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Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition)

Titel: Sohn der Verdammnis: Die Chronik der Erzengel. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Alec
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starrte auf seine Arme. Die rötlichen Schwellungen waren verschwunden. An ihre Stelle war brandneue, babyweiche Haut getreten. Fassungslos hob Nick den Blick zu Lawrence empor. Eine seltsame, verstörende Vorahnung durchströmte ihn.
    Zitternd zog er sein T-Shirt hoch. Die Rippen, die sich unter der Haut deutlich abgezeichnet hatten, waren nicht mehr zu erkennen. Über und zwischen ihnen hatte sich neues Gewebe gebildet.
    Er schwang seine Beine über die Bettkante und setzte sich auf. Das Zimmer drehte sich um ihn, als er aufstand.
    »Meine Hüften«, stammelte er. »Meine Hüftgelenke … ich habe keine Schmerzen mehr.«
    Nick ging zum Spiegel hinüber und öffnete den Mund. Der Ausschlag und die Geschwüre waren verschwunden. Die weiße, leicht erhöhte Zone auf seiner Zunge war weg.
    Er riss sich das T-Shirt vom Leib. Die bläulich-braunen Sarkome, die seine Brust und Gliedmaßen bedeckt hatten, waren alle verschwunden. Er wandte sich zu Lawrence um, schwankend zwischen Hoffen und Bangen. Ein unglaubliches Glücksgefühl erfüllte ihn.
    Alle typischen Anzeichen seiner Aids-Krankheit waren fort. Tränen traten ihm in die Augen.
    »Lawrence …«, keuchte er.
    St. Cartier fasste ihn an der Schulter. Nick umarmte ihn und vergrub sein Gesicht an der Brust des alten Mannes.
    »… dann war es kein Traum. Er …«
    Nicks Tränen nässten Lawrence St. Cartiers makellos gebügeltes Leinenhemd.
    »Ja, Er war hier, Nicholas …«, flüsterte Lawrence. »Er war hier.«
    Der Alte ließ Nick gewähren, bis seine Tränen nachließen und sein Schluchzen verebbte. Lange standen sie so da. Schließlich löste sich Lawrence sanft von Nick und hielt ihn auf Armeslänge von sich.
    »Komm, Nicholas, mein Junge.« Eine einzelne Träne rann über seine Wange. »Es ist Zeit, über vieles zu sprechen.«
     
    Nick und Lawrence St. Cartier gingen Seite an Seite an den Dattelpalmen entlang. Irgendwann blieb Lawrence stehen und sah hinaus auf die Wüstenlandschaft, die sich endlos vor ihnen erstreckte.
    »Es gibt so viel, was ich dir gerne sagen würde, Nicholas«, begann er. »Aber ich darf es nicht. Die Statuten des Ewigen Gesetzes verbieten uns Engeln, uns unmittelbar in die Belange des Menschengeschlechts einzumischen. Selbst die Gestürzten müssen das Ewige Gesetz befolgen. Da kann ich es erst recht nicht brechen. Ich kann dir nur zeigen, in welche Richtung du gehen sollst – dich lenken, gewissermaßen. Aber ich kann dir nicht direkt beistehen.«
    »Und Jotapa – auch ihr nicht?«, fragte Nick leise, mit blassem Gesicht.
    Lawrence sah ihn mitfühlend an.
    »Jotapa hat Glauben. Der Glaube ist wie eine Flamme, die in der Finsternis am hellsten brennt. Ihr Glaube ist machtvoller als das stärkste Böse. Das jordanische Königshaus ist auserwählt, Großes zu vollbringen. Jibril, ihr Bruder, ist dazu ausersehen, in den Letzten Tagen ein großer König zu werden, wie sein Ahnherr Aretas vor ihm. Jotapas Aufgabe ist es, ihn darauf vorzubereiten. Das ist ihr bewusst. Ihr Glaube wird obsiegen.« Lawrence schloss die Augen. »Und sie wird nicht allein sein. Auch deine Familie ist auserwählt, Nicholas. Alles, was du und deine Brüder tun, wird ungeahnte Auswirkungen haben, zum größten Guten oder schrecklichsten Bösen. Das Gute muss triumphieren. Wenn nicht, sind die Folgen unabsehbar.«
    Der Ausdruck in Lawrence’ Gesicht wurde milder.
    »Deine Mutter lebt täglich in dem Wissen, dass ihr eigenes Leben in Gefahr ist«, fuhr er leise fort. »Sie begreift schon jetzt vieles von dem, was vor sich geht, Nicholas. Meine Aufgabe war es, sie zu beschützen, bis ihre Zeit auf Erden zu Ende ist. Dieses Ende steht nun kurz bevor. Sie wird aus eigenem Antrieb einige entsetzliche Wahrheiten enthüllen.« Er hielt inne. »Und einen hohen Preis dafür bezahlen.«
    Aus der Innentasche seines Jacketts zog Lawrence ein altes Foto hervor, das er Nick reichte. »Dein Großvater.«
    Nick betrachtete das Foto. Es zeigte Julius De Vere zusammen mit vier anderen Männern. Nur einer davon war ihm auf Anhieb bekannt: Charles Xavier Chessler, ehemaliger Direktor der Chase Manhattan Bank und Präsident der Weltbank, ein Freund seines Vaters und Jasons Taufpate. Die anderen hatte er noch nie gesehen.
    »Wer sind diese Leute?«
    »Xavier Chessler, Piers Aspinall, Kester van Slagel und Lorcan de Molay. Auf der Rückseite steht noch etwas geschrieben.«
    Nick drehte das Bild um.
    Dort stand in gestochener Handschrift: Die Roben sind hinter den Anzügen. Und dann ein

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