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Sohn Der Nacht

Titel: Sohn Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Spruill
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acht gefüllte Spritze vorzufinden. Vielleicht neigte sich das Glück wieder
auf ihre Seite. Sie zog sich an und versuchte, sich zu beeilen, stellte aber fest, daß sie mit Knöpfen und Reißverschlüssen
nur fertig wurde, wenn sie es ein wenig langsamer angehen ließ. Schließlich hatte sie eine Transfusion bekommen - ohne
diese wäre sie wahrscheinlich jetzt schon wieder ohnmächtig geworden.
    Plötzlich war ihr klar, was sie brauchte.
    Als sie die andere Jackentasche durchsuchte, fand sie die fünf Ritalin-Kapseln, immer noch in ein Papiertaschentuch eingewickelt. Bevor sie mit sich selbst streiten konnte, schob sie sich eine in den Mund und schluckte sie trocken herunter. Sie konnte spüren, wie sie hinunterglitt, bis sie in das Loch in ihrer Kehle fiel.
    Eine schreckliche Vision zog wie ein Blitz durch ihre Gedanken, eine Vision von sich selbst in einem Monat von jetzt an gerechnet, wenn sie zwischen totaler Erschöpfung und sprühender Energie hin und her gerissen wurde und den alten Kampf aufs neue kämpfte. Oder, schlimmer noch, ihn nicht kämpfte.
    Ein Monat von jetzt an gerechnet könnte vielleicht niemals kom men.
    Dieser Gedanke war merkwürdig beruhigend. Sie ver drängte alle Gedanken und setzte sich auf die Bettkante, um auf den neuen Schub Stärke zu warten, der rund um ihr Herz beginnen und dann ihre Beine hinunterfließen würde. Zuerst würde sie eine Geruchsempfindung haben - ja, da kam sie schon, schwarz und schlüpfrig wie feuchtes Glas in einem Reptilienhaus.
    Und dann spürte sie den machtvollen Auftrieb. Wie von unsichtbarer Magie hervorgerufen, wallte Kraft in ihr auf, aus
    dem Nichts, gefolgt von einer Welle des Optimismus. Sie hatte recht daran getan, das Ritalin zu nehmen. Alles, was sie jetzt zu tun hatte, war, von hier zu verschwinden und ein Taxi zu rufen.
    Katie lugte aus der Tür, um sich zu vergewissern, daß keine der Schwestern in ihre Richtung blickte. Die Aufzüge waren hier am gewohnten Platz in der Nähe des Schwesternzim mers. Auf keinen Fall konnte sie an ihm vorbeihuschen, ohne gesehen zu werden. Sie lief in die andere Richtung zum Trep penhaus. Zwei Stockwerke tiefer in der Lobby zögerte sie an einer Reihe von Verkaufsautomaten. Sie war nicht hungrig, nein, aber das waren die Amphetamine, und sie wußte, daß sie etwas essen sollte.
    Sie zog sich zwei Snickers und zwang sie sich beide hinun ter.
    Die Uhr in der Lobby zeigte auf neun Uhr zwanzig. Zwei Taxis warteten draußen. Zehn Minuten später bezahlte sie den Taxifahrer und ging die Eingangsstufen ihres Hauses hin auf. Sie konnte kein Anzeichen einer Bewachung entdecken, aber drinnen brannten die Lichter. Eine Frau ungefähr ihrer Größe erschien, als sie die Tür öffnete.
    »Dr. O'Keefe?«
    »Stimmt«, sagte Katie. »Aber aus der Entfernung sind Sie sehr überzeugend. Sogar mein Bademantel paßt Ihnen.«
    Die Polizistin blickte sie mit einem verschmitzten Lächeln an. »Ich bin Corporal Etta Todd.«
    »Sie haben wirklich Mut, das hier zu tun, Corporal. Ich bin Ihnen sehr dankbar.«
    »Kein Problem. Ah, wir hatten nicht erwartet, daß Sie herkommen würden, Dr. O'Keefe.«
    »Ich hoffe, ich ruiniere die Falle nicht.«
    »Nur wenn der Mörder gerade jetzt herschaut. Der diensttuende Detective in dieser Sache - Lieutenant Cooke - wollte sowieso mit Ihnen reden.«
    Ein Seufzer entrang sich Katies Brust. Zwei Stunden lang mit einem neugierigen Detective zu reden war das letzte, was
    sie jetzt brauchte. »Tun Sie mir einen Gefallen«, sagte sie. »Ich werde gern mit Detective Cooke sprechen, aber ich brauche eine Dusche, und dann muß ich mal telefonieren. Können Sie noch eine halbe Stunde oder so warten, bis Sie ihn anrufen?«
    Etta zögerte. »Sie werden aber Detective Cooke heute abend noch sprechen, ja?«
    »Darauf können Sie wetten«, log Katie. »Ich will ja auch mit ihm reden. Aber ich muß mich einfach nur vorher noch um Verschiedenes kümmern.«
    »In Ordnung«, sagte Todd.
    »Danke. Und nochmals Danke für das, was Sie tun.«
    »Ich hoffe nur, wir kriegen ihn.«
    »Ich auch.« Aber ihr werdet ihn nicht kriegen, dachte Katie. Nicht, wenn es Merrick ist. Nur ich habe eise Chance. In ihrem Magen bildete sich ein kalter Knoten. Sie eilte die Treppe hinauf zum Telefon in ihrem Schlafzimmer und wählte Meggans Nummer. Meggan war am Apparat; sie klang sehr angespannt. »Oh! Katie, ich ...«
    »Meggie, was ist passiert?«
    »Mach dir keine Sorgen - es ist alles unter Kontrolle. Wir rufen dich an, wenn es notwendig ist,

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