er sagte, er wollte keine weiteren Schlachten, glaube ich, meinte er es ehrlich.«
    »Das tut er vielleicht«, sagte Wyatt. »Solange er als Sieger hervorgeht.«
    Causton grinste. »Sie lernen etwas über die Tatsachen des politischen Lebens. Manche Wissenschaftler sind doch verdammt naiv.«
    Wyatt sagte mit Verzweiflung in seiner Stimme: »Ich wäre gern in die Atomphysik gegangen – mein Lehrer hätte es gern gesehen –, aber mir gefielen die Ergebnisse ihrer Arbeit nicht. Jetzt geht es mir hier ebenso.«
    »Sie können nicht Ihr ganzes Leben lang in einem Elfenbeinturm leben«, sagte Causton schroff. »Sie können der Umwelt nicht entfliehen.«
    »Vielleicht nicht«, sagte Wyatt mit gefurchter Stirn. »Aber etwas muß ich tun. Was wird aus Julie und den andern? Wir müssen etwas unternehmen.«
    Causton schluckte trocken. »Woran denken Sie denn?« fragte er vorsichtig.
    »Wir müssen irgend etwas tun«, sagte Wyatt zornig. »Ich brauche ein Fahrzeug – ein Auto oder etwas – und eine Eskorte für einen Teil des Weges.«
    Causton brauchte eine Weile, um seine Gemütsregungen wieder zu ordnen. Schließlich sagte er: »Sie haben doch nicht etwa die Absicht, mitten unter Rocambeaus Streitkräfte zu fahren?«
    »Das scheint die einzige Möglichkeit zu sein«, sagte Wyatt. »Mir fällt nichts anderes ein.«
    »Nun, ich würde Favel damit jetzt nicht belästigen«, riet Causton. »Er hat zu tun.« Er musterte Wyatt nachdenklich und überlegte, ob er ganz bei Verstand sein konnte. »Außerdem wird Favel Sie nicht gern verlieren wollen.«
    »Was meinen Sie damit?« wollte Wyatt wissen.
    »Er wird erwarten, daß Sie den Himmel beobachten und ihm einen Zeitplan für seine Operationen aufstellen.«
    »Ich gebe mich zu so etwas nicht her«, sagte Wyatt mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Also, jetzt hören Sie!« sagte Causton hart. »Favel hat an sechzigtausend Menschen zu denken – und Sie denken tatsächlich nur an einen. Er schafft die Leute aus St. Pierre heraus, bedenken Sie, – und das ist für seine militärischen Pläne nicht

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