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Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Titel: Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Alec
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Prototyp wurde » DAS ZEICHEN « genannt.
    Grubers Gesicht erschien auf dem Videoschirm der Limousine. »Es gibt neue Erkenntnisse der vatikanischen Wissenschaftler zur Polarverschiebung, Herr Präsident«, teilte er mit.
    Adrian nickte.
    Er spürte, wie sein Handy vibrierte. Er warf einen Blick auf das Display. Es war Jason.
    »Lassen Sie eine Zusammenfassung für mich anfertigen«, befahl er Gruber. »Ich schaue sie mir später an.«
    Dann nahm er den Anruf entgegen. Jasons Gesicht erschien auf dem Handy-Display. Er wirkte bedrückt.
    »Hallo, Jas … ich habe gleich ein Gipfelgespräch. Keine Zeit.«
    »Es geht um Mutter, Adrian. Sie hatte einen Herzinfarkt. Komm her, sobald du kannst.«
    »Ich setze mich gleich nach dem Gipfel ins Flugzeug«, versprach Adrian mit leiser Stimme.
    Sie verabschiedeten sich voneinander, und Jasons Gesicht verschwand.
    Adrian wandte sich Chastenay zu. »Khalid soll die Boeing startklar machen. Nach der letzten Sitzung fliegen wir sofort nach London.« Er sah starr geradeaus. »Ich muss ein paar unerledigte Dinge zu Ende bringen.«

XXXIV
EIN UNGEBETENER BESUCHER
     
     
     
    Kairo, Ägypten
     
     
    L awrence St. Cartier hatte vor dem schmuddeligen, kleinen Kaffeehaus Platz genommen, das in der Landessprache als »Ahwa« bezeichnet wurde. Er saß über einen schäbigen Metalltisch gebeugt und war in eine eselsohrige, neun Tage alte Ausgabe der Islington Gazette vertieft. Ein armseliger Ersatz für den Telegraph , aber angesichts der gegenwärtigen sozioökonomischen Umwälzungen, die Europa erschütterten, war er auch für kleine Gaben dankbar. In der internationalen Abteilung des örtlichen Zeitungskiosks hatte er die Wahl zwischen der Gazette , dem Kashmir Observer und der Sozialistischen Arbeiterzeitung gehabt.
    »Lawrence! Lawrence!«
    Er hob den Kopf, blickte zur Getränketheke und runzelte die Stirn. Waseem gestikulierte wild in seine Richtung und zeigte erst auf ein Glas mit türkischem Kaffee, dann auf ein Glas Tee mit Minze.
    Lawrence deutete auf den Kaffee und nickte bestätigend.
    Waseem strahlte. Mit dem Getränk bahnte er sich seinen Weg durch die belebte Menge, die den Fernsehapparat umringte, und umkurvte geschickt Becken mit heißen Kohlen und Wasserpfeifen, bis er Lawrence’ Tisch auf der Straße erreichte. Es war 2 . 00 Uhr in der Früh, und trotz der Lebensmittelschlangen und der sozialen Unruhen war das Kairoer Nachtleben in vollem Gang. Hier galt kein Kriegsrecht … jedenfalls noch nicht.
    Waseem stellte den türkischen Kaffee vor Lawrence auf den Tisch.
    »Jemenitische Bohnen?« Lawrence zog die Brauen hoch.
    Waseem nickte eifrig.
    Unwillkürlich musste Lawrence lächeln. Heute in Kairo zwischen all den Verwüstungen jemenitische Bohnen zu finden war wie auf schwarzes Gold zu stoßen. Er nippte an dem Glas mit dampfendem Kaffee.
    »Ah.« Er schloss die Augen, um die intensive kulturelle Erfahrung auszukosten. »Aromen des Ottomanischen Reiches.«
    Waseem sah ihm fasziniert zu.
    Ein lautes Jubelgeschrei erhob sich von dem Tisch hinter Lawrence.
    Er schlug die Augen auf und drehte sich zu dem anderen Tisch um. Als er den freudigen Sieger ausmachte, reckte er den Daumen empor – ein Zeichen, das fast in der ganzen Welt bekannt war. Die Leute brachen erneut in Gekreische aus. Lawrence strahlte.
    »Backgammon«, erklärte er.
    Waseem stellte ein Backgammon-Brett vor Lawrence auf den Tisch und schüttelte Spielsteine sowie Würfel aus einem kleinen Beutel. Lawrence nahm einen großen Schluck von seinem Kaffee, dann nickte er Waseem zu, der die Spielsteine aufstellte und würfelte.
    Lawrence tat es ihm gleich. Doch unvermittelt hielt er inne. Einen Moment saß er da wie erstarrt. Dann stand er langsam von seinem Stuhl auf und warf einen Blick über die Straße, vorbei an den paar verrückten Autofahrern, die ihre mit Schwarzmarkt-Benzin betriebenen Karossen über den Asphalt jagten. Er hob die Augen zu dem Wald von Satellitenschüsseln mitten im verblassten Glanz der Altstadt und schaute in Richtung seines Dach-Apartments.
    Hastig rollte er seine Zeitung zusammen und eilte durch die Menge, wobei er sich zwischen kreuz und quer geparkten Autos, Motorrädern und Pferdekarren hindurchschlängelte. Waseem rannte hinter ihm her.
    »Malik Lawrence … Malik!«, keuchte Waseem.
    An einem Schild, auf dem »Abbiegen verboten« stand, wandte Lawrence sich scharf nach rechts und betrat eine vierspurige Straße. In einer Zickzacklinie lief er behände durch den chaotischen

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