Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sohn der Unendlichkeit

Sohn der Unendlichkeit

Titel: Sohn der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
schloß Dorian.
    Völlig unbehelligt legten sie acht Parasangen zurück; eine beachtliche unterirdische Wegstredce. Die Gänge erwiesen sich als System von Türen und verschiebbaren Riegeln aus Stein, die in Nebenstollen führten. Die gesamte Anlage eines solchen »Nestes« war dreidimensional angelegt.
    Schließlich kamen sie in den Saal des Ersten Läufers und der Kriecherin.
    »Dort sind sie. Sie erwarten uns!« sagte Amaoros leise und warf sich in die Brust.
    Er trug einen schweren grünleuchtenden Handscheinwerfer.
     
    *
     
    Auch dies war ein Eindruck, den Dorian den Rest seines Lebens nicht mehr würde vergessen können. Auch dies eines der phantastischen Bilder, von denen er geträumt hatte. Die Arena war mit Zehntausenden von Knephanthropen gefüllt. Frauen, Männer und Kinder, und dazwischen bewegten sich unruhig domestizierte Spindelschnecken.
    In jahrtausendelanger Arbeit war aus massivem Fels ein linsenförmiger Hohlraum geschaffen worden. Dort, wo die beiden Kugelkalotten zusammentrafen, an der Naht also, lief ein breiter Gang rund um den Kessel oder die Halle, je nachdem, wohin er seinen Blick richtete. Der Gang lag halbverborgen hinter ausgesparten Säulen, die kunstvoll verziert waren. Dieses Volk besaß eine hohe Kultur in der Steinbearbeitung.
    Dorian maß schnell die Halbwertszeit einiger Zerfallsprodukte und wußte, daß diese Höhle über einhundertsechzig-tausend Jahre alt war.
    In der Mitte stand eine Doppelsäule, zu der eine Wendeltreppe hinaufführte. Wer die Thronsessel bestieg, mußte achtmal um die Säulen wandern und zeigte sich allem Volk mehrmals.
    »Dort sitzen sie!« sagte der Troglodyt leise.
    Vor ihnen bildeten die Massen schweigend eine breite Gasse. Langsam gingen Dorian und sein Freund auf die Wendeltreppe zu. Dorian hatte dieses Mal geschützte Halterungen für die Schwerkraftgeräte mitgenommen und ging entsprechend leichtfüßig.
    »Wir werden es kurz machen!« sagte Dorian.
    Ihm benagte diese Umgebung nicht sonderlich. Aber er durfte sich nicht von Antipathien beeinflussen lassen. Also folgte er seinem Schützling die Wendeltreppe hinauf und stand schließlich vor dem Herrscherpaar dieses Stammes der Unterirdischen; einem von vielen.
    Er begann mit seiner Rede. Amaoros übersetzte, und dank der einzigartigen Akustik der Arena blieb keines der Worte unverständlich.
    Dorian sprach von großen Zeiten …
    Und er erschrak, als eine Gruppe von Bewaffneten im Festschmuck vier gefangene Montagnards heraufbrachte.
    Es gelang Dorian, wenigstens mehrere Vertreter der beiden bisher getrennten Völker zusammenzubringen.
    Als man ihn mit allen Ehren zu der wartenden Kugel hinausbrachte, wußte er, daß nach dem Moment seines Verschwindens auch auf Qiarontes eine neue Zeit anbrechen würde.
    Er war todmüde, als er das Schiff erreichte.

 
5.
     
    »Du wirst jetzt irgendwo in der Nähe des letzten Reisezieles sein«, sagte die unvergleichliche Amaouri und strahlte ihn an. »Du weißt, was du kannst und ahnst, was du geleistet hast, und wenn du zurückkommst, bist du ein anderer Mann. Ein besserer Mann.«
    »Die Möglichkeit besteht, Amaouri!« sagte er und fühlte nicht das geringste Bedauern darüber, daß er nach seinem vierundzwanzigsten Besuch auf Charontes endlich dieses System hinter sich gelassen hatte. Das Schiff war unterwegs zu dem vorläufig letzten Punkt der Mission. Nach Halcyon III. Anschließend hatten die Maschinen den langen Rückflug zur Erde programmiert.
    Mehr als siebzigtausend Lichtjahre lagen zwischen dem Original dieses Bildes hier vor ihm und dem Bildkubus, der die liebliche Stimme der einzigen Geliebten wiedergab.
    »Ehi wirst zurückkommen, natürlich, und wir alle werden dich als Mann und Kurier begrüßen und feiern, und auch als Abgesandten eines Planeten, der sich um den Fortbestand der Kultur sorgt!« sagte Amaouri verheißungsvoll.
    »Recht so!« entgegnete Dorian.
    Er entsann sich der Zeilen, die La Libra geschrieben hatte in einem seiner hinreißenden Bestseller über das Projekt.
    » … ganz ohne Zweifel, wenigstens für einen Dichter wie mich, wird Dorian V. einige überraschende Entdeckungen machen. Ich möchte mich nicht näher darüber auslassen, aber eine seiner aufsehenerregenden Feststellungen wird erstens sein, daß die wahren Blitze des Geistes, jene Erleuchtungen der Gedanken, nur in vollkommener Ruhe, Stille und Einsamkeit möglich sind … «
    Und an einer anderen Stelle hieß es:
    » … die Milchstraße ist, unbeschadet aller

Weitere Kostenlose Bücher