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Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Titel: Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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in der Pause in ihre Loge gebeten.« Seine Augen füllten sich mit Tränen. »Ja, und da stand er plötzlich vor mir. Es hat sich nichts geändert, Feda. Ich liebe ihn noch genauso wie früher, und er liebt mich.«
    »Und wie soll es jetzt weitergehen?«
    »Ich weiß es nicht. Seine Frau ist schwanger. Wir haben verabredet, uns hin und wieder zu treffen.« Es war ihm anzusehen, dass er völlig fertig war. Er rauchte eine Zigarette nach der anderen, und in kurzer Zeit hatte er eine halbe Flasche Cognac geleert. »Ich weiß nicht, wie ich das durchstehen soll an meinem Geburtstag, Feda. Die vielen Gäste, mein Bruder und meine Schwägerin …«
    »Nun nimm dich mal zusammen, Georg.« Wenn ihr Freund in einem solchen Zustand war, musste Feodora immer ein Machtwort sprechen. »Du bist ein Mann, und nun benimm dich auch wie einer!«
    Nach einer Weile wurde Georg ruhiger. »Übrigens, Charlotta kommt übermorgen auch. Meine ganze Familie findet sie grauenhaft, schrecklich unmoralisch. Aber ich finde sie herrlich. Sie ist so unkonventionell.« Er musste lachen. »Wenn ich es recht bedenke, seid ihr beide euch ungeheuer ähnlich.«Feodora war wie immer etwas zu spät. Georgs mit erlesenem Geschmack eingerichtetes Haus war bereits voll mit eleganten, fröhlich plaudernden Menschen, als sie am Arm eines gutaussehenden jungen Leutnants in Uniform den Salon betrat.
    »Da bist du ja endlich, Feda«, rief Georg. »Du wirst schon sehnsüchtig erwartet.« Er winkte seinem Bruder zu, der von der anderen Seite des Raumes auf sie zukam, an der Hand hielt er eine sehr hübsche junge Frau. »Das ist Maria, meine Frau, und das ist Feodora von Harden, die glücklichste Witwe Königsbergs.«
    »Du bist ja noch genauso frech wie früher«, sagte Feodora und schlug ihm leicht mit ihrem Fächer auf die Wange. Sie lächelte Maria an. »So war er nämlich schon als kleiner Junge. Ich hoffe, du bringst ihm endlich Manieren bei.«
    »Wirst du mit Georg zur Jagd nach Weischkehmen kommen?«, fragte Carl. Er beugte sich zu seiner Frau. »Die beiden sollen ja unzertrennlich sein.«
    »Das stimmt«, sagte Georg, »und natürlich kommt Feda mit.«
    »Vielleicht beglücke ich euch auch mal wieder«, rief Charlotta, die gerade in Begleitung Edgars und ihres jungen Liebhabers, des Grafen Esterházy, hereinkam.
    Carl verdrehte die Augen. Das fehlte ihm gerade noch! Aber kurz darauf flüsterte Georg ihm zu: »Keine Sorge, du kennst sie doch. Das war nur ein Schreckschuss. Sie kommt nicht. Gestern hat sie mir erzählt, dass sie zur gleichen Zeit bei André und Alexia in Posen ist.«
    Carl atmete erleichtert auf. »Gott sei Dank geht der Kelch mal wieder an uns vorüber.« Der Besuch seiner exzentrischen Tante brachte jedes Mal den gesamten Haushalt durcheinander.
    »Und du bist also die kleine Troyenfeld«, wandte sich Charlotta an Feodora. »Ich kannte deine Mutter schon aus St. Petersburg. Dein Vater war ja ganz vernarrt in sie. Sie war aber auch eine bemerkenswert schöne Frau. Du siehst ihr übrigens sehr ähnlich.«
    Feodoras eben noch strahlendes Lächeln erlosch. »Danke«, sagte sie kühl und wandte sich Edgar zu. »Komm, erzähl doch mal, wie es dir so ergeht. Wir haben uns ja ewig nicht gesehen.«
    »Was ist mit ihr?« Charlotta sah Georg erstaunt an. »Habe ich wieder mal was Falsches gesagt?«
    »Das erzähl ich dir später«, beruhigte er seine Tante. »Feda ist ein wunderbarer Mensch und meine beste Freundin, aber auf ihre Eltern solltest du sie besser nicht ansprechen.«
    »Ich erinnere mich an meine letzte Begegnung mit ihrer Mutter. Eine schöne, aber kalte Frau. Es war übrigens in Weischkehmen.« Sie musste lachen. »Da hab ich Carl ja eben einen gehörigen Schrecken eingejagt mit meiner Drohung zu kommen.«
    »Ach, Charlotta, ganz einfach bist du ja wirklich nicht. Aber ich liebe dich, das weißt du doch hoffentlich. Und wenn möglich, benimm dich heute Abend.« Georg drohte ihr scherzhaft mit dem Finger.
    »Das kann ich dir nicht versprechen!«
    Der Abend wurde ein voller Erfolg. Georg war in Hochstimmung: Edgar war da, und nicht einmal die lautstarke Eifersuchtsszene, die seine Tante Charlotta dem jungen Esterházy machte, konnte ihn aus der Fassung bringen.
    »Gott sei Dank hatte sie so viel Anstand, das Ganze in der Diele zu veranstalten«, berichtete er Feodora am nächsten Tag. »So hat kaum jemand etwas davon mitbekommen.«Er lachte laut bei der Erinnerung daran. »Ein Vokabular hat meine fürstliche Verwandtschaft, daran kann sich

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