Sohn der Dunkelheit
so schnell er konnte zu diesem kleinen Haus, alles andere war ihm egal.
Eine Sekunde, länger dauerte es nicht, um sich zu dematerialisieren, und als er vor dem Haus Gestalt annahm, dachte er, dass er sich seine Rückkehr hierher ganz anders vorgestellt hatte.
Wie die Großmutter berichtet hatte, parkte der Audi an der Straße vor dem Haus. Am alten Fleck. Doch auffällig war, dass mehrere unregelmäßige Spuren durch den Schnee führten, von der Haustür quer über den Rasen zur Straße.
Man hatte sie entführt, dachte Assail.
Verdammt.
Er joggte die niedrigen Stufen zur Haustür hoch, drückte auf die Klingel und stampfte ein paarmal auf, um den Schnee abzutreten.
Die Vorstellung, dass jemand seine Frau genommen hatte …
Die Tür wurde von einer sichtlich zerrütteten älteren Dame geöffnet, deren Verwirrung sich noch steigerte, als sie ihn erblickte. » Sie sind … Assail? «
» Ja. Bitte lassen Sie mich rein, Madam, ich werde Ihnen helfen. «
» Sie nicht Mann von neulich. «
» Nein, Sie haben mich noch nie gesehen, Madam. Bitte, lassen Sie mich rein. «
Marisols Großmutter trat zur Seite und klagte: » Oh, ich weiß nicht, wo sie ist. Mãe de Deus, sie ist fort, fort … «
Er sah sich in dem kleinen, aufgeräumten Wohnzimmer um und trat dann in die Küche, um einen Blick auf den Hintereingang zu werfen. Die Tür war unversehrt. Er öffnete sie und spähte nach draußen. Keine Spuren, abgesehen von seinen eigenen, die er vor einer Woche hinterlassen hatte. Er verriegelte die Tür und wandte sich an die Großmutter.
» Sie waren oben? «
» Sí. In Bett. Wie gesagt, ich schlafen. Ich höre sie kommen, aber ich noch müde. Dann ich höre … Geräusch wie Sturz. Ich sage, ich komme runter, dann Tür geht auf. «
» Haben Sie ein Auto gesehen? «
» Sí. Aber es fuhr schnell weg, und Nummernschild – nicht erkennen. «
» Wie lange ist das her? «
» Ich habe Sie fünfzehn, zwanzig Minuten später angerufen. Ich in ihr Zimmer und geschaut – und finde Serviette mit Ihrer Nummer. «
» Hat jemand angerufen? «
» Niemand. «
Er sah auf die Uhr und stellte dann besorgt fest, wie blass die alte Frau war. » Setzen Sie sich doch, Madam. «
Als er sie zur geblümten Wohnzimmercouch geleitete, holte sie ein zartes Taschentuch heraus und presste es sich auf die Augen. » Sie ist mein Leben. «
Assail versuchte sich zu erinnern, wie die höfliche Anrede unter Menschen lautete.
» Mrs … äh, Mrs … «
» Mrs Carvalho. Mein Mann war Brasilianer. Ich bin Yesenia Carvalho. «
» Mrs Carvalho, ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen. «
» Können Sie mir helfen? Meine Enkelin ist … «
» Schauen Sie mir in die Augen. « Als die Frau gehorchte, sagte er leise: » Ich werde alles tun, um sie zurückzuholen. Alles. Verstehen Sie, was ich sage? «
Als er sie fest ansah und dabei keinen Hehl aus seinen Intentionen machte, verschmälerten sich Mrs Carvalhos Augen. Und nach einem Moment beruhigte sie sich und nickte einmal – als würde sie seine Absicht befürworten, obwohl sie möglicherweise die Anwendung von Gewalt mit einschloss. » Was müssen Sie wissen? «
» Fällt Ihnen irgendjemand ein, der ihr wehtun wollen könnte? «
» Sie gutes Mädchen. Sie nachts arbeitet im Büro. Sie für sich bleibt. «
Dann hatte Marisol ihrer Großmutter nichts von ihrer wahren Tätigkeit erzählt. Das war gut. » Hat sie Vermögen? «
» Sie meinen Geld? «
» Ja. «
» Wir sind einfache Leute. « Sie musterte seine maßgeschneiderte Kleidung. » Wir nichts haben außer dieses Haus. «
Irgendwie bezweifelte er das, obwohl er wenig von Marisol wusste: Er hielt es für unwahrscheinlich, dass sie durch ihre Tätigkeit nichts verdient hatte – und ganz bestimmt zahlte sie keine Steuern auf die Sorte Einkommen, die sie von Leuten wie Benloise bezog.
Aber er fürchtete, dass keine Lösegeldforderungen kommen würden.
» Ich weiß nicht, was ich tun soll. «
» Mrs Carvalho, machen Sie sich bitte keine Sorgen. « Er erhob sich. » Ich werde mich umgehend damit befassen. «
Ihre Augen verschmälerten sich erneut und verrieten eine Intelligenz, die ihn an ihre Enkelin erinnerte. » Sie wissen, wer es war, nicht wahr? «
Assail verbeugte sich respektvoll. » Ich bringe sie zurück zu Ihnen. «
Die Frage war, wie viele Widersacher er dabei töten musste – und ob Marisol selbst am Ende noch am Leben wäre.
Allein der Gedanke, dass dieser Frau ein Leid geschehen könnte, entrang seiner Kehle ein
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