Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)
egal.
Und Jason, zum Schock für seine Familie und Freunde, hatte völlig überraschend siebzig Millionen Dollar aus seinem persönlichen Treuhandfonds in eine Top-Immobilie investiert. Jetzt war sie sein New Yorker Hauptwohnsitz, doch urkundlich eingetragen auf den Namen Lily De Vere.
Er trat in die Lobby, nickte dem Portier freundlich zu und ging direkt zum Aufzug. Pulsbeschleunigende vierzig Sekunden und zweiundvierzig Stockwerke später öffneten sich die vergoldeten Aufzugstüren auf den Flur des Triplex-Penthauses, das die obersten drei Stockwerke des in den Himmel aufragenden, palastartigen Châteaus umfasste. Lulu, seine Rhodesian-Ridgeback-Hündin, kam mit wedelndem Schwanz auf ihn zugeschossen. Er bückte sich und tätschelte ihr den Kopf, bevor er direkt auf die Bar in seinem über zweihundert Quadratmeter großen Salon zuging. Jason lächelte.
»Ein Traum«, wie Lilian sagen würde. Vor Jahrzehnten war dieses Penthaus einmal der gesellschaftliche Mittelpunkt der Ost- und Westküsten-Society gewesen. Die Roosevelts, die Kennedys, die Reagans, Frank Sinatra und Ava Gardner, Marilyn Monroe, selbst Laurence Olivier und Vivien Leigh hatten Tage und Nächte unter diesen Dächern verbracht, die nun Jason De Veres Besitz waren.
Die letzten vierzig Jahre war das Anwesen im Besitz eines steinreichen Wall-Street-Tycoons gewesen, der ein totales Einsiedlerleben geführt hatte. Jason hatte sich vorgenommen, dieser Tradition zu folgen. Hier würde er nur sich selbst, Lily in ihren Ferien und Lulu, sicherlich die verwöhnteste Hündin in Manhattan, Zutritt gewähren.
Er warf sein Jackett über die Sofalehne und schenkte sich einen Whisky ein. Nun zum gemütlichen Teil … Er gähnte. Er brauchte dringend eine Mütze Schlaf.
Er ging hinüber zu den hohen, sechs Meter breiten Terrassentüren und trat hinaus ins Freie. Der fast noch volle Mond stand am Himmel. Er sah hinaus auf den sich dunkel ausbreitenden Central Park, die Eislaufbahn und die funkelnden Lichter der Großstadt. New York bei Nacht. Unübertrefflich.
Er seufzte. Die nächsten Tage würden die Hölle werden.
Heute Abend um 22 . 00 Uhr Abflug nach Babylon. Unterwegs Vorbereitung auf das bevorstehende Gipfeltreffen. Ankunft in Babylon am sechsten gegen 18 . 30 Uhr Ortszeit. Abendessen mit dem irakischen Premierminister und am Abend Drinks mit Adrian vor dem großen Tag. Am nächsten Morgen um 6 . 00 Uhr Frühstück mit dem Minister für Telekommunikation. Um 8 . 00 Uhr Ratifizierung des »Salomonischen Konkordats«. Danach Gipfeltreffen der Regierungschefs und schließlich, gegen 17 . 00 Uhr Ortszeit, Unterzeichnung des Ischtar-Abkommens.
Das größte Medienereignis der Welt. Und dank der Unterstützung seines kleinen Bruders hatte VOX die Exklusivrechte für die weltweite Übertragung.
Jason trank seinen Whisky aus. Danach ging er wieder hinein und setzte sich an einen großen Marmorschreibtisch unter den riesigen palladianischen Fenstern.
Ohne sich irgendwelche besonderen Gedanken zu machen, ging er die Post durch, die seine Haushälterin auf den Schreibtisch gelegt hatte. Das Übliche. Bittschreiben. Rechnungen. Keine persönlichen Briefe. Ganz zuunterst in dem Stapel lag ein billiger blauer Umschlag, handschriftlich adressiert. Jasons Blick fiel auf eine Briefmarke samt Poststempel mit chinesischen Schriftzeichen.
Merkwürdig.
Er schlitzte den Umschlag mit einem Brieföffner auf und drehte ihn um. Eine kleine Speicherkarte, nicht größer als sein Daumennagel, fiel heraus, gefolgt von einem schmuddeligen Stück Papier.
Jason faltete es auf. Die Handschrift war ein Gekritzel, aber gerade noch lesbar.
Erste von zwei. Weaver.
Jason zerknüllte das Papier in der Hand, nahm die Speicherkarte und ging über den beheizten Marmorboden zu seiner neuen, mahagonigetäfelten Bibliothek. Er fuhr seinen Laptop hoch und steckte die Micro- SD -Karte in den passenden Schlitz. Dann goss er sich einen zweiten Whisky ein, ließ sich mit dem Glas in der Hand in den Ledersessel vor dem großen Kamin sinken und studierte den Bildschirm.
Das erste Dokument war ein Brief mit der Unterschrift seines Vaters. Diesen kühnen Schriftzug von James De Vere würde er überall wiedererkennen.
Er seufzte. Er vermisste seinen Vater. In dem Jahr, bevor sein Dad starb, hatte Jason ihn kaum gesehen.
Ein zweites Dokument war mit grüner Tinte unterzeichnet.
Er scrollte zurück und las James De Veres Brief an Lawrence St. Cartier. Dann lehnte er sich in seinen Sessel
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