Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)
hochmoderne Sicherheitssystem aus.
»Er wird nicht einfach sein. Und nicht ganz ungefährlich.«
Die schweren metallenen Türflügel schwangen wie von Geisterhand auf.
»Aber wunderbarer und glorreicher, als du dir in deinen kühnsten Träumen vorstellen kannst.«
Jether neigte das Haupt. Anschließend verschwand er in den kleinsten der zahlreichen gewundenen Gänge des alten Klostertrakts.
Nick wusste nicht, wie ihm geschah. Halluzinationen. Rätsel. Hinter alldem steckte Lawrence, wer sonst? Irgendjemand trieb seine Spielchen mit ihm, aber er war entschlossen, diesem Wahnsinn auf den Grund zu gehen. Lawrence. Wo war Lawrence, um alles in der Welt? Verdammt noch mal!
Er trat durch das offene Tor. Hinter ihm schlossen sich die Türflügel mit einem hörbaren Klicken.
Die untere Krypta. Irgendwie wusste er mit absoluter Sicherheit, dass Lawrence – oder Jether oder wer auch immer dieser unheimliche Mönch war – ihn zu diesem Ort führen wollte.
Er war zusammen mit Jotapa bei seinem letzten Besuch im Kloster dort gewesen, und er erinnerte sich undeutlich an den Weg. Er folgte Jether auf dem Weg, den dieser gegangen war, in den schmalsten der vielen gewundenen, uralten Gänge, die es im Innern des Gebäudes gab. Ein seltsamer Geruch lag in der Luft, an den er sich erinnerte: ein Duft von Tinte und Leder, vermischt mit Myrrhe.
Nick wandte sich nach rechts und betrat die riesige Klosterbibliothek. Normalerweise waren hier Dutzende von Mönchen damit beschäftigt, die Schätze des Klosters in Datenbanken zu archivieren. Jetzt in der Nacht war der Saal menschenleer.
Portale … Die Tür im Kleiderschrank … Könige der Engel. Für was für einen Narren hielt Lawrence ihn? Nick lehnte sich gegen die Wand, als ihn eine plötzliche Erschöpfung übermannte. Schweiß rann ihm über die Brust.
Er wartete ein paar Augenblicke, bis er sich so weit wieder erholt hatte, dass er weitergehen konnte. Dann duckte er sich, um einem niedrigen Tunnel zu folgen, dessen steinerner Boden treppenförmig abwärtsführte.
Er ging weiter die gewundene Treppe hinab, bis er die untere Krypta des alten Klostertrakts erreicht hatte. Vor einer massiven, nur knapp einen Meter zwanzig hohen Tür hielt er an. Sie war nicht verrostet, sondern aus blinkendem rostfreiem Stahl.
Das Tresorgewölbe, das die wertvollen Antiquitäten der jordanischen Königsfamilie beherbergte.
Normalerweise wurde die Krypta rund um die Uhr von zwei Elitesoldaten bewacht. Doch jetzt war niemand zu sehen; das unterirdische Gewölbe war gespenstisch leer. Kein Zeichen von irgendwelchen Wachen, und auch keine Spur von Lawrence … Jether … oder wer immer er auch war.
Nick untersuchte die dreißig Zentimeter dicke Stahltür. Um sie zu öffnen, brauchte man einen geheimen elektronischen Zugangscode, der alle vierundzwanzig Stunden geändert wurde und der nur den beiden Wachsoldaten sowie dem Abt des Klosters bekannt war. Und natürlich Jotapa.
Nick krümmte sich, als eine plötzliche Welle von Schmerz ihn durchraste. Sein Körper wurde von Hustenkrämpfen geschüttelt. Er streckte die Hand aus, um sich an der Tür abzustützen – die daraufhin vor seinen Augen aufglitt.
Dahinter befand sich eine alte Holztür, der eigentliche Zugang zu dem Hightech-Tresorraum, der die archäologischen Schätze der jordanischen Königsfamilie enthielt.
Nick stolperte ein paar Schritte weiter, dann gab er der Tür einen versuchsweisen Stoß.
Auch sie war unverschlossen und öffnete sich wie von selbst.
Sein erster Blick fiel auf das Kreuz.
Es befand sich auf der gegenüberliegenden Seite der Gewölbekammer. Das kleine, aus Akazienholz geschnitzte Kreuz, das etwa zwölf Zentimeter lang sein mochte, ruhte auf einem Kissen aus tiefblauem Samt und wurde von einer gläsernen Halbkugel geschützt. Der Legende nach hatte Jesus als Kind dieses Kreuz für Aretas, den König von Petra, vor mehr als zweitausend Jahren geschnitzt, als der Vorfahre der heutigen jordanischen Herrscher der Heiligen Familie auf ihrer Flucht nach Ägypten Beistand geleistet hatte.
Eine Reliquie, die angeblich wundertätige Kräfte besaß.
Das Kreuz des Hebräers.
Ein dumpfes Klicken. Nick zuckte zusammen. Die Stahltür war hinter ihm ins Schloss gefallen.
Das Arsenal moderner Schutzvorrichtungen, mit dem die jordanische Königsfamilie ihre wertvollen illuminierten Handschriften und antiken Schätze sicherte, war auf dem neuesten technischen Stand. Unüberwindlich.
Doch immer noch herrschte absolute
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