Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)
sind.«
Gabriel nickte. »Und die Chronik des gesamten Universums. Jehovah hält in Seiner Hand die einzige Aufzeichnung der Chronik des Menschengeschlechts. Vergangenheit. Gegenwart. Und alles, was da kommen wird. Die Vollendung aller Geschichte. Die Grundrechte der Erde waren in der Lade verborgen. Seit über zweitausend Jahren hat die Schriftrolle der Sieben Siegel unter den zwölf großen Codizes der Lade in den unteren Westlichen Labyrinthen der Sieben Türme gelegen.«
Er hob die Augen in grenzenloser Verehrung zum Thron.
»Seit dem großen Opfer des Lammes«, stieß Michael hervor.
Gabriel nickte. »Und dort hat sie auf das Ende aller Zeiten gewartet, an dem sie geöffnet wird. Wenn niemand aus dem Menschengeschlecht imstande ist, Anspruch auf das Besitzrecht der Erde zu erheben, dann wird dieser Anspruch verfallen, und Lucifers Herrschaft wird ewig währen.«
Michael trat vor. Seine smaragdgrünen Augen blitzten vor heiligem Eifer. Er hob das Schwert des Reiches empor.
»Wer vom Menschengeschlecht ist würdig, das Buch zu öffnen und dessen Siegel zu lösen?«, rief er.
»Wer ist würdig?«, echoten die Engelherolde.
Jether und die Ältesten erhoben sich von ihren Thronen und warfen sich zu Boden. »Wir sind nicht aus dem Menschengeschlecht geboren«, riefen sie aus. »Wir sind nicht würdig.«
Zum zweiten Mal fragten die Engelherolde mit lauter Stimme: »Wer vom Menschengeschlecht ist würdig, das Buch zu öffnen?« Diesmal waren ihre Worte an die Tausende und Abertausende der Heerscharen der Engel gerichtet.
»Wir sind nicht aus dem Menschengeschlecht geboren«, erscholl der Chor der himmlischen Heere durch den Thronsaal. »Wir sind nicht würdig.«
»Wer vom Menschengeschlecht ist würdig, das Buch zu öffnen?«, riefen die Engelherolde ein drittes Mal, diesmal zu den Millionen aus dem Menschengeschlecht, die im Thronsaal versammelt waren – sowohl zu den verstorbenen Gerechten als auch zu jenen, die in vergangenen Zeiten das schreckliche Opfer von Golgatha angenommen hatten.
Jether hob das Haupt. Sein Blick traf auf Adam, dann auf Moses und Elias und die anderen Propheten.
Schließlich stand Johannes der Täufer auf. Seine Augen flammten. Er warf sich zu Boden.
»Ich bin aus dem Menschengeschlecht geboren«, stieß er hervor, während Tränen ihm über die Wangen rannen. »Ich bin nicht würdig.«
Adam warf sich neben ihm nieder. »Ich bin aus dem Menschengeschlecht geboren. Ich bin nicht würdig.«
Hunderte, dann Millionen der verstorbenen Gerechten sanken überall im Thronsaal zu Boden und verhüllten ihre Gesichter. Und alle riefen sie: »Ich bin nicht würdig … Ich bin nicht würdig.«
Jether sah, wie König Aretas von Petra und seine Tochter Prinzessin Jotapa, die vor beinahe zweitausend Jahren gelebt hatten und im Angesicht des Heils gestorben waren, sich mit tränenüberströmtem Gesicht zu Boden warfen.
»Ich bin nicht würdig«, stieß der edle König hervor.
»Ich bin nicht würdig«, schluchzte Jotapa.
»Jether der Gerechte«, sprach Gabriel, »verlies die Folgen gemäß dem Ewigen Gestz, wenn das Siegel ungeöffnet bleibt.«
Jether stand auf.
»Wenn das Siegel nicht geöffnet wird, wird Lucifers Königreich ewig auf Erden Bestand haben. Sein Reich kommt. In alle Ewigkeit, Amen. Der Sturz. Der Fluch. Das absolute Elend, das er über die Welt des Menschengeschlechts gebracht hat – sein Zeichen des Schmerzes und Leidens wird jedem lebenden Wesen auf Erden ewig aufgedrückt bleiben. Es wird keine Erlösung aus seinem Reich geben. Er wird in Ewigkeit als Herrscher des Menschengeschlechts regieren, wenn das Siegel nicht gebrochen wird.«
Er hielt inne.
»Wenn einer aus dem Menschengeschlecht gefunden wird, der würdig ist, wird die Erde am Ende von Lucifer, dem Gestürzten, und den Menschen, die sich Gottes Besitz angeeignet haben, zurückgefordert werden.«
Michael trat vor. Er hob die Arme zum Thron und sein Gesicht zur Kuppel empor.
»Wer ist so erhaben an Rang und Macht, um ermächtigt zu werden – um würdig zu sein –, die Schriftrolle zu öffnen und deren Siegel zu brechen? Wer aus dem Menschengeschlecht ist berechtigt, die Erde mit allem, was darauf lebt, dem Usurpator Lucifer zu entringen?«
Michael blickte sich um. Seine Augen flammten Blitze.
»Wer wird für würdig erachtet, den Eindringling zu bezwingen? Die Welt ein für alle Mal von Lucifer und seinen Legionen der Gestürzten zu befreien? Wer hat das Recht und die Macht, das Buch der Sieben Siegel zu
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