Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)
Fond des Wagens vernehmen konnte. »Mach, dass du in dein Altersheim zurückkommst, Idiot!«
Maxim drehte höchst indigniert sein eigenes Wagenfenster herunter. Der Taxifahrer zeigte ihm den Stinkefinger.
»Was für eine Impertinenz!«, entrüstete sich Maxim, ballte selbst die Hand zur Faust und schüttelte sie drohend. Der Taxifahrer freilich war längst weitergefahren.
Jason grinste. »Nur nicht aufregen, Maxim.«
Sie setzten die Fahrt fort. Jason trank sein Mineralwasser und versuchte, die roten Ampeln, die Maxim überfuhr, und die wütenden Hupkonzerte der anderen Autofahrer zu ignorieren.
Nachdem sie eine Weile durch die Innenstadt kutschiert waren, kamen sie schließlich auf die Uferstraße entlang der Themse.
»Was ist mit der Beerdigung?«, fragte Jason schließlich. »Was habt ihr dafür geplant?«
Tante Rosemary öffnete ihre Handtasche.
»Der Gedenkgottesdienst ist in der All Souls Church, am nördlichen Ende der Regent Street, in der Nähe der BBC . Es war die einzige zentral gelegene Kirche, in der so kurzfristig ein Termin zu bekommen war.«
Sie nahm einen Stoß Blätter heraus, die mit einer alten mechanischen Schreibmaschine beschrieben worden waren.
»Das Übliche. Deiner Mutter graust davor. Allein die Sicherheitsmaßnahmen werden ein Albtraum sein, schon wegen Adrian.«Sie nahm ein kleines schwarzes Buch heraus. »Die Gästeliste – sieben Labour-Abgeordnete und vier konservative. Der Premierminister. Der Parlamentssprecher. Sieben Mitglieder der Königsfamilie. Neun Mitglieder des Oberhauses. Du weißt schon. Das Übliche.«
Der Bentley nahm mit quietschenden Reifen eine weitere Kurve. Vor ihnen lagen Westminster und das Parlaments-gebäude.
Ungerührt fuhr Tante Rosemary fort: »Ein paar Angehörige des europäischen Hochadels, sieben US -Senatoren und Kongressmitglieder, Vorstandmitglieder der Bank of England und von North Sea Oil.«
Sie zog einen zweiten Papierstapel hervor.
»Deine Liste, zusammengestellt von Jontil Purvis. Adrians Liste – riesig. Und natürlich Nicks persönliche Freunde.« Sie verzog das Gesicht. »Unnötig zu sagen, dass sie wohl nicht im schwarzen Anzug erscheinen werden. Oh, und Julia kommt natürlich auch …«
Jason straffte den Rücken.
»Ich dachte, sie wäre in Italien.«
»Das stimmt. Sie fliegt heute zurück. Alex, Lily und ihre Freundin holen sie in Heathrow ab und bringen sie nach New Chelsea.« Tante Rosemary schaute auf die Uhr. »Sie müsste jetzt gerade gelandet sein. Lily kommt morgen um Punkt 14 . 00 Uhr zum Weihnachtslunch zu deiner Mutter. Sie bleibt bis 17 . 00 Uhr. Adrian ist in Babylon aufgehalten worden. Er wird am Morgen des Begräbnisses in London eintreffen.«
»Das heißt …?«
»Am Dienstag, dem 28 .«
Der Bentley ruckelte, bremste und kam dann quietschend vor einem prachtvollen Herrenhaus am Belgrave Square zum Stehen. Jason bekam seine leere Mineralwasserflasche gerade noch zu packen, ehe sie vom Tisch des Bentleys flog.
Jason stand schon draußen auf dem Bürgersteig, als Maxim immer noch mit der Fahrertür des Bentleys kämpfte. Er bückte sich und öffnete sie von außen. Maxim hatte Schwierigkeiten, seine Füße, Schuhgröße 52 , zu befreien, die sich unter dem Bremspedal verkeilt hatten.
»Sehr freundlich von Ihnen, Master Jason.«
»Maxim«, sagte Jason streng, »ich glaube, ein Auffrischungskurs wäre nicht schlecht.«
Maxim schälte seine eins neunzig große Figur aus dem Wagen und nahm Jason in Augenschein.
»Master Jason. Darf ich mir die Bemerkung erlauben, dass Sie sehr gut aussehen.«
Jason lächelte. Er blickte hinauf zu dem alten, sechsstöckigen neoklassizistischen Herrenhaus mit seiner weißen Stuckfassade, bevor er das kurze Stück bis zu der alles beherrschenden Portikus vor dem Hauptportal ging. Maxim folgte mit Jasons Aktenkoffer. Rosemary trat herbei und schloss die Tür auf.
Sie traten in eine riesige, marmorgetäfelte Eingangshalle mit einer sechs Meter hohen Decke, geschmückt mit imposanten Stuckverzierungen. Der antike Tisch in der Halle trug einen Aufsatz mit achtundvierzig Rosen aus Elfenbein.
Ein junges Mädchen in Livree erschien.
»Ceci«, ordnete Tante Rosemary an, »hilf Maxim mit Mr. De Veres Gepäck.«
Jason zog seine Handschuhe aus. Dieses Haus war für ihn voller Erinnerungen, die jetzt alle auf ihn einstürmten.
»Maxim«, sagte er, »hat Mutter nicht in ihrem letzten Brief etwas davon geschrieben, dass Sie in den Ruhestand gehen wollten?«
Maxims Brauen furchten sich
Weitere Kostenlose Bücher