Sohn Der Nacht
als du noch in dem Hospital warst?«
Jennys Gesichtsausdruck verdüsterte sich. »Ja.«
»Das da oben ist sein Zimmer. Was er mit dir gemacht hat, war sehr schlimm. Das hat er möglicherweise mit anderen jungen Mädchen auch gemacht. Und er wird es mit größter Sicherheit wieder tun.«
Jennys Kiefer mahlten. Ihr bleiches Gesicht zeigte Mißfal len, als könnte sie sehen, wo das hinführen würde. Zane
spürte einen Anflug von Zweifel, aber er fand seine Selbstsicherheit wieder. Sie war hungrig.
»Du und ich werden dafür sorgen, daß er nie wieder ande ren kleinen Mädchen etwas zuleide tut«, sagte Zane.
Jennys Augen wurden weit. »Ich?«
»Mach dir keine Gedanken, ich werde dir helfen.«
Sie blickte ihn furchtsam an, aber er konnte auch einen Schimmer von Vertrauen erkennen, und das beflügelte ihn. »Komm mit.«
Er stieg aus und führte Jenny über den Parkplatz. »Wir werden uns so lange wie möglich im Schatten halten«, sagte er. »Es ist spät, aber falls jemand in deine Richtung blickt, werde ich es spüren und uns aus seinem Blickfeld ausschalten. Es dauert nicht mehr lange, und du wirst das auch kön nen.«
»Oh! Wirklich?«
»Ja. Du wirst es in einigen wenigen Tagen oder Wochen ebenfalls können. Dann wird es dir vorkommen, als hättest du es schon immer gewußt.« Zane blieb am Fuß der Backsteinwand stehen.
»Was willst du tun?« fragte Jenny. »Müssen wir nicht hin eingehen?«
»Nein.« Zane kniete nieder. »Steig auf meinen Rücken. Ich werde dich zu einem Ausflug mitnehmen. Wir müssen sehr leise sein, sag also nichts, in Ordnung?«
Sie nickte und ihre Augen strahlten jetzt. Sie legte Zane von hinten die Arme um die Schultern und schloß die Beine um seine Taille. Als er anfing, die Wand hinaufzuklettern, japste sie und preßte ihren Kopf gegen seine Schulter, aber schon nach einer Minute löste sie sich wieder von ihm, um nach unten zu blicken. Zanes Herz füllte sich mit Freude. Sie ist so tapfer! dachte er. »Das hier wirst du auch in Kürze können«, flüsterte er.
Neben dem Schlafzimmerfenster des Normalen hielt er an.
»Kannst du ihn dort drinnen spüren?« flüsterte Zane.
»Nein«, flüsterte Jenny zurück.
»Entspanne dich einfach und spüre ihn in deinen Gedan ken .« .
»Ich ... fühle einen leichten Schlag«, sagte sie. »Er ist sehr langsam.«
»Das ist sein Puls«, flüsterte Zane. »Er geht jetzt langsam,
weil der Mann schläft. Kannst du ihn noch langsamer machen?«
Eine Minute später spürte er, wie sich der Puls verlang samte, obwohl er nichts getan hatte. »Gut!« sagte er. Mit der einen Hand hielt Zane sich weiter an einem Ziegelstein fest, während er mit der anderen das Fenster in die Höhe schob. Im nächsten Augenblick waren er und Jenny im Inneren. Sie stellte sich wieder auf die Füße und blickte auf den schlafenden Mann hinunter. Die Laken hatten sich um seine Beine geschlungen, und sein Mund war offen. Zane wollte sich am liebsten sofort auf ihn stürzen und anfangen, ihm die Kehle aufzureißen, aber er hielt sich zurück und beobachtete Jenny.
Ekel und Abscheu zogen über ihr Gesicht. »Er ist es«, flü sterte sie.
»Ja.«
»Er hat mich immer angefaßt, und ich konnte nichts dagegen tun.«
»Ich weiß.« Zane nahm sie in die Arme und zog sie an sich. »Du wirst nie wieder hilflos sein. Aber andere Mädchen haben dieses Glück nicht. Und deshalb mußt du ihn töten.«
Jenny keuchte und trat vom Bett zurück. »Das kann ich nicht.«
»Natürlich kannst du das. Du wurdest geboren, es zu tun. Und er verdient es.«
Sie biß sich auf die Lippen, und Tränen fingen an, ihr über die Wangen zu laufen. Sie schüttelte den Kopf und trat noch einen Schritt zurück, und er sah voller Enttäuschung, daß es noch zu früh war. Mit zwei schnellen Schritten stand er am Bett des Normalen. Dann zog er das Bowie-Messer aus dem Gürtel und schnitt ihm die nackte Kehle durch. Der Körper
bäumte sich auf dem Bett auf, und der Normale stieß blub bernde Laute aus, dann fiel er schlaff zurück. Mit einer wilden Willensanstrengung wandte Zane sich von dem Blut ab und seiner Tochter zu. Jenny schreckte schaudernd vor Hor ror bis an die Wand zurück, und eine Sekunde lang glaubte er, alles sei verloren. Dann kam sie automatisch nach vorn, und er konnte in dem Moment, bevor sie über den Mann fiel und anfing, sich zu nähren, das Spiegelbild des pumpenden Blu tes in ihren Augen sehen.
Katie erwachte langsam wieder. Als sie völlig erschöpft in das gleißende
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