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Sohn der Unendlichkeit

Sohn der Unendlichkeit

Titel: Sohn der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Glieder.
    Zweitens lebt dort auf der Oberfläche ein zweiter Stamm dieses Volkes. Es sind die Montagnards. Die Bergbewohner, die in den Türmen hausen, die ich aufgenommen habe. Nach langen Kämpfen, die unterirdisch verliefen, zog sich vor Jahrtausenden diese Gruppe in die Türme zurück. Für sie brauchen wir andere Arten von Wundern – ich glaube nicht, daß ich viel ausrichten kann, um sie zusammenzubringen.
    »Was schreibst du dort?« fragte Amaoros Zentoxarch.
    Eine Zufälligkeit, denn die Sprache der Erdbewohner unterschied sich vom antiken Griechisch beträchtlich. Blinder Bogenschütze, würde die Übersetzung dieser Lautmalerei lauten. Sachlich war es richtig. Oder nur fast richtig.
    »Ich schreibe auf, was du mir berichtet hast. Damit ich es nicht vergesse!« erklärte Dorian und sah seinen Schützling an. Der Fremde steckte in einem der Reserveanzüge und atmete das Gasgemisch, das die Maschinen für ihn bereitet hatten.
    Viele Fragen waren geklärt worden.
    Dorian hatte berichtet, woher er kam, nachdem er Amaoros eine Kosmologie unterbreitet und erklärt hatte, die dessen Bildungsstand nicht überstieg. Er sagte, was der Zweck seiner Reise sei, wen er bisher getroffen hatte, und jetzt erkundigte er sich nach den Bedürfnissen dieses Volkes.
    »Eines ist sicher!« sagte er. »Wir beide werden nach unten gehen und deinen Freunden sagen, daß sie ihre Höhlen nach und nach verlassen müssen.«
    Schon seit zwei Tagen lief ein interessanter Versuch. Ein Torpedo mit vielen Samen war abgefeuert worden, war geplatzt und hatte sogar künstlichen Nährboden mitgenommen. Diejenigen Pflanzen von insgesamt drei Planeten, die hier überlebten, würden sich ausbreiten.
    »Wie sollen wir das tun?«
    »In tragbaren Anzügen. Ihr müßt einen großen Platz schaffen, auf dem ihr die fremden Schiffe erwartet.«
    Es würde vielleicht Kampf mit den Montagnards geben. Auch das mußte Dorian unterbinden. Glücklicherweise sprachen beide Stämme – die Oberen waren außerdem weniger zahlreich – eine gemeinsame Sprache. Einige Ideen in dieser Richtung schwebten ihm bereits schon vor.
    »Fremde Schiffe?«
    Der Umstand, daß sie offensichtlich einem gemeinsamen kosmischen Samen entstammten, äußerte sich auch darin, daß die Grundnahrungsmittel identisch waren. Amaoros trank Wasser, aß Kohlehydrate, Fette und Eiweiß. Dorian ernährte ihn aus der Basissubstanz der halbrobotischen Küche.
    »Fremde Schiffe von Terra, von Fuega … allerdings erst in vielen Geschlechtern. Und von Algene Alpha. Und vielleicht auch von Halcyon. Sie werden euch viel Wissen bringen, viele notwendige Dinge und viel Arbeit. Aber in Tausenden von Sonnenumläufen werdet ihr das Erbe der Welt antreten, von der ich komme.«
    Natürlich schlossen sich umfangreiche Erklärungen und Auseinandersetzungen an. Damit, daß Dorian schwere Waffen oder Geräte verschenkte, war nichts zu lösen – die Evolution mußte auf anderem Weg beschleunigt werden.
    Wichtig war, daß man die Schale vor der Sonne durchsichtig machte. Aber das war die Aufgabe der terranischen Techniker, die mit den Riesenschiffen vom Weltraum aus operieren konnten.
    »Und wir beide? Was tun wir?« fragte Zentoxarch.
    »Wir werden mit dem Ersten Läufer und mit der Kriecherin sprechen. Und diese wieder werden das Volk der Irren besuchen.«
    Bedächtig nickte Amaoros.
    »Der Erste Läufer, Vös, ist ein kluger Mann?« fragte Dorian.
    »Ja. Und die Kriecherin, Vara, ist auch klug. Sie hatten in ihrer Regierungszeit bisher keinen einzigen Jagdtoten. Nur eine Menge Bewußtloser …!« Amaoros kicherte aufgeregt.
    »Sie werden viele Parasangen zurücklegen müssen, um Erfolg zu haben!« versicherte ihm Dorian V.
    Noch zwei Planetentage lang besprachen sie das gemeinsame Vorgehen, dann glitt die Kugel mit diesen beiden merkwürdigen kosmischen Brüdern hinunter. Bevor Dorian dem anderen in das Labyrinth folgte, sahen sie rund um den Einstieg, an den Hängen entlang des Flusses, seltsame Pflanzen.
    Sie ringelten sich und krochen wie gefiederte Schlangen, wie ein ganz niedriger Dschungel, um die Felsen und sandten Ausläufer in den Fluß. Die Farbe der Blätter war ein kräftiges Rot, das an den Rändern zill schimmerte.
    »Das ist der Anfang. Einige der Samen sind aufgegangen und mutiert!« sagte Dorian zufrieden. »Sie werden sich ausbreiten.«
    »Ich weiß nur, daß ich das alles nicht mehr selbst erleben werde!« sagte sein neuer Freund.
    »Du nicht. Aber die Urenkel deiner Urenkel vielleicht!«

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