Sog des Grauens
Fruchtgesellschaft. Big Business in diesen Gegenden. Ich hatte mich schon gewundert, woher Favel das Geld hat.«
Manning legte einen Knochen hin. »Ich werde Ihnen das schwerlich auf die Nase binden. Einem Reporter? Oder dachten Sie das?«
»Nicht auf normale Art«, gab Causton zu. »Aber wenn ein Reporter ungefähr richtig getippt hätte und geschickt genug wäre, den Rest aus Ihnen herauszuholen, würden Sie doch Wert darauf legen, daß er die Geschichte richtig berichtete, nicht wahr? Von Ihrem Standpunkt, meine ich.«
Manning lachte. »Sie gefallen mir, Causton; das tue ich wirklich. Nun, ich kann Ihnen eine Geschichte erzählen – aber sie ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Zitieren Sie mich bitte nicht! Sagen wir, ich habe eine kleine nette Unterhaltung hier mit Wyatt und Sie belauschen uns mit Ihren großen Reporterohren.« Er sah Wyatt an. »Wir nehmen einmal an, da war eine große amerikanische Gesellschaft, die zu einer Zeit eine Menge Kapital auf San Fernandez investiert hatte, und all ihr Vermögen wurde von Serrurier enteignet.«
»AFC«, sagte Causton.
»Könnte sein«, sagte Manning. »Aber ich sage so etwas nicht laut. Die Geschäftsleitung dieser Gesellschaft war natürlich stinkwütend – ihre Verluste betrugen über fünfundzwanzig Millionen Dollar –, und die Aktionäre waren auch nicht begeistert. Das ist die eine Hälfte der Geschichte. Die andere ist Favel – er ist der Mann, der etwas ändern konnte – er hatte seine eigenen Gründe. Aber er hatte kein Geld, um Waffen zu kaufen und Soldaten auszubilden, was war also natürlicher, als daß sie sich zusammentaten?«
»Aber warum wählte man Sie als Verbindungsmann?« fragte Causton.
Manning zuckte mit den Schultern. »Ich arbeite in dieser Branche – ich verdinge mich. Sie wollten einen Amerikaner; das hätte nicht gut ausgesehen. Ich ging jedenfalls mit dem Geld der Gesellschaft einkaufen – es gibt einen Mann in der Schweiz, einen Amerikaner, der so viele Kanonen hat, daß es für die ganze britische Armee reichen würde, und erst recht für unsere mickrige Angelegenheit. Favel wußte genau, was er haben wollte – Gewehre, Maschinengewehre, Mörser, die einen schweren Koffer abschießen können und doch leicht zu transportieren sind, rückstoßfreie Gewehre und einige Gebirgshaubitzen. Er schickte seine besten Leute von der Insel weg und errichtete eine Ausbildungsstätte – und ich will Ihnen lieber nicht sagen, wo. Er heuerte einige Artilleriestruktoren zur Ausbildung seiner Leute an und begann dann nach und nach wieder mit der Rekrutierung auf der Insel. Als er genug Leute hatte, schickten wir die Waffen her.«
Wyatt fragte ungläubig: »Soll das heißen, daß all dies hier unternommen wurde, damit eine Gesellschaft ein paar Dollar mehr Profit machen kann?«
Manning sah ihn scharf an, und seine Hand ballte sich zur Faust. »Das wurde es nicht«, sagte er hart. »Wie kommen Sie auf diese Idee?«
Causton sagte eilig: »Bitte vergeben Sie meinem jungen Freund. Er ist noch naß hinter den Ohren – er versteht das Leben noch nicht, ich hatte schon Grund, ihm das zu sagen.«
Manning zeigte mit dem Finger auf Wyatt. »Sagen Sie das Favel, er läßt Ihnen den Kopf abhacken. Jemand mußte Serrurier beseitigen, und Favel war der einzige, der den Mut dazu hatte. Und es ließ sich nicht verfassungsmäßig machen, denn Serrurier hatte die Verfassung abgeschafft, also mußte es mit Blut gemacht werden – ein chirurgischer Eingriff. Es ist bedauerlich, aber nicht zu ändern.«
Er lehnte sich zurück und grinste Causton an. »Unsere hypothetische Fruchtgesellschaft hat vielleicht einen Tiger beim Schwanz gepackt – Favel läßt sich nicht als Strohmann verwenden. Er ist für Reformen, und er wird auf fairen Löhnen und guten Arbeitsbedingungen in den Plantagen bestehen.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich gehöre der Gesellschaft nicht an; es kratzt mich nicht, wenn Favel die Hand beißt, die ihn fütterte.«
Wyatt schauderte es. Es schien, daß Causton wieder recht hatte. Er fand sich in dieser verworrenen Welt der Politik nicht zurecht. Es war eine Welt, in der sich Schwarz und Weiß zu einem unbestimmten Grau vermischten, wo böse Taten einem guten Zweck dienten und gute Taten verdächtig waren. Das war nicht seine Welt, und er wünschte sich weit weg, zurück in seine eigene Sphäre der Zahlen und Formeln, wo er keine anderen Sorgen hatte als, ob ein Hurrikan sich ordentlich benehmen würde oder
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