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SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)

SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)

Titel: SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Kittner
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zunehmender Sequenz, je näher das Schiff dem Ziel kam, sodass man denken könnte, der Koloss hätte einen Abwehrschirm gebildet, um Unbefugten eine Annäherung zu erschweren.
    Als die LENIN nur noch eine halbe Seemeile Abstand zum Eis aufwies, ließ Yuri die Maschinen stoppen und sein Schiff langsam an Fahrt verlieren. Laut ihrer Glonas-Satellitennavigation sowie einer zusätzlichen Radarlandpeilung des Nicolay Points war ihre derzeitige Position auf 75 Grad 21 Minuten Nord und 56 Grad 14 Minuten Ost.
    Das zu erforschende, im Eis steckende „Ding“ konnte von dieser Position aus nicht direkt eingesehen werden.
    Der Funker erschien auf der Brücke, trat an die Seite des Kommandantensessels und überreichte Yuri einige Papiere sowie diverse Fotografien.
    Der Kommandant nahm diese mit einem leichten Kopfnicken in Empfang, blätterte in ihnen, ließ seinen breiten Hintern vom Sitz rutschen und verschwand mit den Unterlagen mit sich selbst redend und dem Funker im Schlepp in Richtung Kartenraum.
    Wenige Minuten später erschienen alle nautischen Offiziere auf der Brücke. Auch sie verschwanden im schwach rötlich erleuchteten Kartenhaus hinter einer schweren, samtartigen Gardine, die gegen die Schiffsbewegungen kardanisch anging.
    Die Seeleute, Matrosen und Leichtmatrosen, in diesem Fall drei Leute insgesamt, sahen sich gegenseitig erstaunt an. Da keine neuen Befehle ergangen waren, hielt der Rudergänger eisern den zuletzt angeordneten Kurs, wich davon nicht einen Grad ab.
    Der Steven kam der Eismasse langsam näher. Gut konnte die Brückenbesatzung jetzt die verschiedenen Strukturen und Farbgebungen von Weiß zum Hellgrau und Diamantblau unterscheiden, die Eishöhlen und kleinen Wasserfälle der Eisschmelze.
    Ein überragendes, atemberaubendes Schauspiel.
    In die Betrachtung hinein zerschnitt die Stimme des Kommandanten die Stille der Brücke:
    „Rudergänger Achtung, dreißig Grad Steuerbord!“
    „Dreißig Grad Steuerbord liegen an!“
    Langsam kam der Steven auf den neuen Kurs, mehr und mehr verlor das Schiff an Fahrt.
    Die Seeleute in der Brücke spitzten die Ohren. Was ging hier vor?
    „Ruder Mittschiffs!“
    „Mittschiffs!“
    Außer unverständlichem Gemurmel und zeitweiligen Überraschungsausrufen konnten die Seemänner kein klares Bild der Vorgänge erhalten.
    Die querab, langsam vorbeiziehende Eisbruchkante überragte das Schiff um ein Mehrfaches.
    Vom Objekt keine Spur, obwohl der älteste Matrose es gewagt hatte, mit einem Brückenfernglas der Offiziere das Eis vor ihnen abzusuchen.
    Die LENIN lag jetzt vollständig gestoppt in Leeseite des Eises geschützt vor Wellen und dem frischen, eisigen Wind.
    Kleine Eisbruchstücke klatschten von Zeit zu Zeit an den Schiffsrumpf, doch sie stellten keine Gefahr dar.
    Der Kommandant betrat das Ruderhaus, den Kartenraum im hinteren Teil der Brücke verlassend, und schaute dem Rudergänger direkt ins Gesicht.
    Er befahl: „Zehn Grad mehr nach Steuerbord, gehen Sie auf 85 Grad, bitte!“
    Einen Moment darauf die Bestätigung: „85 Grad liegen an, Herr Kommandant!“
    Yuri schob die beiden Fahrhebel auf halbe Fahrt voraus und sofort reagierten die Motoren.
    Sein Schiff nahm erneut Fahrt auf, während die restlichen Offiziere die Brücke mit Leben erfüllten.
    Der vom Rudergänger grob geschätzte Abstand zum „Eiswürfel“, wie die Matrosen den Koloss untereinander nannten, betrug vielleicht so um die 120 Meter und lag somit bestimmt noch im Bereich von möglichen vorstehenden Unterwassereismassen.
    Den Kommandanten schien diese Tatsache überhaupt nicht aufzuregen, er bestieg in aller Ruhe den Kommandantensessel und orderte eine Tasse Kaffee per Sprechverbindung zur Kombüse.
    Und das war’s, „der Moment, in dem der Elefant Wasser lässt“.
    Die Offiziere wechselten weissagende Blicke untereinander aus, genauso wie die Matrosen, die ein schnell größer werdendes Bedürfnis, die Brücke Richtung Mannschaftsmesse zu verlassen, verspürten.
    Die Notiz musste unbedingt und so schnell wie möglich unter die Leute.
    Der Kommandant verlangte nach Kaffee, nicht nach dem gewohnten Tee. Seine Ruhe war also nur vorgegeben, denn Kaffee bedeutete bei Yuri immer, dass die „Scheiße am Dampfen“ war.
    Die Matrosen konnten jedoch getrost Dampf ablassen, die Nachrichtenzentrale funktionierte wie immer perfekt. In wenigen Minuten erreichten die Nachrichten sogar den letzten Schmierer im Maschinenraum.
    Der „Moshit“ hat Kaffee bestellt.
    Rätselraten auf allen

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