Sohn der Dunkelheit
türmen. Selbst, wenn es ihm das Herz brach.
Und bei Rehv und Wrath hätte iAm die nötige Unterstützung, wenn Trez sich aus dem Staub machte.
Doch nach all dem Mist war sein Bruder vielleicht sogar froh, ihn loszuwerden.
28
Ungefähr fünfzehn Stunden nach dem Verlust seiner Jungfräulichkeit nahm Qhuinns Leben eine erneute überraschende Wendung. Später würde er es unter dem Motto » aller guten Dinge sind drei « abtun, doch als es passierte, wollte er einfach nur überleben …
Irgendwann tagsüber waren er und Blay erwacht und jeder seiner Wege gegangen.
Qhuinn hätte Blay zwar gern ins Haupthaus begleitet, aber er musste noch einmal bei Luchas vorbeischauen, und Blay hatte es eilig gehabt, in sein Zimmer zu kommen und zu duschen. In gewisser Weise war das gar nicht so schlecht gewesen, denn so hatte Qhuinn auch noch Gelegenheit gehabt, nach Layla zu sehen.
Sowohl bei seinem Bruder als auch bei der Auserwählten war alles ruhig: Beide schliefen in ihren Betten. Luchas hatte wieder etwas Farbe bekommen, und bei einem Blick in Laylas Zimmer spürte Qhuinn zum ersten Mal die Schwangerschaft. Die Hormonwelle brandete ihm entgegen, sobald er die Tür aufmachte, und er blieb erst einmal stehen, so stark war sie.
All das war sehr schön gewesen.
Weniger schön dagegen war es, an Blays Tür vorbeizugehen, denn er wäre zu gern zu ihm hineingeschlüpft – um weiterzuschlafen.
Stattdessen endete er allein in seinem Zimmer.
Im Bett. Im Dunklen. Wo er mehrere REM -Phasen durchlebte in den zwei Stunden, die ihm bis zum Ersten Mahl blieben.
Als also seine Tür aufflog und eine Reihe schwarzgewandeter Riesen mit Kapuzen hereindrängte, kollidierten Vergangenheit und Gegenwart und verschmolzen miteinander – die Ehrengarde stieg aus dem Grab seiner Erinnerung und suchte ihn nun im Haus der Bruderschaft heim.
Obgleich er nicht sicher war, ob er träumte oder wachte, war er vor allen Dingen erleichtert, dass Blay nicht bei ihm war. Der Kerl hatte ihn schon einmal tot am Straßenrand gefunden. Das wollte wirklich keiner ein weiteres Mal erleben.
Sein zweiter Gedanke war, dass er es seinen Gegnern nicht leicht machen würde.
Mit einem Schlachtruf sprang Qhuinn nackt aus dem Bett und warf sich mit solcher Wucht auf die Angreifer, dass er tatsächlich die ersten beiden umpflügte. Dann drehte er sich um die eigene Achse und trat und boxte nach allem, was sich ihm in den Weg stellte. Das verschaffte ihm kurz Befriedigung, als seine Opfer fluchend zur Seite sprangen …
Doch dann schloss sich etwas von hinten um seine Brust und riss ihn mit solcher Gewalt von den Füßen, dass seine Beine einen Bogen durch die Luft beschrieben und …
Hallooooo, Wand.
Der Aufprall führte ihm die Sinnlosigkeit seines Widerstands vor Augen: Gesicht, Oberkörper und Hüften schlugen so fest gegen die Wand, dass er ohne Zweifel einen dreidimensionalen Abdruck im Putz hinterließ, ganz wie im Cartoon.
Augenblicklich stemmte er die Hände gegen die Wand, um sich nach hinten abzudrücken …
Der Griff um seinen Nacken war hart wie Stahl. Fleisch und Knochen gaben keinen Millimeter nach, selbst dann nicht, als er sich mit aller Macht dagegenstemmte und sich weigerte, sich zu unterwerfen …
» Beruhige dich, Schwachkopf. Beruhige dich, bevor ich dir wehtun muss. «
Warum er Vishous’ Stimme hörte, war ihm ein Rätsel.
Dann bemerkte er aus den Augenwinkeln, dass sich ein Ring um ihn geformt hatte, ein Kreis aus Robenträgern, eng wie die Umklammerung um seinen Hals.
Aber sie griffen nicht an.
» Entspann dich « , sagte V in sein Ohr. » Komm, wir atmen zusammen – ganz ruhig. Niemand will dir wehtun. «
Das gute Zureden half: Die coole, ruhige Stimme dämpfte das panische Schrillen in seinem Kopf und bändigte seinen Kampf-oder-Flucht-Reflex.
Daraufhin begann Qhuinn zu zittern, während seine Muskeln das Adrenalin verarbeiteten. » Vishous? «
» Ganz genau, ich bin’s, Kumpel. Und schön weiteratmen. «
» Wer … noch? «
» Rhage. «
» Butch. «
» Phury. «
» Zsadist. «
» Tohr. «
Die tiefen, gesetzten Stimmen passten alle zu den Namen und halfen ihm, in einer Gegenwart Fuß zu fassen, die nichts mit Ehrengarden zu tun hatte.
Dann erklang die letzte Stimme und half ihm endgültig aus dem mentalen Sumpf zurück in die Realität. » Wrath. «
Qhuinn wollte den Kopf zu seinem König herumreißen, doch er konnte ihn nicht bewegen.
» Ich lass jetzt los, okay? « , sagte V. » Aber du benimmst dich. «
» Ja.
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