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Sohn der Unendlichkeit

Sohn der Unendlichkeit

Titel: Sohn der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Kämpfer winkten sich zu, schrien und gestikulierten wie wild. Dorian sah genau hin und versuchte, die Gesten zu analysieren. Er mußte erkennen, daß er nicht viel verstand.
    Er winkte den Zurückbleibenden fröhlich zu, als die Kugel mit einem gewaltigen Ruck senkrecht von der Oberfläche Charontes, dem Planeten der Knephanthropen, startete. Dorian hielt sie an, als eine Höhe von fünf Kilometern erreicht war und deutete wieder nach unten.
    Der Gefangene schien eine Menge seiner Furcht verloren zu haben. Er schien nun die Landschaft mit begreifenden Augen anzustarren, die aber noch immer nicht frei von Angst waren. Aber deutlich konnte er erfassen, worum es sich bei diesem Ausflug handelte. Er befand sich in großer Höhe über einer Landschaft, die er nur ausschnittweise und aus einer ungünstigen Perspektive kannte. Sie wechselten wieder einen langen Blick. Dorians gutgeformtes Gesicht verzog sich zu bedeutungsvollen Mienen – er übte unzweifelhaft eine beruhigende Wirkung auf sein Beutestück aus.
    Und – sie beide waren unverkennbar humanoid.
    Dann deutete der Kurier nach oben.
    Der Eindruck ängstigte ihn selbst ein bißchen. Sie befanden sich, scheinbar nur, knapp unterhalb eines riesigen Baldachins, einer gewaltigen Halbkugel, die in verschiedenen Farben und Strömungen bewegt wurde. Die Kugel schoß direkt darauf zu; der Troglodyt zog den Kopf ein und hielt die starken, muskelbepackten Arme über den Scheitel seines Robbenpelzes.
    »Auch ich fühle mich nicht wohl«, sagte Dorian beruhigend, als sie die ersten’ Schleier und Nebelfelder erreicht hatten. Plötzlich, einige Sekunden später, befanden sie sich mitten in der undurchsichtigen Materie. Bange Augenblicke verstrichen – und schließlich schwang sich die Kugel durch diese tödliche Schale hindurch und gewann den freien Weltraum.
    Auf der einen Seite loderte die Sonne, alles andere war Schwärze, durchsetzt mit Sternen.
    Der Fremde stieß einen furchtbaren Schrei aus, brach zusammen und verlor das Bewußtsein.
    »Das ist die niederschmetternde Wirkung der Erkenntnis, mein Freund«, stellte Dorian fest, als die Kugel direkten Kurs auf das Raumschiff nahm. »Es gibt immer jemanden, der klüger ist als man selbst.«
    Die Kugel verschwand im Schiff. Dorian ließ den Fremden von den Robotern in eine Kammer bringen, in der die lebensnotwendige Atmosphäre hergestellt werden und so das Überleben des Opfers gesichert werden konnte.
    Nach dem langen, erholsamen Schlaf begann er mit dem Versuch, eine gemeinsame Verständigungsbasis zu entwickeln. Vier Tage später konnten sie sich nicht gerade fließend, aber immerhin sehr gut unterhalten.
    Er erfuhr eine aufregende Geschichte.
     
    *
     
    Denke dir einen Haufen Lehm, mit Felsen und Humus durchsetzt, schrieb er später in das Logbuch. In diesem Kloß wühlen sich Generationen von Würmern Gänge, Korridore, Abzweigungen und Zimmer, Säle und allerlei andere Räume hinein. Oder besser: Versuche dir ein Knäuel Strick, Wolle oder Fasern vorzustellen. Diese Stricke sind Gänge, die Zwischenräume sind das Erdreich, oder, vergröbernd, der Planet Charontes.
    Sie sind als Wesen der Finsternis und der unterirdischen Lebensweise geboren worden, so wie einstmals der erste Fisch auf die leeren Kontinente Terras kroch und zum Urvater aller Lebewesen wurde.
    In der langen Evolution entwickelten sie sich zu Menschen, die inmitten einer Gashülle leben konnten, die normalerweise fast alle Metalle auffrißt. Sie lernen, wie gewisse Eingeborenenstämme, alles, was ihre Finger betasten können, zu verwenden. Sie trauen sich aus zwei Gründen nicht auf die Oberfläche ihrer Welt hinaus – erstens aus Gründen des Glaubens.
    Dort ist eine Oberwelt, die sie nicht kennen und fürchten.
    Geister, Dämonen und wilde Tiere treiben sich dort herum. Wenn damit die fliegenden Virenwolken gemeint sind, dann haben die Knephanthropen durchaus recht. Aber diese Viren entstehen und vergehen innerhalb von Minuten und machen neuen Verbindungen Platz. Es erscheint mir, daß dieser Planet noch immer nicht genau weiß, was eigentlich aus seiner Oberfläche werden soll. Daher werden wir dem Abwurf von einigen Katalysatoren durchaus Chancen einräumen. Erst dann, wenn sich in Jahrhunderten oder noch längerer Zeit die dichte Wolkenhülle neutralisiert haben wird, ist diesem Volk zu helfen. Dann erst können wir hoffen, ein drittes Volk von Erben gefunden zu haben. Heute würden sie kaum etwas begreifen. Sie sind das schwächste aller drei

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