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Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Titel: Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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»Ich habe dir noch nicht mein Hochzeitsgeschenk gegeben«, sagte er. Er entnahm dem Etui ein mit großen Diamanten und Smaragden besetztes Collier und die dazu passenden Ohrringe. »Ich bin entzückt, dass du dieses Kleid gewählt hast. Der Schmuck könnte nicht passender sein.«
    Feodora wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte.
    Als das ungleiche Paar den riesigen, bereits voll besetzten Speisesaal betrat, verstummten für einen Moment die Gespräche. Alle starrten die schöne, junge, hochgewachsene Frau an, die mit erhobenem Haupt am Arm dieses kleinen, dicken Mannes auf den letzten noch freien Tisch am Ende des Saales zusteuerte.
    Feodoras Knie zitterten, und ihr einziger Gedanke war: Lieber Gott, lass mich sicher auf meinem Stuhl landen. Sie blickte nicht nach links und nach rechts, und so sah sie weder Ida, der fast der Löffel aus der Hand fiel, als sie ihre Freundin einer Göttin gleich durch den Saal schreiten sah, noch Georg Goelder, der glaubte, eine Fata Morgana zu sehen. »Das ist doch Feda! Was macht die denn hier mit dem grässlichen Harden?«, rief er entgeistert. Die Hochzeitsanzeigen waren erst gestern in die Post gegangen.
    Feodora und Heinrich hatten mittlerweile ihre Plätze eingenommen.
    »Ich habe ein Menü bestellt, ich hoffe, es ist dir recht.« Wie durch eine Nebelwand drang Heinrichs Stimme an Feodoras Ohr.
    »Ja, ja, natürlich. Ich habe keinen besonders großen Hunger.«
    »Wünschen die Herrschaften einen Aperitif?« Der Ober, der sie zu ihrem Tisch begleitet hatte, stand wartend vor ihnen. »Wie wäre es mit einem Glas Champagner?«
    »Nun, Liebes, was meinst du?«
    Feodora zuckte zusammen. Liebes! Wie schrecklich. Wollte er sie einstimmen auf das, was heute Nacht noch kommen sollte?
    »Ja, wenn du meinst.« Ihre Stimme war nur ein Krächzen.
    »Wir werden einen wundervollen Abend haben«, sagte er und führte ihre Hand an seine Lippen. »Das Essen hier ist vorzüglich, und die Weine erst, sie stammen aus allerbestem Anbau.« Mit leiser Stimme fuhr er fort: »Ich kann es kaum erwarten, dich in meinen Armen zu halten.«
    Feodora fröstelte. Ihre Hand zitterte, als sie das Glas Champagner in einem Zug leertrank. Den restlichen Abend erlebte sie wie in Trance. Heinrich schien ein bekannter Mann zu sein. Immer wieder kamen fremde Menschen an ihren Tisch, denen er sie stolz als »meine Frau« vorstellte und hinzufügte: »Wir haben heute geheiratet.«
    Feodora zwang sich, die Glückwünsche mit einem Lächeln entgegenzunehmen.
    Auch Ida kam mit ihren Eltern, um sie zu begrüßen und anstandshalber zu gratulieren. Klein Darkehmen lag unweit von Gut Eichen, man kannte sich und verabredete für den nächsten Tag ein Treffen am Strand. »Halt durch!«, flüsterteIda Feodora ins Ohr, als sie sich umarmten. »Wir reden morgen.«
    Einmal verlor Feodora beinahe die Fassung. Eine Gruppe gut aussehender junger Männer, offensichtlich auf dem Weg zur Bar, steuerte auf ihren Tisch zu. Ein Gesicht kam ihr bekannt vor. Feodora senkte den Blick und stocherte in ihrem Fisch herum. Bitte, lieber Gott, lass es nicht Georg sein, bitte! , dachte sie.
    Aber da rief ihr Mann bereits: »Sieh nur, Liebes, einer der Goelder-Jungen. Ist das nicht nett, dass wir ihn hier treffen?«
    Und da erklang sie schon, die ihr so vertraute, leicht spöttische Stimme. Georg schien ein wenig angetrunken. »Feda, altes Haus, du bist es wirklich! Was machst du hier?« Er wandte sich an Heinrich. »Sind Sie nicht Baron von Harden, ein Bekannter meiner Eltern?«
    »So ist es, mein Junge.« Heinrich schlug Georg jovial auf die Schulter. »Sie können mir und meiner kleinen Frau gratulieren. Wir haben heute geheiratet.«
    Für einen Moment schien es Georg die Sprache zu verschlagen. »Ach«, sagte er nur. »Das ging aber wirklich ein bisschen plötzlich. Gibt es dafür einen Anlass?« Der Sarkasmus in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    »Diese Eile habe ich meiner Frau zu verdanken. Sie konnte es kaum erwarten.«
    Mit einer leichten Verbeugung sagte Georg förmlich: »Na, dann wünsche ich dem glücklichen Brautpaar alles erdenklich Gute.« Ohne ein weiteres Wort eilte er seinen Freunden hinterher.
    Feodora war den Tränen nahe.
    »Sie muss zu dieser Ehe gezwungen worden sein«, sagte Georg, nachdem er seine Fassung wiedergefunden hatte.»Auf unseren Jagden mussten wir sie immer vor ihm retten. Er war schon vor Jahren hinter ihr her, niemals hat sie ihn freiwillig geheiratet.«
    »So was soll es öfter geben«, sagte Edgar

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