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Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Titel: Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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er immer in der Nähe. Er ließ sie nie für längere Zeit aus den Augen, und wenn sie sich etwas länger als nötig mit einem ihrer Partner unterhielt oder ausgelassen lachte, wurde er ungehalten. »Ich wünsche das nicht«, pflegte er dann zu sagen. »Du bist jetzt eine verheiratete Frau, also benimm dich entsprechend!«
    Einige Male fuhr er nach Danzig. »Ich habe dort geschäftlich zu tun«, erklärte er Feodora, »aber am Abend bin ich wieder zurück. Ich werde meine kleine Frau doch nicht über Nacht allein lassen.«
    Diese Gelegenheit nahm Feodora zum Anlass, ihn um etwas Geld zu bitten. »Wozu brauchst du Geld?«, fragte er verblüfft. »Ich komme doch hier für alles auf.«
    »Nun, wenn ich mit Ida ein Eis essen möchte, während du weg bist, will ich es gern selbst bezahlen … Und für Erna … sie ist so geschickt mit meinen Kleidern …«
    »Das erledige ich«, sagte er leicht ungehalten. »Aber du hast recht, ein Eis oder eine Schokolade solltest du selbst bezahlen können.« Achtlos legte er ein paar Goldmünzen auf den Tisch. »Das dürfte wohl genügen. Und da wir gerade dabei sind. Als meine Ehefrau steht dir für kleinere Ausgaben ein Nadelgeld zu. Ich werde da nicht kleinlich sein.« Danach sprachen sie nie wieder über Geld.
    »Leider«, beklagte sich Feodora bei ihrer Freundin, wenn Heinrich gleich nach dem Frühstück die Kutsche bestieg, »will er abends schon wieder zurück sein. Ach, es wäre zu schön, einmal eine Nacht Ruhe zu haben.«
    Aber dann, wenn Heinrich fort war, wurde Feodora für ein paar Stunden wieder das übermütige junge Mädchen, das sie vor kurzer Zeit noch gewesen war. Sie ritt mit den Freunden am Strand um die Wette, fuhr mit ihnen mit dem Boot hinaus und flirtete harmlos mit einem der gut aussehenden jungen Männer, die ihr allesamt den Hof machten. Oft sprach sie mit Ida, wenn sie allein waren, wie es wohl wäre, mit einem dieser jungen Männer verheiratet zu sein. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Nächte schön sein sollen. All die Romane von der Marlitt, die immer so glücklichenden, wo die Frauen vor Glück vergehen, ich kann das nicht mehr glauben. Das ist sicher nichts als eine Erfindung.«
    »Ach, Feda, du Arme.« Ida hatte schreckliches Mitleid mit ihrer Freundin »Ich weiß es nicht. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass ich keinen Mann heiraten werde, den ich nicht liebe. Das habe ich meinen Eltern auch schon klargemacht. Lieber werde ich eine alte Jungfer.«
    Wenn Heinrich abends aus Danzig zurückkam, erwartete Feodora ihn, mit Ernas Hilfe bereits für den Abend angekleidet, in ihrer Suite. Auf seine Fragen, wie der Tag ohne ihn gewesen sei, hatte sie nichts Besonderes zu berichten. Feodora lernte schnell, sich zu verstellen.
    Georg Goelder hatte sie gottlob nicht mehr gesehen. »Er ist am Morgen nach eurer Ankunft bereits wieder nach Königsberg abgereist«, erzählte ihr Ida, »zusammen mit Edgar von Witzleben, seinem besten Freund. Sie studieren zusammen. Er war natürlich fassungslos, dich als Ehefrau von Heinrich hier zu treffen.«
    »Hast du ihm die Wahrheit gesagt …?«
    »Nein, nur dass du keine andere Wahl hattest. Er lässt dich herzlich grüßen. Er hat gesagt, du tätest ihm furchtbar leid.«
    Feodora lachte unfroh »Das hilft mir leider auch nicht.« Niemand konnte ahnen, dass sie später einmal die besten Freunde werden sollten.
     
    Irma hatte sich gleich nach ihrer Ankunft auf Gut Eichen mit Käthe, der Mamsell, angefreundet, einer gemütlichen dicken Frau in den Fünfzigern, die wiederum mit Ludolf, dem Ersten Diener, verschwägert war. Beide waren schon seit Langemin Heinrich von Hardens Diensten, und so erfuhr Irma als Erstes das Drama um dessen erste Frau.
    »Der Herr Baron war schon über vierzig und sie jerade man sechzehn, als sie jeheiratet haben«, berichtete Käthe Irma gleich am ersten Tag. »Und so zart war dat kleene Marjellchen, Jott Erbarmerche! Janz verschichtert war se, und die Hausdame, die Kastner, hat ihr schrecklich rumkommandiert.«
    »Und dat hat se ihr jefallen lassen? Wat hat der Baron denn dazu jesacht?«
    »Nu, so richtich hat der dat jar nich mitjekriegt. Der war ja och so ville jeschäftlich unterwegs.« Käthe senkte ihre Stimme. »Viel jeweint hat die kleene Baronin, vor allem, wenn er jeschimpft hat, weil se man partout nich schwanger werden wollte. Et sollte doch unbedingt ein Erbe her. Nu ne nich, jlücklich war die nich, die Arme.« Käthe hatte ihren besten Marillenschnaps aufgemacht. »Na

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