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Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Titel: Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Alec
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als fühle sie sich beobachtet.
    »Mein ganzes Leben wird sich von Grund auf ändern. Mein Vater war mein Schutzschild, solange er lebte. Mein älterer Bruder Faisal – er entstammt der ersten Ehe meines Vaters vor über dreißig Jahren – wird in wenigen Stunden zum neuen König gekrönt werden. Es war nicht der Wunsch meines Vaters.« Sie löste sich aus seinen Armen und trat einen Schritt zurück. »Vor zwei Jahren hat mein Vater hinter verschlossenen Palasttüren und in Anwesenheit von Zeugen meinen damals vierzehnjährigen
Bruder Jibril als seinen Erben eingesetzt. Er wusste, dass Faisal skrupellos und gerissen ist und dem jordanischen Volk ein schlechter König sein würde …«
    Ihre Stimme versagte. Sie schluckte, offenbar bemüht darum, die Fassung zu wahren. »Die meisten, die Zeugen dieser Erklärung oder meinem Vater treu ergeben waren, wurden zwischenzeitlich durch Bestechung oder andere Mittel zum Schweigen gebracht. Die wenigen, die man nicht kaufen oder erpressen konnte, wurden heute Nacht im Schnellverfahren abgeurteilt und hingerichtet.«
    Jotapa ging hinüber zu einem abgeschiedenen Bereich der Dachterrasse und blickte in den Nachthimmel über Ägypten hinauf. Nick folgte der Prinzessin.
    Ihre Stimme sank zu einem Flüstern. »Ohne den Schutz meines Vaters sind mein Bruder Jibril und ich in größter Gefahr. Ich stehe unter Bewachung. Ich habe Faisal diesen letzten Besuch hier abgerungen und ihm dafür meine Zusicherung gegeben, dass ich mich seinen Plänen nicht widersetzen werde. Er kann es sich nicht leisten, mich auch noch hinrichten zu lassen; der Aufschrei der Weltöffentlichkeit wäre zu groß.«
    Sie sah ihn an. Ihre Augen waren voller Tränen.
    »Faisal hat mich dem saudi-arabischen Kronprinzen Mansur zur Frau gegeben. Mein Bruder Jibril wird mit mir ins Exil gehen. Wir fliegen am frühen Morgen nach Arabien.«
    Es dauerte einen Moment, bis Nick dämmerte, was ihre Worte bedeuteten.
    »Mansur ist ein Verbrecher!«, rief er aus. »Sein eigener Vater, der saudische König, hat sich öffentlich von ihm abgewandt. Die Geschichten über seine Grausamkeiten sind durch alle arabischen Medien gegangen. Das kannst du nicht tun!« Er fasste sie am Arm. »Ich werde es nicht zulassen.«
    »Nicholas, du bist nicht einer von uns. Du kannst unsere Welt nicht verstehen.« Ihr Blick war wild wie der eines gefangenen Falken. »Unsere Welt folgt nicht deinen westlichen Regeln. Faisal hasst seinen jüngeren Halbbruder. Jibril ist ein guter Mensch. Aufrichtig und gerecht wie unser Vater. Faisal wird es nicht wagen, mich umzubringen, Nick, aber er wird meinen jüngeren Bruder töten, das ist gewiss. Sobald Jibril hinter dem Vorhang des schwarzen Goldes verschwindet, ist sein Leben nicht mehr sicher. Jibril ist der legitime Anwärter auf Faisals Thron und damit eine Gefahr für ihn.« Jotapa schwieg eine kurze Weile, ihr Atem ging schwer. »Ich muss ihn beschützen.«
    »Du bist alles, was ich noch habe, Jotapa!«, rief Nick. »Du wirst nie lebend aus diesem Höllenloch herauskommen.«
    »Er ist mein Bruder.«
    Einer der Männer der Königlichen Garde kam über die Terrasse auf sie zu.
    »Königliche Hoheit …«
    Jotapa nickte und hob die Hand.
    »Eine Minute noch«, sagte sie.
    Er verbeugte sich und verschwand.
    Jotapa zog das kleine silberne Kreuz hervor, dass sie unter der Kleidung trug, und löste den Verschluss.
    »In Mansurs Palast gibt es keinen Ort für das hier.«
    Sie nahm Nicks Hand, öffnete sanft seine Faust und legte das Kreuz hinein. »Nimm es.« Jotapa strich ihm mit der Hand über die Wange. »Und vergiss mich nicht, Nicholas De Vere.« Sie wandte sich um und ging.
    »Jotapa!«, schrie Nick. Er lief ihr nach und riss sie an sich.
    Sie hob ihm ihr tränenüberströmtes Gesicht entgegen.
    »Du verstehst das nicht.« Seine Stimme brach, von Gefühlen überwältigt. »Du bist alles, was ich noch habe.«
    Sie schloss die Augen in Seelenqual, dann machte sie sich aus seiner Umarmung frei und ging weiter.
    »Jotapa …«
    Ein paar Schritte entfernt blieb sie stehen und warf ihm einen letzten, verzweifelten Blick zu. »Du musst mich gehen lassen, Nicholas. Es gibt keine andere Wahl.«
    Dann war sie fort.
    Nick schloss seine Hand so fest um das Kreuz, dass es schmerzte. Dann öffnete er die Hand; heiße Tränen brannten in seinen Augen, während er tatenlos zusah, wie es seiner Hand entglitt und zu Boden fiel.
    Jotapa war fort. Er würde sie nie wiedersehen.
    Seine Gedanken kehrten zu den Illuminati

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