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Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition)

Titel: Solang es Träume gibt: Das Leben einer ostpreußischen Gräfin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Schulze-Lackner
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gelaunt. »War es denn schlimm mit deinem Kindermädchen?«
    »Ich würde wirklich lieber allein ausreiten«, erwiderte Feodora. »Soll das jetzt etwa zur Gewohnheit werden?«
    »Ehrlich gesagt hätte ich es schon lieber, wenn ich dich auf deinen stundenlangen Ritten beschützt wüsste. Es gibt Wölfe in der Gegend, und die Wildschweine können fuchsteufelswild werden, wenn man sie aufschreckt.«
    Feodora sah ihn mit funkelnden Augen an. »Ganz wie der Herr befiehlt.« Sie rauschte wütend hinaus.
    Fast täglich ritt sie jetzt gemeinsam mit Klaus aus. Er zeigte ihr Stellen, die sie allein nie gefunden hätte, und erklärte ihr Käfer und Insekten, von deren Existenz sie bisher keine Ahnung gehabt hatte. Wenn sich versehentlich ihre Hände oder Arme berührten, durchströmte Feodora eine Welle noch nie gespürter Leidenschaft. Bald fieberte sie ihren morgendlichen Ausritten entgegen und war auch tagsüber von einer auffallenden Fröhlichkeit.
    Eines Morgens, sie hatten an ihrer Stelle an dem kleinen See Rast gemacht, sagte Klaus: »Ich muss morgen zurück nach Königsberg.«
    Feodora, die gerade wieder ihr Pferd besteigen wollte, glitt herunter. Langsam drehte sie sich um. »Und wann kommst du wieder?«
    »Voraussichtlich in ein paar Monaten. Werden Sie in Zukunft allein ausreiten?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. »Lass mich nicht zu lange allein.«
    Klaus schlang die Arme um sie und drückte sie für einen Moment fest an sich. Dann sprang er auf sein Pferd und galoppierte davon. Zurück ließ er eine verwirrte und unglückliche junge Frau. Plötzlich spürte Feodora ein Verlangen nach ihm, das ihr den Atem nahm. Von nun an trug ihr Prinz im Traum die Züge von Klaus.
    Heinrich stand am nächsten Morgen wie jeden Tag um sechs Uhr auf – die senile Bettflucht nannte er das –, während Feodora um neun von Irma mit einer Tasse heißer Schokolade geweckt wurde.
    »Der Klaus is weg«, sagte Irma als Erstes und stellte die dampfende Tasse auf den Nachttisch. Ohne eine Antwort abzuwarten, redete sie weiter. »Jott sei Dank. Die Leute haben schon anjefangen zu quatschen. Vor allem die Kastner.« Sie hatte die Vorhänge aufgezogen und sich auf dem Rand des Bettes niedergelassen.
    »So, was reden sie denn?« Empört richtete Feodora sich auf. »Es gibt da nichts zu reden. Du weißt doch, dass ich auf ausdrücklichen Wunsch von Heinrich …«
    »Mir musste dat nich sagen. Aber vormachen kannste mir och nuscht! Seitdem de mit Klaus in der Jejend rumreitest, biste wie ausjewechselt. Der Einzije, der dat nich mitjekricht hat, is ja wohl dein Mann.«
    Feodora sah sie betroffen an. »Findest du wirklich? Aber glaub mir, da ist nichts zwischen Klaus und mir.«
    »Jlaub ik ja, aber et wird jetratscht. Aber nu, wo er weg is, wer’n se sich beruhijen. Hoffentlich!«
    Im Stall und auf dem Hof herrschte wie immer geschäftiges Treiben.
    »Hans, ich habe gehört, Klaus ist nicht mehr da. Würden Sie mir einen anderen Burschen mitgeben?« Feodora sprach so laut, dass alle Umstehenden sie hören mussten. »Mein Mann hat recht, es ist sicherer, wenn ich nicht allein reite.«
    Hans lächelte sie freundlich an. »Das glaube ich auch, Frau Baronin. Wenn es Ihnen recht ist, gebe ich Ihnen den Helmut mit. Er ist zuverlässig, ein guter Reiter und kennt sich in der Gegend bestens aus.«
    »Danke, Hans. Also dann los, Helmut. Zeig mal, was du kannst.«
    Feodora vermisste Klaus schmerzlich. Wenn sie an ihn dachte, stieg in ihr eine ungeheure Sehnsucht auf. Er war so lieb und so scheu. Nur das Verlangen in seinen großen, glühenden Augen hatte ihn verraten. War das Liebe, was sie für ihn empfand? Nicht einmal mit Irma sprach sie darüber. Sie träumte, und wie einen geheimen Schatz hütete sie ihre Träume, ganz allein ihr sollten sie gehören. Sie wusste ja, er würde wiederkommen, bald, spätestens im Herbst, wenn die Semesterferien begannen.
     
    Es war an einem heißen Tag Ende August. Feodora stürmte in den Stall. »Helmut«, rief sie, »ist Honey schon gesattelt? Ich bin ein wenig spät.«
    »Wenn es der Frau Baronin recht ist, werde ich Sie heute begleiten.«
    Feodoras Herz schlug bis zum Hals. Sie brauchte einen Moment, um sich zu fassen. »Ach, Klaus, du bist wieder da«, sagte sie von oben herab. »Wo hast du denn die ganze Zeit gesteckt?« Ohne die Antwort abzuwarten, sprach sie weiter.»Na dann man los. Wir haben Hausgäste, ich bin schon etwas spät, und mein Mann erwartet mich pünktlich zum

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