Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)
hinauswillst«, gestand Julia. »Und was Kennedys Ermordung damit zu tun hat.«
»Wenn die Regierung gelogen und die Ermordung von JFK vertuscht hat, Tante Jules …« Alex blickte düster. »Und das haben sie. Worüber haben sie uns wohl noch belogen?« Er sah Julia direkt in die Augen. »Und wer regiert die Regierung?«
»Dad würde im Dreieck springen, wenn er dich hörte«, meinte Lily.
»Onkel Jas.« Alex verdrehte die Augen. »Der große amerikanische Patriot!«
»Alex!« Polly funkelte ihn warnend an.
»Wenn ich mich nicht irre«, sagte Julia trocken, »war es der große amerikanische Patriot, der dir die Stelle bei der New York Times verschafft hat. Und der dir die Windeln gewechselt hat, als du vier Monate alt warst. Wenn du so weitermachst, bist du bestimmt bald die Geißel von Manhattan.« Sie sah ihn an und seufzte. »Du bist deiner Mutter so ähnlich, Alex Lane-Fox.«
Alex grinste. »Umwerfend. Ja, sicher in vielerlei Hinsicht.«
»Ich meinte eher so dickköpfig.« Julia gab ihm einen Klaps auf die Schulter, dann hielt sie mitten in der Bewegung inne.
Lily sah mit einem Blick zu Alec auf, der offenbarte, dass sie ihn anhimmelte. Lily und Alex waren praktisch zusammen aufgewachsen. Hatten Weihnachten, Ostern und die Familienfeste miteinander gefeiert. Sie waren wie Geschwister.
Julia holte tief Luft. All diese Jahre war es ihr nie bewusst gewesen. Ihre willensstarke, eigenständige Tochter war vollkommen vernarrt in Alex Lane-Fox.
Mit dem Instinkt einer Mutter wusste Julia, dass das zu nichts führen würde. Alex war über beide Ohren in Polly verliebt, und Lily für den Rest ihres Lebens an den Rollstuhl gefesselt.
Wieso hatte sie das nie erkannt?
Auch wenn Alex es nicht mit Absicht tat – doch er war buchstäblich drauf und dran, ihrer Tochter das Herz zu brechen.
Julia hielt den Atem an.
Sie würde den beiden etwas Abstand voneinander verschaffen müssen.
Die Türglocke ging erneut. Diesmal standen acht Teenager im Flur. Sie hätten Zwillinge von Alex, Polly und Lily sein können, unterscheidbar nur durch ihre ungleiche Haarfarbe.
Alex griff nach Lilys Rollstuhl.
»Tschüss, Mama«, sagte Lily und winkte.
Julia lächelte schwach.
»Tschüss, Mrs. D.«, verabschiedete sich Polly und hielt sogleich inne. »Reine Gewohnheit … Ich schätze, ich sollte Sie jetzt nicht mehr ›Mrs. D.‹ nennen.« Sie trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Jetzt, wo die Scheidung durch ist.«
»Tante Jules …« Julia kehrte schlagartig in die Wirklichkeit zurück.
Alex schob Lily in den Flur, dann steckte er noch mal seinen Kopf durch die Tür. »Du solltest mal wieder mit jemandem ausgehen, Tante Jules. Was ist mit dem netten Chirurgen aus London, dem Freund meines Vaters? Callum Vickers? Er sagt, er hätte schon öfter versucht, dich zu erreichen, aber du würdest nie zurückrufen.« Er zwinkerte ihr mit einem Auge zu. »Dad meint, es würde dir guttun.«
Die Tür fiel ins Schloss.
Julia ging zum Fenster hinüber, um die schweren mattweißen Vorhänge zuzuziehen.
Draußen wurde es bereits dunkel. Sie hielt inne und runzelte die Stirn. Über dem Meer war ein seltsamer heller Fleck zu sehen, eine Erscheinung am Himmel. Fast ein wenig unheimlich.
Sie fragte sich, ob Jason wohl immer noch solo war. Ein seltsamer Gedanke: Jason und eine andere Frau. Und seltsam, dass sie ihn heute Abend vermisste.
Sie ging hinüber zum Kamin und nahm das auf dem Sims stehende Foto von Jason und Lily in die Hand. Dann ging sie zurück zum Fenster und sah hinaus auf die Wellen, die sich an der Küste von Brighton brachen. Sie blickte auf das Foto und betrachtete seine Züge. Er war, wie er immer war. Ernst.
Sie strich mit dem Fingerspitzen sanft über sein Gesicht.
Dann legte sie den Rahmen mit dem Bild nach unten auf die Fensterbank und holte ihren Blackberry. Sie scrollte auf dem Display herunter, bis sie die Nummer von Callum Vickers fand.
Holte tief Luft.
Und drückte die Anruftaste.
VII
MOURIR DE FAÇON HORRIBLE
Erzengel-Kloster –
Ägypten
N ick rieb sein frisch gewaschenes Haar und seinen Oberkörper mit einem Handtuch trocken.
Es klopfte an der Tür der Mönchszelle. Nick runzelte die Stirn, dann ging er hinüber und öffnete. Lawrence St. Cartier, der nun ein gebügeltes Hemd und eine Krawatte trug, stand im Türrahmen mit einer zerknitterten englischen Zeitung in der Hand. Er starrte entgeistert auf die dunkelroten Flecken, die Nicks Brust bedeckten, dann senkte er
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