SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)
ihnen lief ja vorerst nicht weg.
Ute verließ die Brücke über die Außentreppe der Steuerbordseite und der Fahrtwind zerzauste ihre herrliche Haarpracht.
Dies war das vorerst Letzte, was Jan von ihr auf dieser Wache sah, die zersausten blonden Haare, die bei ihm eine gewisse Wirkung erzeugten, und das war ihr garantiert vollkommen bewusst.
Eintretend in die Mannschaftsmesse stieß sie fast mit einem älteren, weißhaarigen Herrn zusammen, welcher im Begriff war, die Messe zu verlassen.
Ute hielt ihn jedoch auf: „Herr Professor Gustavson, gestatten Sie mir einen Wortwechsel zwischen uns beiden?“
„Fräulein von Braun, gewiss doch. Hier in der Messe?“
Ute verneinte dies kopfschüttelnd.
„Nein, in meiner Kabine im Container zwei, wenn es Ihnen nichts ausmacht.“
Die beiden so ungleichen Personen betraten das holzbeplankte und vom überkommenden Seewasser benetzte Hauptdeck und stiegen nacheinander drei Aluminiumstufen zum Wohncontainer zwei empor.
Der Professor trat als Erster ein, hinter ihm Ute. Und während sie die Tür schloss, gewahrte sie das Gesicht Jans am hinteren Brückenfenster auf sie hinunterschauend und leicht mit einer Hand winkend.
Wird nicht einfach sein, ein Privatleben zu führen , dachte sie und wandte dann ihre Interessen dem Professor Gustavson zu, dachte aber an das leicht fiebrige Aussehen des Steuermannes Jan Huber.
„Man sollte den Bordarzt unterrichten“, murmelte sie noch, bevor sie die Tür schloss.
Gus schaute ihr mit hochgezogenen Augenbrauen fragend entgegen.
„Was kann ich für Sie tun, liebes Fräulein?“
„Kann ich Ihnen erst einmal etwas zu trinken anbieten, Herr Professor?“
„Danke, einen Schuß Rum vielleicht.“
„Augenblick, kommt sofort. Pur oder gemischt?“
„Pur, wenn es nichts ausmacht.“
Ute schenkte Rum in zwei Gläser und nach „Prost“ und „Skol“ war der Gesprächsfaden strickbereit.
„Herr Gustavson, um auf den springenden Punkt zu kommen und weswegen ich mit Ihnen als Ersten der Wissenschaftler an Bord spreche, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, kann man fast sagen, geht folgende Frage direkt und ungeschmückt an Sie.“
Gustavsons Gesicht drückte ein gewisses Unwohlsein aus.
„Möchten Sie etwas erfahren, was nur ich wissen sollte?“
„Was ist Ihnen über das Projekt XENA bekannt, Herr Professor?“
Der Überraschungsausdruck auf seinem Gesicht verriet ihr, eine Mine angestochen zu haben.
Gold, Silber oder Kohle, war die Frage.
„Das haut mich um, was wissen Sie von dieser Angelegenheit. Was weiß das Hamburger Landesamt für Seearchäologie von Xena?“
Ute schaute ihren Gast nur lächelnd, aber ebenfalls überrascht an und dachte: Wer außer dem Professor weiß noch, für wen ich in Wirklichkeit arbeite? Hatte der alte Mann nur einen Versuchsballon steigen lassen, oder war ihm alles geläufig bezüglich der ihr zugeteilten Aufgabe an Bord?
Hamburg
morgens
Die „Gruppe Schliemann“ des Hamburger Landesamtes für Seearchäologie bestand aus fünf Wissenschaftlern der ersten Garnitur. Sie saßen an einem runden, mit einer Edelstahlplatte bedeckten Tisch, mitten in einem klinisch einwandfrei abgeschotteten Raum, rund zwölf Meter unter dem Hamburger Straßenniveau nahe der Alster. Die Anlage konnte nur über einen sehr gut getarnten Eingang, befindlich in einer Abstellkammer, einem dort bereitstehenden Lift, welcher nur per Geheimcode funktionierte, und dem Passieren einer Luft- und Entseuchungsschleuse betreten werden. An einer der Stirnseiten befand sich eine gepanzerte Glastür und ihr gegenüber ein ebenfalls gepanzertes Panoramafenster, welches einen menschenleeren Raum vom Rest des Hauptsaales trennte, in dem auf mehreren Tischen zehn Computerbildschirme mit dazugehörigen Tastaturen verteilt bereitstanden.
Nur zwei der Bildschirme waren in Betrieb und zeigten die gewünschten Szenen den am runden Tisch Sitzenden aus zwei verschiedenen Perspektiven, obwohl an vier Ecken unterhalb der Decke Videokameras montiert waren, nicht nur zwei.
Einen stetigen gefilterten Luftaustausch bewerkstelligten mehrere Spezialpumpen und deren zwischengeschaltete Filtereinheiten und Rohrsysteme, welche teilweise in an der Oberfläche stehenden, kleinen, fast unscheinbaren Steinquadern endeten, die als Luftein- und Auslass eine nicht unwichtige Rolle spielten.
Die gesamte Anlage war mit der Protektionsmarke der Klasse 1 ABC ausgewiesen, also gefeit gegen atomare, biologische sowie chemische Unfälle nach
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