Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
helfe Ihnen.“
„Ach, lassen Sie das.“
„Nein, ich bitte darum. Ich habe es wirklich nicht bemerkt, dass ich Sie angerempelt habe, das wollte ich wirklich …“
„Ist schon gut. Das kann schon mal passieren. Heute ist einfach nicht mein Tag. Und dann noch dieser Regen …“
„Das können Sie laut sagen. Kaum bin ich aus dem Flieger ausgestiegen, bin ich mit Fontänen von Wasser übergossen worden.“
„Flieger? Woher kommen Sie denn?“, fragt mich die Frau neugierig.
„Ich komme gerade aus Kanada, ursprünglich aber aus Deutschland.“
„Aus Kanada? Das ist ja ein Zufall.“
„Wieso?“, möchte ich wissen.
„Ach, nur so. Vielen Dank, dass Sie mir geholfen haben“, sagt die Frau, nachdem wir alles wieder aufgehoben haben.
„Das ist doch selbstverständlich.“
Die Frau reicht mir ihre Hand zur Verabschiedung und ehe ich ihr meine Hand entgegenstrecken kann, zieht sie die ihre wieder zurück und fragt, ob ich nicht Lust hätte, mit ihr einen Kaffee trinken zu gehen. Ich willige ein, denn irgendwie scheint sie sehr nett zu sein und außerdem brauche ich ein wenig Gesellschaft in dieser mir unbekannten Stadt.
„Nun erzählen Sie, was haben Sie in Kanada gemacht?“, fragt sie mich, als der Kellner den bestellten Kaffee bringt.
„Ich wollte etwas Neues machen, weg aus Deutschland“, antworte ich ihr und genieße den ersten Schluck Kaffee.
„Ich bin übrigens Katie und komme auch aus Deutschland.“
„Sie kommen aus Deutschland? Oh, welch ein Zufall. Ich heiße übrigens Lea.“
„Ich arbeite in Deutschland, wohne aber in der Schweiz. Ich weiß, normalerweise arbeitet man in der Schweiz und wohnt in Deutschland“, sagt sie amüsiert.
„Wieso auch nicht? Und wo in der Schweiz wohnen Sie genau?“, möchte ich wissen.
„Hier in Zürich. Am Zürichsee. Mein Ehemann ist Schweizer, deshalb wohne ich hier. Aber in Deutschland habe ich eine kleine Ferienwohnung, speziell für unter der Woche.“
„Wegen der Arbeit, verstehe.“
„Ja, genau. Da heute aber Samstag ist, bin ich hier“, entgegnet sie mir fröhlich.
„Wieso meinten Sie vorhin ‚Welch ein Zufall‘, als ich davon sprach, dass ich gerade aus Kanada komme?“
„Ach, ein Bekannter von mir, oder sagen wir viel eher, ein Ex-Arbeitskollege ist auch erst vor kurzem aus Kanada zurückgekommen“, sagt Katie, als sie gerade ihren letzten Schluck Kaffee nimmt.
„Ach, so ein Zufall“, sage ich und finde es beinahe schade, dass die Tasse schon leer ist und wir nun, womöglich, wieder aufbrechen müssen.
„Was machen Sie in der Schweiz?“, fragt sie plötzlich.
„Wenn ich das wüsste. Erst einmal eine Unterkunft finden“, sage ich. Katie schaut mich nachdenklich an, verabschiedet sich, kommt aber nach einigen Minuten wieder zurück, setzt sich wieder neben mich und meint, ich dürfe sie gerne duzen.
„Sehr gerne, ebenso“, sage ich und bin sehr überrascht, dass sie wieder zurückgekommen ist.
„Du brauchst eine Unterkunft?“, fragt sie mich.
„Ja, ich suche eine. Hier in Zürich gibt es doch bestimmt etliche“, antworte ich ihr lächelnd.
„Hör zu, zwar ist mein Gästezimmer im Moment belegt, aber da mein Mann die nächsten Tage nicht zu Hause ist, denke ich, ist es kein Problem, wenn du vorerst auf der Couch schläfst.“ Ich starre sie mit ungläubigen Blicken an und weiß noch nicht, wie ich auf ihr Angebot reagieren soll.
„Also, das ist sehr nett, aber …“
„Nichts aber, das ist völlig in Ordnung. Ich glaube, du musst erst einmal ankommen. Ich weiß nicht, ob ich falsch liege, aber du siehst sehr mitgenommen aus.“
„Ich? Mitgenommen? Ich meine, es ist so …“
„Lea, komm einfach mit“, befiehlt mir Katie und ich folge ihr. Irgendwie ist es mir unangenehm, einfach so in ihr Leben zu platzen, und auf der anderen Seite fühle ich, dass es falsch wäre, ihr abzusagen. Also komme ich mit.
Es ist ein komisches Gefühl, bei einer fremden Person in einem fremden Land zu Hause zu sein und den Mann, der mein Leben auf den Kopf gestellt hat, zu suchen. Nun sitze ich bei Katie auf der Couch, nicht weit von mir steht mein Koffer und ich bin alleine. Katie meinte, dass sie bald wieder zurück ist und ihr Arbeitskollege soeben aus Kanada zurückgekehrt und im Gästezimmer ist. Er bräuchte im Moment viel Ruhe und ich solle ihn deshalb nicht stören, was ich bestimmt nicht tun werde.
Mittlerweile ist es fast Mitternacht und Katie ist noch nicht da, weshalb ich mir etwas zum Essen zubereitet habe.
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