Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)
eigentlich gegen Mittag ankommen. Dann rief er an, er sei aufgehalten worden und würde erst spät da sein und über Nacht bleiben.« Er sah Jason an. »Aber er hat es nicht geschafft.«
Jason nickte. »Ein bisschen merkwürdig ist es schon.« Er schlug gleichfalls das Gebetbuch auf. »Er hat mir eine Nachricht hinterlassen. Sie klang so, als käme er gerade von dir. Irgendein wirres Gestammel … Du hättest einen verrückten Deal mit den Israelis abgeschlossen. Sie haben die Bundeslade, hat er gesagt. Ja, genau das sind seine Worte gewesen.«
»Hat er sonst noch etwas gesagt?« Adrian blätterte geistesabwesend in seinem Gebetbuch.
»Nein.« Jason blickte zurück in Julias Richtung. Sie sah ihn direkt an. Sofort wandte er den Blick wieder ab und widmete sich seinem Buch.
»Wer ist das da neben deiner Mutter?«, flüsterte er Lily ins Ohr.
Lily lächelte Jason matt an.
»Ihr Freund. Callum Vickers. Ein gut aussehender Mann, nicht wahr?« Sie machte eine Kunstpause. »Und jung.«
Jason wandte erneut den Kopf und tat, als wolle er sich zu Xavier Chessler umschauen.
Julia war nun in ein Gespräch mit dem Mann vertieft, der nach Lilys Aussage Callum Vickers hieß. Der Kerl muss mindestens zehn Jahre jünger sein als Julia. Langes blondes Haar, Sonnenbräune. Dreißig, höchstens zweiunddreißig. Er runzelte die Stirn. Vermutlich ein Schauspieler oder ein Model. Typisch. Einer von Julias PR -Promis.
Lily sah ihn lauernd an. Sie las ihren Vater wie ein Buch.
»Er ist einer der führenden Londoner Chirurgen, Dad«, erklärte sie.
»Schönheitschirurg, wette ich.«
Lily seufzte.
»Neurochirurg, um genau zu sein.«
Jason sah seine Tochter verlegen an. Sie schüttelte nur den Kopf und wandte sich Lilian zu.
Jason warf noch einen letzten Blick auf Callum Vickers, dann stand er auf, um für die Seele seines jüngsten Bruders zu beten – für Nicholas De Vere.
Maxim stand im leichten Regen über die Haube des Bentleys gebeugt und polierte das geflügelte Emblem.
»Ein Butler.«
Die altvertrauten säuselnden Worte ertönten direkt hinter ihm. Maxim erstarrte.
»Wie passend.« Charsoc öffnete und schloss seine Hände. Dabei ließ er ganz bewusst laut und vernehmlich die Knöchel seiner langen Finger knacken.
»Meine Güte, Xacheriel. Was für eine Karriere! Vom Thron zur rechten Hand Jethers des Gerechten, den einst ich innehatte, zum menschlichen Lakaien, der Autokarossen wienert.« Charsoc umkreiste den Bentley. »Oh, wie tief bist du gefallen …«
Maxim ließ sich beim Polieren nicht stören.
Charsoc hob die Augenbrauen und öffnete seine Reisetasche. Er betrachtete Maxims unbändige Mähne aus drahtigem weißem Haar und fischte eine Mason-Pearson-Haarbürste heraus.
»Ich habe es versprochen.«
Er hielt sie Maxim hin.
In diesem Augenblick kam Jason mit Lily im Rollstuhl um die Ecke. Er runzelte die Stirn.
»Van Slagel.« Charsoc deutete eine Verbeugung an. »Mr. Jason De Vere, nehme ich an.«
Jason sah auf die Haarbürste. Er hob eine Braue.
»Sie kennen diesen Herrn, Maxim?«
Maxim, immer noch über die Kühlerhaube des Bentleys gebeugt, richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Er wandte sich um und sah Charsoc an.
»Ich hatte das Missvergnügen seiner Bekanntschaft in einem früheren Leben.« Er strafte die Haarbürste mit einem verächtlichen Blick. »Bevor ich in die Dienste der Familie De Vere trat, Master Jason.«
Maxim öffnete den Wagenschlag für Lily und half ihr in den Bentley, während ihr Vater den Rollstuhl zusammenklappte.
Jason schüttelte verwirrt den Kopf. »Maxim hat für Sie gearbeitet, Herr van Slagel?«
Charsoc lächelte dünn. »Vor vielen Jahren. Er hat mir gut gedient.« Charsoc zog den Hut vor Jason. »Mr. De Vere.«
Jason warf einen weiteren Blick auf die Bürste. Dann sah er auf Maxims Haarschopf, grinste und stieg zu Lily in den Wagen.
Maxim schloss die Wagentür, dann drehte er sich zu Charsoc um.
»Du hast hier nichts zu suchen.«
»Oh, Xacheriel, und ob ich hier etwas zu suchen habe! Jason De Veres Abgang, nachdem das Siebte Siegel aufgetan wird, ist ein wesentlicher Teil unserer Strategie.« Er blickte Maxim aus zusammengekniffenen Augen an. »Ich weiß, dass auch Jether sich irgendwo auf dieser kleinen Dreckswelt herumtreibt.«
Maxims Gesicht blieb ausdruckslos.
»Ich werde ihn finden.«
Maxim stieg in den Bentley, drehte den Zündschlüssel und fuhr los. Charsoc blieb im Nieselregen zurück.
Lanesborough Hotel –
London
Jason
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