Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sohn der Unendlichkeit

Sohn der Unendlichkeit

Titel: Sohn der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
Unterschiede zwischen einzelnen Planeten und einer Vielzahl physikalisch differenter Sonnen, ein homogenes Gebilde. Es hängt alles irgendwie zusammen. So, wie wir heute annehmen, daß der Schild des Dädalos von einem Sternenvolk stammt, so werden auch unserem Kurier Gemeinsamkeiten erklärt werden. Überraschende Ausblicke werden sich auftun; und zweifellos sind wir, falls Dorian V. lebend zurückkehrt, um eine Menge beschämender Ereignisse und deren Folgerungen reicher. Indessen gedeihen die einzelnen Strophen meines Totengesanges auf diesen einzigartigen Mann, vorgetragen zur Leier des Apoll …«
    Dorian sagte:
    »Absoluter Quatsch. Manchmal hat Sonar Quaiser Schwierigkeiten mit der Wortfindung.«
    Dann zuckte er zusammen.
    Er sagte zu sich: »Moment!« und zog die Tastatur zu sich heran. Seine Finger berührten leicht die einzelnen Tasten, und er schrieb einige Worte untereinander.
    Fuega: Feuer
    Charontes: Erde, Humus
    Algene Alpha: Wasser
    Überrascht murmelte er:
    »Feuer, Erde, Wasser. Oder in der klassischen Abfolge: Feuer, Wasser, Luft und Erde.«
    Er schüttelte den Kopf. Auch diese Gemeinsamkeit, dieses Verweilen auf den Relikten eines grauen Altertums, das er nur dank seiner tunfassenden Bildung kennen mußte, war kindisch. Ebenso unzutreffend wie die Namensgleichheit des Zen-Bogenschützen, der zudem noch blind war. Glücklicherweise funktionierten seine Gedanken ohne erweiterte Bereiche. Hierin war er durchaus passiv.
    »Feuer, Wasser, Erde … das würde bedeuten, daß Halcyon ein Planet der Luft ist. Welch ein Unsinn. Schließlich hat wohl jeder Planet, auf dem es intelligente Wesen gibt, eine Lufthülle.«
    Er brühte sich eine Tasse starken Kaffees auf, schüttete etwas von dem stark riechenden Alkohol in ein Glas und zündete eine Zigarette an. Er trank und rauchte schweigend und konzentriert. Immer wieder studierte er die Sternenbilder auf dem Schirm, betrachtete die Kolonnen der Wörter und hing seinen Gedanken nach. Amaouri sprach leise auf ihn ein, machte Pausen und gab ihm Gelegenheit, zu antworten, und schließlich verdunkelte sich der Kubus wieder, das dreidimensionale Bild verschwand. Drei Planeten waren angeflogen und vorbereitet worden, das letzte Ziel lag in unbestimmbarer Ferne.
    »Sehr merkwürdig!« sagte er sich und lehnte sich zurück. »Ich scheine mich, ohne etwas zu wissen, auf Halcyon zu freuen.«
    Nichts vergißt man so leicht wie heftige Schmerzen oder übermäßige Anstrengungen. Kein Gefühl ist für kurze Zeit so befriedigend ausschließlich wie das des Siegens; wenn alles bestens geschehen ist, was geschehen sollte. Dieses Gefühl und die damit verbundene Euphorie, die freilich kontrolliert ablief, erfüllten Dorian im Augenblick. Aber die Unruhe vor dem Erreichen der Wendemarke beschlich ihn. Was würde Halcyon für ihn bedeuten. Und für die Erde?
    Sein Traum kam ihm wieder in den Sinn. Die Bewohner dieses Planeten, die Bilder, die er im Traum gesehen hatte, und der Fries, der Geschichten einer frühen Erde erzählte.
    Ärgerlich trank er den Kaffee aus und sagte knapp:
    »Alles Hirngespinste. Meine Nerven sind überreizt. Ich müßte wieder einmal an einem Strand mit weißem Sand ausschlafen.«
    Er leerte das Glas und roch dem Alkohol nach, dann stand er auf und löschte die Worte auf dem Nebenschirm.
    »Außerdem – was hindert mich, nach dem Checken lange zu schlafen, mit dem Kopf im Faradayschen Käfig, damit mich die Schiffsgeräusche nicht in den Schlaf hinein verfolgen?«
    Niemand hinderte ihn.
    Er warf den Zigarettenrest in den Konverter, druckte das Testprogramm ein und war nicht beunruhigt, als die Maschinen nach Stunden versicherten, abgesehen von abgeworfenem Ballast aller Art sei das Raumschiff so gut wie neu und würde noch einige Kuriere zu anderen Planeten tragen. Dorian lachte über diesen kargen Scherz der Bordelektronik und verzog sich in seinen Raum. Dort schlief er bald ein und träumte … nichts.
     
    *
     
    Tage und Wochen verstrichen. Eine Art Heimweh erfaßte Dorian. Noch niemals in seinem Leben war er so lange allein gewesen. Aus Alleinsein wurde Einsamkeit, die noch durch das Erlebnis des Weltraumes in seiner schweigenden, von Farben sprühenden Größe verstärkt wurde. Nur für kurze Stunden, wenn Dorian vor den Luken saß und seine Wahrnehmung weit öffnete, wenn er das Radiosingen der Sterne hörte und die Leere zwischen den Sternen in dunklen, verhaltenen Farben sah, vergingen diese retardierenden Gefühle.
    »Es wird Zeit, daß

Weitere Kostenlose Bücher