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SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)

SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)

Titel: SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Kittner
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roter Halbmond zierte und darüber der Name HOSPITAL ZENTRAL GAMAL ABDEL NASSER stand.
    Ein abbruchreifer Bau, der ein bisschen Putz und Farbe bräuchte , dachte Tarek, als er aus dem Fahrgastraum des Autos stieg und zur stumpf-weißen Fassade emporschaute.
    Die beiden Soldaten hatten bisher nicht eine Silbe an Tarek verloren, taten es auch jetzt nicht.
    Der Beifahrer schloss die hintere Fahrzeugtür über den Beifahrersitz gebeugt, während der Fahrer schon Gas gab, das Auto in einer stinkenden Nebelwolke verschwand.
    Tarek stieg die acht Stufen zum Haupteingang empor, trat um sich blickend an einen wackligen alten Holztisch heran, auf dem ein Schild mit der Aufschrift INFORMATION in Englisch und Arabisch stand und hinter dem ein älterer Mann saß, angetan mit einem braunen Kaftan, in dessen linker Brusttasche etliche farbige Kugelschreiber staken, ein Zeichen für alle: Ich kann schreiben, sehr wahrscheinlich auch lesen. Der Mann schien irgendetwas Wichtiges in eine aufgeschlagene Kladde einzutragen.
    „Ich suche meinen Vater.“
    „Name?“, entgegnete der Mann hinter dem Tisch, ohne aufzublicken.
    „Mohamed Chucri, 72 Jahre alt.“
    „Mohamed ... Chucri, ah, hier ist er, erster Stock, Zimmer 12. Chucri kommt mir bekannt vor, da hat schon jemand anderes nachgefragt.“
    Karbolgeruch stieg Tarek in die Nase, den er nicht ausstehen konnte und der vielleicht der Grund war, warum er nicht nachhakte wegen der Nachfrage irgendwelcher anderer.
    Er nahm die Treppenstufen paarweise, atmete dabei verstärkt scheußlichen Karbolgeruch ein.
    Im ersten Stock angekommen zeigten kleine Tafeln ihm in Form von Pfeilen die verschiedenen Richtungen zu den einzelnen Zimmernummern an.
    Zimmer 12 lag im rechten Gang, dritte Tür auf der linken Seite.
    Da war sie.
    Er sah seinen Vater sofort, denn der stand mitten im Zimmer, eine weiße Bandage um den Kopf geschlungen wie ein Turban.
    Im selben Augenblick, als Tarek das gut belegte Krankenzimmer betrat, wurde Mohamed auf seinen Sohn, stehend in der Zimmertür, aufmerksam.
    Beide gingen mit ausgebreiteten Armen aufeinander zu, begrüßten sich herzlichst und ausgiebig, und Tarek trat dabei beinahe auf ein zwischen seinen Beinen umherkrakeelendes Huhn.
    Mohamed machte stolz seinen Sohn mit allen im Zimmer bekannt.
    „Wir können gehen, man hat mich entlassen, außer Kopfschmerzen wird von dem Unglück nichts übrig bleiben, Insch allah!“
    „Das freut mich, Vater, lass uns dieses nach Karbol stinkende Gebäude so schnell wie möglich verlassen, denn ich habe dir viel zu erzählen, wenn wir erst zu Hause sind.“
    In wenigen Minuten, Mohamed hielt in einer Hand den Zettel, den er zwar nicht lesen konnte, aber auf dem, wie ein weißbekittelter Mann ihm gesagt hatte, die Daten seiner Entlassung aus dem Hospital standen, stiegen die beiden die auf dem Gehsteig endenden Stufen hinunter.
    Tarek wurde auf dieses rote Papier in der linken Hand seines Vaters aufmerksam.
    „Warum steckst du das Papier nicht weg.“
    „Der Arzt hat mir gesagt: Behalte das Papier in der linken Hand, bis du auf der Straße bist. Das ist wichtig, damit alle sehen, dass du aus dem Hospital entlassen bist.“
    „Das ist doch Quatsch, ich ...“
    Als die beiden den heranrasenden Lastwagen hörten, war es für sie zu spät.
    Die Wucht des Aufpralls gegen den hohen Kühlergrill zerfetzte ihre Körper, schleuderte jene meterweit durch die Luft, um sie dann, wie zwei zerbrochene Puppen, in Blutlachen mitten auf der Zufahrtsstraße des Hospitals zurückzulassen.
    Ein vielmündiger Aufschrei vieler Kehlen entsetzter Menschen folgte, Mütter, die ihren Kindern die Augen verdeckten, Männer, die unter Schock zu Stein erstarrt schienen, und ein Lastwagen, dessen Nummer später, bei der Befragung seitens der Polizei, niemand im Gedächtnis hatte.
    Aus einem Seitenausgang erschien unbeobachtet ein Uniformierter, über einem Arm einen weißen Arztkittel tragend. Der Mann blickte stur geradeaus, seine Augen waren unerkenntlich versteckt hinter einer dunklen Polaroid-Sonnenbrille.
    Er bestieg eine wartende weiße Mercedes-Limousine, welche sofort losrollte, als die Beifahrertür schmatzend einrastete.
    Der zugestiegene Offizier drehte sich nur kurz um, schaute aus dem Heckfenster des Wagens, ohne eine Bewegung seiner Gesichtszüge.
    Von Ferne erscholl die Sirene eines heranrasenden Krankenwagens oder Polizeifahrzeugs. Doch auch das machte keinen Eindruck auf den Uniformträger, der jetzt wieder, im Sitz zurückgelehnt, in

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