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Sohn der Dunkelheit

Sohn der Dunkelheit

Titel: Sohn der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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Hände und wischte sich den Mund ab.
    Der König lachte aus tiefer Brust. » Du hältst dich besser noch einmal an den Griffen fest, mein Sohn … «
    Und das war das Letzte, was er für eine Weile hörte.
    Wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel bohrte sich völlig unvermittelt ein Energiestoß in seinen Kopf und überschwemmte all seine Sinne. Er sprang zurück, langte nach den Griffen und klammerte sich gerade noch rechtzeitig daran fest, bevor sein Körper in Zuckungen verfiel …
    Er hatte wirklich vor, bei Bewusstsein zu bleiben.
    Aber … sorry. Der Mahlstrom war zu mächtig.
    Während es ihn schüttelte und sein Herz flatterte und in seinem Kopf die Böller pfiffen, gingen – Rumms! – die Lichter aus.

30
    » Sola, warum du mir nicht sagen, wenn Besuch kommt? «
    Sola blieb wie angewurzelt stehen und stellte ihren Rucksack auf der Arbeitsfläche in der Küche ab. Sie wollte sich nicht zu ihrer Großmutter umdrehen, solange ihr noch die Überraschung ins Gesicht geschrieben stand.
    Endlich vollführte sie eine Drehung auf einem Stiefel.
    Ihre Großmutter saß an dem kleinen Küchentisch, und ihr rosa-blauer Hausmantel harmonierte mit den Lockenwicklern in ihrem Haar und den geblümten Vorhängen hinter ihr. Mit ihren achtzig Jahren hatte sie das anmutig gefältelte Gesicht einer Frau, die dreizehn Präsidenten, einen Weltkrieg und zahllose persönliche Kämpfe überdauert hatte. Doch ihre Augen brannten mit der Kraft einer Unsterblichen.
    » Wer hat hier geklingelt, vovó? « , fragte sie.
    » Dieser Mann mit « – ihre Großmutter hob die knöchrige Hand und beschrieb einen Kreis über ihrem Kopf – » dunklem Haar. «
    Scheiße. » Wann war das? «
    » Er war sehr nett. «
    » Hat er seinen Namen gesagt? «
    » Dann du hast ihn nicht erwartet. «
    Sola atmete tief durch und betete, dass ihre sachliche Miene nicht entgleiste, während sie innerlich kochte. Zur Hölle, nach all den Jahren mit ihrer Großmutter sollte sie eigentlich wissen, dass sie zwar viele Fragen stellte, aber nur selten welche beantwortete.
    » Nein, ich habe niemanden erwartet. « Und bei dem Gedanken, dass hier jemand auf der Schwelle erschienen war, wanderte ihre Hand zu ihrer Tasche. Darin lag eine Neuner mit Lasersicht und Schalldämpfer – und das war gut so. » Wie sah er aus? «
    » Sehr groß. Dunkles Haar. Tiefliegende Augen. «
    » Welche Farbe? « Ihre Großmutter sah zwar nicht besonders gut, aber daran würde sie sich sicher erinnern. » War er … «
    » Wie wir. Er sich unterhalten Spanisch mit mir. «
    Vielleicht war dieser Mann mit der erotischen Ausstrahlung zweisprachig – oder dreisprachig, wenn man seinen merkwürdigen Akzent bedachte.
    » Hat er seinen Namen gesagt? « Nicht, dass ihr das weiterhelfen würde. Schließlich wusste sie selber nicht, wie sich der Mann, den sie verfolgt hatte, nannte.
    » Er sagte, du ihn kennen und er dich schon noch treffen. «
    Sola blickte auf die Digitalanzeige der Mikrowelle. Bald zweiundzwanzig Uhr. » Wie lang ist das her? «
    » Nicht lang. « Die Augen ihrer Großmutter wurden schmal. » Bist du mit ihm zusammen, Marisol? Warum du mir nicht sagen? «
    An diesem Punkt kippte das Gespräch ins Portugiesische, und sie überboten sich gegenseitig in einem Stakkato aus Da-ist-niemand und Warum-kannst-du-nicht-endlich-heiraten. Sie hatten dieses Streitgespräch so oft geführt, dass sie eigentlich nur ihre gut einstudierten Texte in diesem überstrapazierten Stück aufsagten.
    » Nun, mir hat er gefallen « , erklärte ihre Großmutter, stand vom Tisch auf und schlug mit den Handflächen auf die Platte. Als der Serviettenhalter in die Luft hüpfte, wollte Sola fluchen. » Und ich finde, du ihn solltest zum Essen einladen. «
    Das würde ich, Großmutter, aber ich kenne ihn nicht – und würdest du es immer noch wollen, wenn du wüsstest, dass er ein Krimineller ist? Und ein Playboy?
    » Er Katholik? « , fragte ihre Großmutter im Gehen.
    Er ist Drogenhändler – sollte er religiös sein, muss er einen unerschütterlichen Glauben an die Vergebung haben.
    » Er sieht wie guter Kerl aus « , sagte ihre vovó über die Schulter. » Katholischer guter Kerl. « Und damit war die Sache erledigt – fürs Erste.
    Während sie in ihren Slippern Richtung Treppe schlurfte, bekreuzigte sie sich sicher mehrfach. Sola konnte es sich lebhaft vorstellen.
    Sie ließ den Kopf hängen und schloss die Augen. Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass dieser Mann freundlich und

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