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Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Titel: Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Alec
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Geläut der monströsen Glocken von Limbo, das über die Eiswüsten von Gehenna hallte.
    Tausend lohäugige dämonische Gargoyles erhoben sich mit wildem Gekreisch von den Türmen in den Himmel Gehennas. Ihre geschuppten Schwingen pumpten wie gigantische Bälge, ihre großen Hornklauen zerfetzten die Luft.
    Lucifer wandte sich zu der schattenhaften Gestalt um, die an einem der Hunderten von scheußlichen bleiverglasten Fenstern stand, welche die östliche Mauer säumten.
    »Wer ruft mich zu dieser höllischen Stunde?«, zischte er.
    Balberith, Lucifers Oberhofmeister, verbeugte sich tief.
    »Eure Exzellenz«, sagte er zitternd, »Charsoc der Dunkle ersucht um Euer Gehör.«
    Eine hochgewachsene, hagere Gestalt trat aus dem Schatten in den Eingang des Portikus.
    Charsoc der Dunkle, Oberster Hohepriester der Gestürzten, verneigte sich so tief, dass sein langes schwarzes Haar den Boden streifte. Charsocs Sturz aus dem Ersten Himmel hatte dem seines dunklen Meisters nur wenig nachgestanden. Einst war er einer von Jehovahs acht Hohen Ältesten des Ersten Himmels gewesen, im Rang nur unter Jether dem Gerechten stehend. Charsoc war moralisch so tief gesunken, dass er der Verruchteste unter Lucifers Nekromantenkönigen geworden war. Er war der Herr der gefürchteten Hexerkönige des Westens und aller Großmagier der Dunklen Kabale.
    Verderbt, kaltblütig und niederträchtig, herrschte er von den Katakomben Gehennas aus als Stellvertreter Lucifers.
    Charsoc glättete sein Gewand aus rotem Taft. »Mein Herr, verehrte Exzellenz, es ist kein Trank, den ich Euch bringe. Es sind Neuigkeiten … angenehme Neuigkeiten.«
    Charsoc fasste mit knochigen Fingern, an denen er bleiche Juwelen trug, nach Lucifers Ärmel.
    »Was wäre, Meister … wenn Eure erzwungene Abhängigkeit von den Monarchen des Menschengeschlechts sich dem Ende zuneigte? Was wäre, Meister …« Charsoc trat näher. So nahe, dass Lucifer den heißen Atem auf seinen Wangen spüren konnte. »… wenn Ihr Eure Heere unter dem Befehl Eures eigenen Anführers mobilisieren könntet … Eures eigenen Messias ?«
    Lucifer ergriff Charsoc so fest am Arm, dass dieser sich vor Schmerzen krümmte.
    »Was willst du damit sagen?«
    »Die Schattenmagier …« Charsoc stieß die Luft aus. »Sie reiten in diesem Augenblick von den Krypten von Nagor aus.« Er zögerte. »Die Zwillinge ersuchen um eine Audienz.«
    Lucifer, dessen Augen sogleich lebhaft zu sprühen begannen, erforschte das Gesicht seines Gegenübers. »Die Zwillinge …?«
    Er entließ Charsoc aus seinem harten Griff. Charsoc rieb sich den Arm und verbiss sich den Schmerz, als Lucifer an ihm vorbeischritt und unter die gigantischen ionischen Säulen der Östlichen Kolonnade trat.
    Charsoc folgte ihm und zog scheinbar aus der Luft ein schwarzes Sendschreiben hervor, das mit einem silbernen Pentagramm gesiegelt war.
    »Von den Abgesandten der Zwillinge, Eure Exzellenz.«
    Lucifer ergriff das Sendschreiben und las es. Es flammte in seiner Hand auf und verpuffte.
    »Lass meine Geierschamanen aus ihren Höllenkäfigen frei, um sie willkommen zu heißen. Lass den Großmagier von Phaegos und den Großmagier von Maelageor wissen, dass ich ihnen eine Audienz zu gewähren gedenke. Rufe den Rat der Finsternis aus dem Innern der Erde herbei.«
    Charsoc verneigte sich tief. »Euer Wort ist mir Befehl, Meister«, sagte er und verschwand.
    Lucifer trat an den Rand der Kolonnade, tief in Gedanken versunken.
    Langsam hob er seine Hand gen Himmel. Die Gestalt Gabriels wurde sichtbar, der von tiefem Schlaf umfangen in seinem Gemach im Ersten Himmel lag.
    Lucifer starrte auf seinen jüngsten Bruder. Fasziniert.
    »Gabriel …«, flüsterte er.
    Gabriels fein gemeißelte Züge waren in das schimmernde Licht der Östlichen Mauer getaucht. Heiter. Ungestört.
    »Schlafe tief, Offenbarer«, murmelte Lucifer.
    Gabriels Atem wurde schneller. Er drehte sich ruhelos von einer Seite auf die andere.
    Ein böses Lächeln ging langsam über Lucifers Gesicht.
    »Mögen die Magierreiter deine Träume begleiten, Bruder.« Lucifers Stimme sank zu einem Wispern. »Die Zeit meiner Erlösung rückt näher.«
     
    Gabriel sah zu dem Palast mit den goldenen Säulen hinauf, der sich über der Östlichen Mauer des Ersten Himmels emporschwang. Seine gewöhnlich heiteren Züge waren umwölkt, seine grauen Augen umschattet.
    Der Nord- und Westflügel des Palastes der Erzengel wurden noch von Michael und ihm selbst bewohnt – aber der große Ostflügel, einst

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