SO!KIA: Die vergangene Zukunft (German Edition)
darauf die Brücke.
„Buenos dias, Señores, guten Tag, Sie Q gesetzt haben, wie ich sehe!“
Kapitän Bau nickte.
„Guten Morgen, Lotse, ich bin Kapitän Bau und das ist mein erster Offizier, Herr Huber“, antwortete der „Alte“ und wies mit einer Handbewegung auf mich. „Wie schon über VHF angekündigt, haben wir diverse Leute mit der Grippe Hongkong 1 A an Bord, die zwar, so wie es aussieht, unter Kontrolle ist, es aber erforderlich macht, einige meiner kranken Besatzungsmitglieder abzumustern.“
„Ja, ich bin unterrichtet. Wir werden etwas abgesondert machen fest. Der Hafenarzt kommt an Bord dort dann.“
„Können wir Ihnen einen Kaffee anbieten, Lotse?“
„Gracias, aber schon getrunken gerade.“
Ich lachte lautlos in mich hinein, was ich in dieser Situation als gutes Zeichen betrachtete.
Mein Humor kam zurück, so wie gewohnt.
Einem Spanier deutschen Filterkaffee anzubieten, den jeder normalerweise als „Kastanienwasser“ klassifizieren würde, ist, gelinde gesagt, läppisch.
Aber was soll’s, nicht jeder ist mit jedem Land der Welt, seinen Geschmacksrichtungen und Gelüsten vertraut.
Alle weiteren Kommandos gab der Lotse in der englischen Seeumgangssprache an.
Mehr ein „Spanglisch“, wie ich sofort heraushörte, und das mich, ich konnte ein inniges Lächeln dabei nicht unterdrücken, an folgenden Pidgin English Monolog erinnerte, der da lautet:
She not come!
I not come!
Baby come!
How come?
Zu meinem Glück schien mein Grinsen niemand mitbekommen zu haben denn, wenn ja, wäre ich mit aller Wahrscheinlichkeit nach eine Erklärung schuldig gewesen.
Das Leuchtfeuer „Llobregat“ glitt an unserer Backbordseite vorbei. Voraus erschien der Riesenbug und die unproportionierten Aufbauten, bestehend aus zehn Decks über der Wasserlinie, was mir Schauer über den Rücken laufen ließ, ein enormes Passagierschiff mit Kurs aufs offene Meer.
Auf so ein scheinbar unstabiles Ungetüm, welches bei starker seitlicher einkommender schwerer See bestimmt leicht in Schwulitäten kommen kann, gehe ich nicht im Traum , dachte ich, während der „Riesenkahn“ an uns vorbeiglitt und Hunderte von Augenpaaren zu uns „Winzlingen“ hinabschauten.
Einige der Passagiere winkten.
Von unseren Seeleuten fast niemand, von den Nichtseeleuten fast alle.
Hinter der Skyline Barcelonas, Hauptstadt der spanischen Provinz Cataluña, erahnte ich die unfertigen Türme der allerwelts bekannten „Sagrada Familia“, der „Heiligen Familie“ also. Ein Domes, geplant und baulich vom weltberühmten Architekten Antoni Gaudi geleitet, der sein Leben, im ersten Moment der Konfusión unerkannt, unter einer Straßenbahn im Jahre 1926 aushauchte und dessen mächtigstes Werk schon interessehalber vielleicht nie fertiggestellt werden würde, denn obwohl unvollendet, strömen Millionen zahlende Besucher jährlich in dessen Mauern.
Einmal vollendet, wer weiß, ob der Dom dann weiterhin so lukrativ sein würde, wie viele Einheimische, vielleicht nicht ganz zu Unrecht, jedoch gehässig behaupten.
Auf einem entfernt stehenden Naturstein-Mauerstück hatte jemand in großen, roten Lettern gesprayt:
CATALONIA IS NOT SPAIN
Was mich innerlich zu der Frage führte: Wenn dem so ist, was und wo ist dann SPAIN?
Spanien gibt es also nicht mehr, denn wenn die Katalanen es nicht sind, dann die Gallegos auch nicht und nicht die Valencianos, nicht die Balearen, nicht die Castellanos, nicht die ...
Viele Einheimische scheinen den historischen Zeitpunkt der Geschichte auszusuchen, der ihm so genehm wie irgend möglich erscheint und demnach in den Kram passte.
Niemand fing zum Beispiel beim Erwähnen der Historik bei Adam und Eva an oder als Pangea noch Geschichte machte.
Warum eigentlich nicht?
Wo soll das hinführen? Europa vereint in kleine Sonderregionen mit Sondergesetzen, Sondersteuern und Sozialversicherungen, die in den anderen Miniregionen dann irgendwann keine Geltung haben?
My home is my castle?
HAMBURG IS NOT GERMANY?
Unvorstellbar, man würde mich mit dem Vorwand des Rinderwahns „notschlachten“ mit solcher Idee, und doch ist es heutzutage anscheinend möglich.
Oder nicht?
Ich hoffte ehrlich, von einem Einheimischen dieser Region eine Antwort darauf zu erhalten, obwohl mich das alles eigentlich sowieso nichts anging, als kurweilenden, aber zahlenden Gast.
Eine halbe Stunde später waren wir an der „Moll de la fusta“, der alten Holzverladepier, hinter einem orange gestrichenen ehemaligen
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