Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)

seltsam, aufregend, komisch und sehr außergewöhnlich“, antwortet sie und nimmt daraufhin einen großen Bissen von ihrem Croissant.
    „Und weißt du was? Er heißt sogar Noah“, sagt sie und ich verschlucke mich beinahe an dem schwarzen Kaffee, den Deborah immer viel zu stark macht.
    „Noah?“, entgegne ich ihr und muss unweigerlich an Noah Hillings denken. Sogleich verspüre ich eine unheimlich große Sehnsucht nach ihm und frage mich, warum ich ihn gerade jetzt so stark fühle, nachdem Deborah den Namen Noah erwähnt hat.
    „Wirst du ihn wiedersehen?“, frage ich sie gespannt und erahne bereits, dass es so sein wird, denn es verbirgt sich ein Lächeln in ihren Mundwinkeln.
    „Ja, ich glaube schon, das heißt, vielleicht“, antwortet sie.
    „Nur vielleicht oder ganz sicher?“
    „Ganz sicher“, gibt sie nun zur Antwort und muss lachend den Rest ihres Croissants in sich hineindrücken.
    Es freut mich für Deborah und wenn ich es mir recht überlege, dann habe ich sie, seit ich hier bin, nicht so glücklich gesehen.
    Der heutige Tag war sehr anstrengend. Rob wollte, dass ich jeden Buchungsposten noch mal durchgehe, obwohl ich kaum etwas davon verstehe. Er hat mich ermahnt, endlich den Privatunterricht bei Hillings zu nehmen. Ich kann meinen Frust nicht einmal Deborah erzählen, da sie im Moment Wichtigeres zu tun hat, wie es scheint. Sie trifft sich wieder mit diesem Noah. Wieso begegnen uns ständig Menschen, die entweder Hillings oder Noah heißen? Bisher hat sich der Noah Hillings, auf den ich warte, immer noch nicht gemeldet. Ob er sich jemals wieder an mich erinnern wird? Warten muss ich wohl nicht mehr auf ihn, denn bestimmt verliebt er sich gerade neu in Sarah. Während ich den Laptop öffne und meinen Gedanken hinterherjage, sehe ich, dass ich schon wieder eine E-Mail von N. Hillings erhalten habe. Er hat mir gestern geschrieben:
    „Hallo Lea, ich möchte dir einfach nur sagen, dass es schön war mit dir. Ich weiß, dass wir noch länger brauchen, bis wir uns wiedergefunden haben werden, aber wir sind auf einem guten Weg. Schlafe gut. Bye.“
    Sofort schreibe ich zurück und bin allmählich über seine E-Mails schockiert:
    „Hallo, in letzter Zeit erhalte ich ziemlich merkwürdige E-Mails von dir. Es ist zwar schön, dass unser Austausch persönlicher wurde, aber ich frage mich, was du damit meinst, wenn du schreibst, bis du mich wieder gefunden hast‘? Gruß, Lea.“
    Eines ist mir klar, die Privatstunden in Finanzbuchhaltung muss ich wohl oder übel bei einem anderen Dozenten nehmen.
    Es ist mittlerweile dunkel geworden, da sich der Tag dem Ende zu neigt. Plötzlich höre ich ein Kichern, draußen vor der Türe, renne ans Fenster und luge hinter dem Vorhang hervor. Hier stehen zwei Personen, die sich küssen. Ob es Deborah und ihre neue Bekanntschaft ist? Schwer zu sagen, in diesem Dunkel. Die Umrisse verraten, dass sie gerade dabei sind, sich auszuziehen. Das ist doch nicht Deborah. Oder doch? Lässt sie sich einfach so schnell mit diesem wildfremden Typen ein? Das wollte der doch von Anfang an, so wie er sie angemacht hat. Jetzt gehen sie auf das Haus zu und nähern sich der Türe. Dabei schaut der Mann plötzlich zu meinem Fenster hoch und für den Bruchteil einer Sekunde kreuzten sich unsere Blicke, zumindest glaube ich das zwischen Fensterglas und Nacht erkennen zu können. Ich glaube auch zu erkennen, dass er gut aussieht. Jetzt höre ich die Türe ins Schloss fallen. Vorsichtshalber bleibe ich lieber in meinem Zimmer, um jegliche peinliche Begegnung zu vermeiden. Wer weiß, in welchem Zustand sich die beiden gerade befinden.
    Heute fällt mir das Einschlafen sehr schwer. Als ich daliege und wach an die Decke starre, bemerke ich, wie plötzlich ein Gepolter und Geschrei von unten her dröhnt. Jetzt knallen die Türen und zu guter Letzt höre ich die Haustüre ins Schloss fallen. Haben die beiden etwa schon ihren ersten Streit? Das geht aber alles ziemlich schnell bei denen.
    Nach längerer Zeit habe ich es immer noch nicht geschafft einzuschlafen, weshalb ich beschließe, in meinen E-Mail-Account hineinzugehen und Anna zu schreiben. Sie fehlt mir sehr und wenn ich die Krise mit Noah Hillings überwunden habe, dann kehre ich wieder zurück nach Deutschland. Gerade, als ich Anna schreiben möchte, ertönt das Signal, dass ich eine Nachricht erhalten habe. Der Absender ist N. Hillings. Schon wieder?
    „Hallo Lea, ich weiß wirklich nicht mehr weiter mit dir. Ich gebe mir Mühe und tue