Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Solange du schläfst

Solange du schläfst

Titel: Solange du schläfst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
Vom Netzwerk:
den ganzen Raum.
    Und endlich glitt sein Körper auf meinen, und wir taten das, wonach ich mich die ganze Zeit über gesehnt hatte …
    Ich schaute in Jérômes Gesicht. Betrachtete die geschlossenen Lider, die langen dunklen Wimpern, die leicht geöffneten Lippen, und ein unbeschreibliches Glücksgefühl machte sich in mir breit.
    Jérôme schlug die Augen auf. »Was ist? Was schaust du mich so an?«, murmelte er schlaftrunken.
    Ich lächelte. »Weil ich dich so liebe.«
    Da nahm Jérôme mein Gesicht zwischen die Hände und blickte mir fest in die Augen. »Ich liebe dich auch, Anna«, sagte er. »So sehr, dass es manchmal wehtut.«
    »Schläfst du heute Nacht bei mir?«, flüsterte ich.
    Jérôme drehte sich auf die Seite und stützte seinen Kopf auf dem Ellbogen ab. »Das würde ich gerne, aber es geht nicht.«
    »Warum denn nicht?«
    »Ich muss noch was erledigen«, antwortete er knapp.
    Ich sah ihn erstaunt an. »Jetzt noch? Was denn?«
    »Das kann ich dir nicht sagen. Noch nicht.« Seine Stimme klang mit einem Mal ernst. Und bevor ich etwas erwidern konnte, fragte er leise: »Vertraust du mir?«
    Ich seufzte schwer, nickte dann aber, und Jérôme lächelte mich an.
    Als er kurz darauf die Zimmertür hinter sich ins Schloss zog, überfiel mich eine tiefe, wohlig warme Müdigkeit.

16.
    Mitten in der Nacht riss mich ein Albtraum aus dem Schlaf. Etwas Beunruhigendes, Schreckliches, an das ich mich jetzt, da ich schwitzend und mit dröhnendem Herzen aufrecht im Bett saß und in die Dunkelheit starrte, nicht mehr erinnern konnte. Dennoch blieb ein seltsames Gefühl in mir zurück.
    Ich warf die Decke zur Seite und schwang die Beine aus dem Bett. Meine Kehle fühlte sich trocken und rau an. Ich musste unbedingt etwas trinken.
    Die Wasserflasche auf dem Schreibtisch war leer. Ich seufzte, öffnete die Zimmertür und ging in den Flur hinaus. Leise schlich ich mich die Treppe hinunter und zog die Küchentür auf. Als ich meine Eltern am Esstisch sitzend vorfand, zuckte ich erschrocken zusammen.
    »Was macht ihr denn hier?«, stammelte ich.
    Claudia stand vom Stuhl auf und war mit zwei Schritten bei mir. Sie nahm mich in den Arm und drückte mich fest an sich.
    »Was ist denn los?«, fragte ich irritiert.
    »Ach nichts, Anna«, murmelte sie und setzte sich wieder.
    Doch ich glaubte ihr kein Wort. »Ist was passiert?«, wollte ich wissen. Alarmiert blickte ich zwischen meinen Eltern hin und her. Aber wieder bekam ich keine Antwort.
    Verschlafen rieb sich mein Vater mit den Händen übers Gesicht. Dann schaute er mich forschend an. »Wann hast du dich heute Abend von Jérôme getrennt?«
    »Was ist denn jetzt los? Soll das hier ein Verhör werden?«
    »Wann habt ihr euch getrennt?«, wiederholte mein Vater.
    »Warum fragst du?«
    »Antworte gefälligst, Anna!«
    Langsam wurde mir das Ganze zu blöd. Ich war noch im Halbschlaf, und außerdem hatte ich keine Lust, mir diesen wunderbaren Abend mit Jérôme durch einen überflüssigen Streit mit meinen Eltern vermiesen zu lassen.
    »Ich geh wieder ins Bett«, murmelte ich und wollte mich umwenden.
    »Wir haben heute Abend so einiges über Jérôme erfahren, das uns sehr befremdet hat«, ließ meine Mutter schließlich die Bombe platzen.
    Mein Nacken versteifte sich. »
Befremdet?
Wovon redest du?«
    Claudia hob beschwichtigend die Hände. »Reg dich bitte nicht auf, Anna. Uns ist klar, dass das jetzt nicht leicht für dich ist, aber setz dich doch bitte und lass uns in Ruhe darüber reden.«
    Ich schüttelte heftig den Kopf. »Ich kann euch auch sehr gut stehend zuhören.«
    »Wusstest du, dass dein sauberer Freund mit Drogen dealt?«, fuhr mich mein Vater plötzlich an. »Wusstest du, dass er sie an die Kinder im Dorf verkauft? Harte Drogen?« Er brach ab, schluckte schwer, bevor er mit deutlicher Verachtung in der Stimme fortfuhr: »Verkauft das Zeug an ahnungslose Kinder.Wenn ich mir vorstelle, dass der Dreckskerl in den letzten Wochen in meinem Haus ein und aus gegangen ist …«
    Ich atmete zitternd aus. »Wer hat euch denn so einen Schwachsinn erzählt?«
    »Herr Krause«, gab mein Vater offen zu. »Jérôme hat schon ein paarmal versucht, seinem Sohn und dessen Freunden etwas von dem Stoff anzudrehen. Herr Krause hat ihn erst neulich zur Rede gestellt und ihm mit einer Anzeige gedroht.«
    »Aber davon hat er sich anscheinend nicht abschrecken lassen«, setzte meine Mutter hinzu. »Heute Abend gegen elf Uhr hat er es auf dem Fest wieder versucht. Konstantin Krause hat es

Weitere Kostenlose Bücher